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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Titel: Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt
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gedrängt.
Während Millie das Neugeborene in den Armen wiegte, mit glänzenden Augen, wusch
Lydia die erschöpfte junge Mutter, kleidete sie in ein frisches Nachthemd und
wechselte ihre Bettwäsche. Da Charlotte so kurz nach der Geburt noch nicht ihr
Kind stillen konnte, würde es zunächst mit der Flasche gefüttert werden.
    »Schlaf jetzt«, sagte Lydia, als
Charlotte wieder im Bett lag, und beugte sich über ihre Stieftochter, um sie
auf die Stirn zu küssen. »Du hast eine gewaltige Anstrengung hinter dir.«
    Charlotte hätte jetzt gern Annie bei
sich gehabt und Patrick, aber sie war zu erschöpft, um Lydia zu widersprechen.
Für einen Moment schloß sie die Augen.
    Es war dunkel im Raum, nur der
schwache Schein des Monds drang durch ein Fenster, als Charlotte erwachte.
Patrick lag an ihrer Seite, hielt sie in einer lockeren Umarmung und schützte
sie mit der Kraft und Wärme seines großen Körpers.
    »Wie ist es dir gelungen,
ausgerechnet dann hier zu erscheinen, als ich dich am meisten brauchte?«
fragte Charlotte, weil sie spürte, daß er wach war.
    Patrick küßte ihre Schläfe. »Ich
konnte dir einfach nicht mehr fernbleiben«, gestand er heiser. »Warst du schon
in dem Haus in Seattle?«
    Charlotte erinnerte sich an die
überwältigende Einsamkeit, die sie während ihrer Trennung empfunden hatte, und
wurde ärgerlich. »Nein«, sagte sie. »Ich weiß davon, weil deine Anwälte mir
geschrieben haben, aber, offen gestanden, habe ich nicht das geringste
Verlangen verspürt, dieses Haus zu sehen.«
    »Warum denn nicht?« Patrick schien
verwirrt, aber auch verletzt. »Dieses Haus wäre nie gebaut worden, wenn ihr
beide du und Annie — nicht gewesen wärt. Ihr sollt darin leben.«
    »Annie und ich sind keine
Porzellanpuppen, die man in einen hübschen Schrank stellt und ab und zu
abstaubt, Mr. Trevarren. Wir werden nicht eher einen Fuß in dieses Haus
setzen, bis wir drei endlich eine richtige Familie sind!«
    »Was sollten wir denn sonst sein?«
fragte Patrick, scheinbar noch immer sehr verwirrt. »Annie ist unser Kind; du
bist ihre Mutter, ich bin ihr Vater. Das macht uns zu einer Familie, oder
nicht?«
    »Nein!« widersprach Charlotte
heftig. »Wenn du eine Familie sehen willst, dann schau dir Papa, Lydia und die
Jungen an! Sie leben hier zusammen, lieben sich und streiten, lachen und
weinen miteinander!« Charlotte holte tief Atem. Sie wußte, daß sie im Begriff
war, das größte Risiko ihres Lebens einzugehen, aber nichts hätte sie daran hindern
können. »Falls du uns noch einmal verlassen solltest, Patrick, muß ich dich
bitten, hier nie wieder zu erscheinen. Papa hat einflußreiche Freunde — er kann
eine diskrete Scheidung für uns arrangieren.«
    Sie spürte, wie Patrick sich neben
ihr versteifte und der Druck seines Arms um ihre Schultern zunahm. Aber das Versprechen,
nach dem Charlottes Seele hungerte, kam nicht über seine Lippen, vielleicht,
weil es ihm ganz einfach nicht gegeben war, ein derartiges Versprechen
abzulegen.
    »Bis heute dachte ich, ich könnte
ohne dich nicht weiterleben«, fuhr Charlotte fort, obwohl ihr selbst nicht
recht bewußt war, woher sie in diesem Augenblick größter Schwäche die Kraft
dazu nahm. »Als ich dich wiedersah, wußte ich, daß ich dich mehr liebte als je
zuvor und dich noch viel mehr brauchte, als es je der Fall gewesen war. Aber dann,
aus diesem schrecklichen Schmerz heraus, erschien Annie. Sie ist ein Geschenk
Gottes, Patrick, ein Wunder, wie du ganz richtig gesagt hast. Und bis ich stark
genug bin, wieder zu mir selbst zu finden, wird sie der Grund sein, der mich am
Leben erhält.«
    Patrick legte sacht eine Hand an
Charlottes Wange und spürte, ganz ohne Zweifel, daß sie weinte. Aus dem
Zittern, das durch Patricks großen Körper ging, schloß sie, daß auch er ein
paar Tränen vergossen haben mußte. »Mein Gott, Charlotte«, murmelte er nach
einem langen Schweigen. »Du bist ganz ohne Zweifel die bemerkswerteste Frau,
die je gelebt hat.«
    Es war keine Antwort, aber für diese
Nacht genug. Charlotte umarmte ihren Mann und ließ sich von ihm halten, und zum
erstenmal seit Monaten schlief sie friedlich und entspannt.
    Eine Woche nach Annies Geburt, als
Patrick überzeugt sein konnte, daß seine Frau und seine Tochter wohlauf waren,
fuhr er nach Seattle, um sich das herrschaftliche Haus anzusehen, daß er schon
lange vor seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten in Auftrag gegeben hatte.
Er nahm sich nicht einmal die Zeit, zur Werft zu gehen, um
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