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Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)

Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)

Titel: Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
Autoren: Nataly Bleuel , Michael Kuhr
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Prolog oder: vor Gericht
    Z wei Männer in Glaskäfigen. Es ist ein großer Saal, seine Mauern sind aus dickem Stein und hundert Jahre alt. Vor den hohen Fenstern stehen noch mal Wände aus Glas, so dass von der Stadt draußen nur fahles Licht hereinbricht.
    Vorne ein hohes Podest, noch leer. An der linken und an der rechten Seite des Raums zwei Kästen aus Glas. Im linken sitzt ein junger Mann, im rechten auch. Sie sitzen sich gegenüber, doch sie sehen sich nicht an. Der im rechten hat den Kopf zwischen die Schultern gezogen und schaut auf seine Hände. Der im linken starrt auf die Fenster, durch die man die Freiheit nicht sieht.
    Der Saal ist bis zur Decke getäfelt, und auch die beiden Kronleuchter verleihen ihm etwas Feierliches – schon bevor das Gericht erscheint und alle aufstehen. Noch ist es still im Saal 500.
    Es sitzen da noch, vor den Glaskästen, einige Herren in schwarzen Roben und blicken konzentriert auf die Bildschirme ihrer Laptops. Zwei gehören zum linken Käfig, drei zum rechten. Wie auf einer einsamen Kanzel scheint zwischen Podest und Käfig der graumelierte Staatsanwalt zu schweben. Und schweigend stehen zur Sicherheit Justizvollzugsbeamte in dunkelblauer Dienstkleidung im Raum verteilt. Manche tragen Schlagstöcke und Handschellen, einige sogar Schusswesten.
    Dann werden die Flügeltüren geöffnet, und es poltern die Zuschauer herein, dass die Dielen knarzen. Wenn man den Saal von hinten betritt, durch den Zuschauereingang, kann man kaum erkennen, ob die Leute vorn auf dem Podest lächeln werden oder nicht. So tief ist der Raum, gediegen, ehrerbietig.
    Die Holzbänke knacken beim Draufsetzen. Sie sind durch eine Balustrade vom Verhandlungssaal getrennt. Es sind etwa ein Dutzend Bänke. Sie werden nicht ganz voll.
    Die erste Reihe ist geschlossen: sechs, acht breite, bullige Männer mit dunklen Haaren. Fast alle tragen sie Jogginghosen, Turnschuhe und Pullis, durch die sich ihre Muskeln abzeichnen. Sie wirken nicht ganz ausgeschlafen, gerötete Augen. Es ist elf Uhr vormittags.
    In der zweiten Reihe eine rundliche ältere Frau in bodenlangem Mantel und Kopftuch. Neben ihr ein alter Mann mit Käppchen auf grauen Haaren und Gebetskette zwischen den Fingern. Und eine junge Frau ohne Tuch und Schmuck.
    Weiter hinten einzelne Männer in Anzügen und junge Frauen, Studentinnen vielleicht.
    Dann gehen die Türen vorne hinter dem Podest auf, und es kommen herein: der Richter, Beisitzerinnen, Schöffen, die Protokollantin. Alle erheben sich. Auch die beiden Männer in den Käfigen. Der, der vorher auf seine Hände geschaut hat, lächelt der alten Frau zu. Sie nickt.
    Und dann blicken alle auf die Besucher in der ersten Reihe: Solche Energien gehen von diesen Männern aus. Wie eine Welle stehen sie da, mächtig, gewaltig.

    Es ist der fünfte Verhandlungstag im sogenannten Poker-Prozess. Er wird verhandelt im Landgericht in Berlin-Moabit. Vier Männer wurden schon verurteilt, jetzt geht es um die Drahtzieher.
    Am 6. März 2010, einem Samstag, überfiel eine Gruppe von Männern ein Pokerturnier. Aber nicht irgendeines, sondern eines der größten Pokerturniere der Welt, das European Poker Tournament. Es fand zum ersten Mal in Berlin statt, im Herzen der Stadt, in einem Nobelhotel am Potsdamer Platz. Eine Woche lang wurde gespielt, von Zockern, von Profis wie der Pokerweltmeisterin Sandra Naujoks und von Promis, Boris Becker und Charlotte Roche waren auch dabei. Das Preisgeld betrug 4,6 Millionen Euro. Der Sieger bekam eine Million. Ein Spektakel, bei dem unzählige Kameras liefen.
    Kurz nach zwei Uhr mittags stürmten vier Männer durch einen Seiteneingang des Hotels in den Vorraum des Turniers. In den Ballsälen liefen gerade drei Turniere: Freezeout, Highroller, Ladies-Only.
    Die Männer trugen Mützen überm Gesicht und vermeintliche Schusswaffen, einer hatte eine Machete. Sie stürmten die Registratur. An einem Tisch wurde das eingesetzte Geld kurzfristig gesammelt, gut sichtbar in einem offenen Tresor. Die Männer riefen: »Das ist ein Überfall!« und »Go, go, go!« Der Tumult draußen wurde auch im Turniersaal spürbar. Panik brach aus. Stühle und Tische wurden umgeschmissen, Spielchips und Karten wirbelten durch den Raum, Menschen warfen sich zu Boden, in Deckung. Die Kameras übertrugen es live.
    Die Männer rafften Geld zusammen: an die 800 000 Euro.
    Dann erkannten die Sicherheitsleute ihre Chance. Einer war sehr groß und wuchtig. Er stürzte sich auf einen Mann mit Pistole und
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