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Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)

Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)

Titel: Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
Autoren: Nataly Bleuel , Michael Kuhr
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war noch zu jung und unerfahren, um mich sofort zu wehren. Diese Situation geisterte jahrelang in meinem Kopf herum und ließ mich nicht in Ruhe. Es ärgerte mich, dass solche Typen einfach daherkamen und andere grundlos schikanierten. Außerdem war ich von mir selber irgendwie enttäuscht, dass ich so hilflos dagestanden und nichts getan hatte.
    Aber wie sagt man so schön: Man sieht sich immer zweimal im Leben! Jahre später, ich war 21 und Türsteher, kam genau dieser Typ eines Abends zu uns in die Disco. »Zufällig« traf ich ihn auf dem Parkplatz. Ich hielt ihn an und fragte: »Weißt du noch, wer ich bin?«
    »Nein«, antwortete er.
    »Ich war der kleine Junge, den du damals auf dem Klo in der Schule verprügelt hast. Von hinten.«
    Er lachte und sagte nur: »Kann sein, hab mich früher öfter geprügelt.«
    Rums. Ich schlug ihn nieder. Danach ging es mir besser. Die alte Last war weg. Es war mir ein innerliches Bedürfnis. Zugegeben, das war keine rühmliche Tat, aber der Zusammenstoß auf dem Schulklo hatte ein paar ordentliche Kratzer auf meinem Ego hinterlassen. Nun hatte ich endlich meine Genugtuung, dachte ich. Heute würde ich jedem dazu raten, Konflikte dieser Art zu vermeiden oder zumindest verbal zu klären. Auch wenn der Typ es nicht anders verdient hatte.

    Mit zwölf gab es dann noch ein entscheidendes Erlebnis in meinem Leben. Ein Kumpel lud mich ins Kino ein, wo ich zum ersten Mal einen Film mit Bruce Lee sah. Dieser Film hat mich so richtig fasziniert. Ich kam aus dem Kino raus und dachte: So kämpfen wie der, das will ich auch. Man kann sich das heute nicht mehr vorstellen, aber damals war diese asiatische Kampfkunst etwas völlig Neues und Fremdes. Die Beherrschung des Körpers, diese Schönheit, die Kraft, die Disziplin. Das hat mich total beeindruckt.
    Ein paar Blocks von mir entfernt gab es einen Kampfsportverein. Da bin ich hin und wollte beitreten. Aber mein Vater war dagegen. Er sagte: »Wenn du so kämpfen lernst, bist du vielleicht noch irgendwann stärker als ich und verprügelst mich dann.« Keine Ahnung, wie er auf so einen dummen Gedanken kommen konnte. Ich habe noch nie zu Gewalt geneigt. Aber es war ihm irgendwie suspekt. Letztlich konnte ich dann meine Mutter überreden, den Vereinsbeitritt zu unterschreiben.
    Mit zwölf fing ich zunächst mit Judo an. Das ist bei Kindern heute noch üblich, denn bei dieser Sportart gibt es keine Schläge oder Tritte. Judo dient der Abwehr von Angriffen, wobei man sich mit möglichst wenig Aufwand durch Würfe und Hebel verteidigt. Das habe ich richtig gern gemacht. Ich hatte die Technik schnell verinnerlicht und schlug meine Gegner meistens. Taekwondo oder Karate durfte man erst ab 16 Jahren machen, es sei denn, die Eltern haben eine Ausnahmegenehmigung unterschrieben. Und Kickboxen, so wie es heute ist, gab es zu meiner Anfangszeit noch gar nicht. Damals hieß es »All-Style-Karate«. Hier durfte ich mit 14 das erste Mal an einem Training teilnehmen. Klar, Judo war schon echt cool, aber All-Style-Karate war der Hammer. Logisch, dass ich meine Eltern so lange genervt habe, bis ich die Genehmigung in der Tasche hatte.
    Ich war ehrgeizig, immer schon. Im Training war ich immer der Musterschüler. Wenn ich etwas wirklich wollte, habe ich mich so lange gequält, bis es endlich erreicht war. Aber ich hatte natürlich auch meine Schwächen. Ich konnte nicht verlieren und habe vor Wut geflennt, wenn ich es doch tat. Sogar wenn der Gegner zwei Köpfe größer war als ich. Meinen ersten Vollkontaktkampf hatte ich mit 15. Der Gegner war viel älter als ich. Als er vor mir stand, war ich geschockt. Ich glaube, unbewusst habe ich um mein Leben gekämpft. Nach dem Kampf konnte ich mich an nichts erinnern. Ich sah nur, dass der andere völlig verbeult war. Zum ersten Mal hatte ich aus Angst gekämpft, aus Angst gewonnen.

     
       
    Schon mit 16 beherrschte ich den Sidekick perfekt
    So mit 15 oder 16 merkte ich dann auch, welche Vorteile mein Sport im Alltag brachte. Es war an einem Abend, als ich mal wieder mit der U-Bahn vom Training nach Hause fuhr. Ich hatte meine Sporttasche über die Schulter gehängt und war richtig groggy und müde. Der U-Bahn-Zug fuhr gerade in die Station Seestraße ein, als ich bemerkte, wie zwei Mädchen von zwei Typen belästigt wurden. Zufällig stiegen die beiden Mädchen auch aus, und so sprachen sie mich an. Sie würden verfolgt, und ob ich sie nach Hause begleiten könne. Wir hatten denselben Weg, also war es kein
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