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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Titel: Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt
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von ihnen Mr. Trevarren seine
wohlverdiente Strafe auch wirklich erteilen würde.
    »Lydia sagte, daß Charlotte nachts
weint«, fuhr Millie traurig fort. »Sie ißt nur ihrem Baby zuliebe, aber nicht
für sich selbst, und es vergeht kein Tag, an dem sie nicht in der Bucht nach
Schiffen Ausschau hält.«
    Lucas seufzte, erwiderte jedoch
nichts. Eine seiner größten Stärken war die Fähigkeit, anderen zuzuhören, ohne
sich ein Urteil über das Gehörte anzumaßen.
    Ganz unvermittelt begann Millie zu
weinen. »Ich ertrage es nicht mehr, Lucas«, flüsterte sie. »Es ist furchtbar,
Charlotte so leiden zu sehen — sie war immer so stark, so voller Lachen und
Humor!«
    Lucas erhob sich aus seinem Sessel,
kam um den schmiedeeisernen weißen Tisch herum und hockte sich neben Millie.
»Liebling«, sagte er und zog sie fest in seine Anne. »Charlotte ist stark, und
sie ist von Menschen umgeben, die sie lieben und verehren. Laß ihr Zeit, dann
wird sie bald wieder so wie früher sein.«
    Millie wischte mit dem Handrücken
ihre Tränen ab. Niemand, mit Ausnahme von Patrick Trevarren vielleicht, kannte
Charlotte so gut wie sie selbst. Charlotte war stark und unverwüstlich, das
stimmte, und daß ihre große, muntere Familie sie bis zur Selbstaufgabe liebte,
war ebenfalls eine unbestrittene Tatsache. Aber die starke Seelenverwandschaft,
die zwischen den beiden Schwestern bestand, ermöglichte Millie, etwas zu
spüren, was die anderen nicht zu merken schienen.
    Das Licht in Charlottes Seele,
Essenz und Grundlage ihres Wesens, wurde mit jedem Tag schwächer.
    Lucas richtete sich auf und legte
eine Hand auf Millies Schulter. »Ich muß jetzt gehen«, sagte er. »Ich habe noch
Hausbesuche zu erledigen.«
    Millie wandte den Kopf, küßte ihn
auf die Hand und nickte, ohne aufzuschauen. Als er fort war, räumte sie den
Tisch ab und stellte das Geschirr in den Ausguß. Dann nahm sie ihre Schürze ab,
verließ das Haus und machte sich auf den Weg zu Charlotte.
    Charlotte stand auf einem Balkon im ersten
Stock ihres Elternhauses, die Hände schützend auf ihren gewaltigen Bauch
gelegt. Ein unsicheres Lächeln spielte um ihre Lippen. »Vielleicht wird es schon
heute sein«, sagte sie zu ihrem ungeborenen Kind. »Vielleicht wird dein Papa
heute zu uns zurückkehren.«
    Sie hörte eine der Terrassentüren in
den Angeln quietschen und kehrte zu ihrem Sessel zurück, als ihre Stiefmutter
zu ihr hinaus ins Freie kam.
    Lydia war eine schöne, interessante
Frau mit ungewöhnlich starkem Charakter, die ihren Söhnen eine liebevolle
Mutter und ihrem Mann, Charlottes Vater, eine zärtliche Gattin war. Doch ganz
abgesehen von diesen Eigenschaften besaß sie auch eine beachtliche Machtstellung
innerhalb der Geschäftsführung des weitverzweigten Holzhandels ihres Mannes.
    Sie blieb am Geländer der schmalen
Terrasse stehen, und der feuchte Wind, der von der See herüberwehte, löste
blonde Strähnen aus ihrem weichen Knoten. »Wenn ich einen Wunsch frei hätte,
Charlotte«, sagte sie, ohne ihre Stieftochter anzusehen, »würde ich dir eine
Liebe wünschen, wie sie deinen Vater und mich verbindet. Unsere Liebe ist eine
jener seltenen Verbindungen, die die Seelen der Partner nährt und ihnen dazu verhilft,
das Beste von sich zu geben.«
    Charlotte hörte schweigend zu. Lydia
prahlte nicht — die tiefe Leidenschaft, die Brigham Quade mit seiner schönen
Frau verband, war für jeden ersichtlich, der sich die Mühe machte,
hinzuschauen. Und Millies und Lucas' Beziehung war sehr ähnlich geartet, wenn
sie auch vielleicht nicht ganz so stürmisch war.
    Lydia wandte den Kopf und schaute
Charlotte an, die in ihrem Sessel sitzenblieb, weil sie sich ihres riesigen
Bauchs wegen als unförmig und ungeschickt empfand. »Ich würde normalerweise
nicht so zu dir sprechen, weil ich weiß, wie sehr du leidest. Aber ich spüre,
daß es nötig ist, weil ich glaube, daß die gleiche Liebe, die deinen Vater und
mich verbindet, auch zwischen dir und Patrick Trevarren existiert. Und falls
ich nicht sehr im Irrtum bin, Charlotte, solltest du dich allmählich mit dem
Gedanken vertraut machen, daß du um deine Ehe kämpfen mußt.«
    Charlotte schluckte. Es war
anscheinend schon für alle offensichtlich, daß Patrick sie und ihr Kind schmählich
im Stich gelassen hatte. O ja — er hatte einen Bauunternehmer beauftragt, ein
prächtiges Haus in Seattle für sie zu errichten, und im Hafen wurde nicht nur
ein Segelschiff für ihn gebaut, sondern gleich zwei ... Aber zu einem
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