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Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)

Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)

Titel: Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
Autoren: Nataly Bleuel , Michael Kuhr
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täte er, aber er bekomme keine brauchbaren Infos. Mittlerweile konnte man die Gesichter der Verdächtigen in jeder Berliner Zeitung sehen. Ich fragte ihn, ob er die Leute kenne. Er sagte: Ich kenne keinen von ihnen. Ich habe das Gespräch beendet, weil ich das Gefühl hatte, er lügt. Einen Tag später habe ich mich mit dem großen Bruder von Amir und Karim getroffen. Er heißt Hakim und ist für mich das Familienoberhaupt. Ich wollte von ihm wissen, was er über die Sache denkt. Er sagte, er würde seinen Brüdern glauben. Falls sich aber herausstellen sollte, dass sie an dem Raub beteiligt gewesen sein sollten, dann müssten sie ihre gerechte Strafe bekommen. Er hätte aber auch gehört, dass ein Mitarbeiter meiner Firma in den Überfall verstrickt gewesen sei.«
    » In den Akten haben wir eine SMS«, sagt der Richter dann, »die Sie dem Angeklagten – Amir – geschrieben haben. Da heißt es: ›Lieber Amir, nach unserem Meeting im Adagio hast du weiter Hausverbot, es wird nur aufgehoben, wenn ich mich persönlich für dich verbürge. Und das tue ich auf gar keinen Fall. Liebe Grüße, Ali Kuhr.‹ – Das sind Sie?«
    »Das habe ich geschrieben.«
    »Ali?«
    »Das ist mein Spitzname in der Szene. Weil ich mit vielen Ausländern befreundet bin. Ali Kuhr, das bin ich.«
    »Und Sie haben die alle in Ihrem Adressbuch?«
    »In meinem Handy. Ich sehe sofort, wer anruft.«
    »Sie erkennen jede Nummer?«
    »Nein, ich kenne jeden Namen. Und ich speichere mir jeden Anruf. Von all den Leuten aus der Unterwelt. Aber auch so.«
    »Und die rufen Sie an.«
    »Die rufen mich an, wenn sie in meine Clubs reinwollen.«
    »Aha. Sie haben die Telefonnummern der Unterwelt.«
    Der Verteidiger macht eine Pause, als müsste er wirklich nachdenken. Wie kann es so was geben? Er legt den Kopf schief und sieht den Zeugen prüfend an. Als wollte er sagen: Das müssen Sie mir jetzt aber wirklich mal erklären.

Nicht aus jedem Jungen wird ein Fußballprofi
    D as will ich gerne tun: erzählen und erklären. Wie ich wurde, wer ich bin.
    Sonst versteht man meine Rolle nicht: zwischen Unterwelt, Polizei und High Society. Den Job als Türsteher und Bodyguard. Warum mir mein guter Ruf wichtig ist. Ich bin unabhängig von Großfamilien, Rockerbanden, großen und kleinen Verbrechern. Das ist in meinem Beruf extrem selten. Und darauf bin ich extrem stolz.
    Wo soll ich anfangen? Wie ich Weltmeister wurde? Oder Türsteher? Das Gefühl, Superstars wie Leonardo DiCaprio oder Lady Gaga zu beschützen? Als Muhammad Ali an meinem Ohr gezuppelt hat? Oder die erste blutige Nase? – Damit fange ich an.
    Ich bin im Wedding groß geworden, im Norden Berlins. In meiner Kindheit sprach man noch nicht von sogenannten »Problembezirken«. Damals gab es noch nicht diese Klischees, die man heute Neukölln, Wedding oder Kreuzberg zuschreibt.
    Wäre es nach meinem Vater gegangen, hätte ich Fußballstar werden sollen. Er hat mich praktisch gezwungen, Fußball zu spielen. Ich fand es langweilig. Aber er schleifte mich in eine Halle, zu dem Zeitpunkt war ich sechs oder sieben.
    Vieles aus meiner Kindheit ist verblasst, weg, verschwommen. Aber an meine erste blutige Nase erinnere ich mich sehr gut. Ich stand am Spielfeldrand und redete mit jemandem. Plötzlich knallte der Ball an meinen Kopf. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet. Das war ein Schock, und von diesem Moment an war es aus mit meiner Fußballerkarriere.
    Danach hatte ich sogar Angst vor einem Ball. Vor einem Ball! Das klingt vielleicht komisch: Ein Typ, der sechsfacher Kickboxweltmeister ist und andere beschützt, hatte Angst vor einem Ball. Aber Angst an sich ist im Grunde nicht schlimm. Angst hat jeder mal. Der eine kann sie eben mehr, der andere weniger gut kontrollieren. Ich brauche die Kontrolle. Kontrolle gibt mir Sicherheit.
    Eigentlich habe ich mich gut mit meinem Vater verstanden. Er arbeitete bei den Berliner Verkehrsbetrieben, als Zugabfertiger bei der U-Bahn. Zugabfertiger sind diejenigen, die am Gleis in einem Häuschen stehen und den Zug durchwinken. Zum Schluss war er Pförtner bei den Kabelwerken in Berlin-Tegel.
    Uns verband eine gemeinsame Leidenschaft: Minigolf. Wir gingen oft zusammen auf den Minigolfplatz. An guten Tagen lochten wir auf einem Parcours mit 18 Spielfeldern mit 18 Schlägen ein. Wir waren echt gut, fast schon Profis. Wenn es mal nicht so gut lief, brauchten wir 20 bis 24 Schläge. Aber damit lagen wir meistens immer noch weit vor allen anderen, die mit uns spielten.
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