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Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)

Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)

Titel: Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
Autoren: Nataly Bleuel , Michael Kuhr
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Problem. Kurz darauf stoppten die Typen uns. Einer wollte dem größeren Mädchen direkt an die Wäsche. Sie wehrte sich natürlich und schrie: »Lasst uns in Ruhe! Wir wollen von euch nichts wissen!«
    Zu mir meinte der andere nur: »Verpiss dich!« Noch während er sprach, holte er plötzlich aus, um mich zu schlagen. So ein richtig linker Fünfziger! Bevor er auch nur darüber nachdenken konnte, traf ich ihn mit dem Fuß am Kopf. Er fiel einfach um, und sein vermeintlicher Freund bekam es mit der Angst und rannte weg.
    Ich hatte die Mädchen geschützt. Ich war im Recht. Der Schutz anderer war mir wohl schon immer wichtig. Heute sind solche Übergriffe noch skrupelloser und direkter. Ohne Ankündigung, ohne Grund, einfach so, aus Frust und Langeweile.
    Diese Situation damals gab mir so einen richtigen Schub Selbstbewusstsein: das Wissen, dass man sich wehren kann, wenn man angegriffen wird. Einfach genial! Ich fühlte mich wie Batman, der immer den Schwächeren half. Ich habe damals alle Hefte der Marvel-Comics und die Superman-Hefte gesammelt. Nicht eines hat gefehlt. Ich hatte die komplette Sammlung von der ersten deutschen Ausgabe an. Und nun war ich einer von ihnen. Jedenfalls fühlte ich mich in diesem Moment so!

    Ein paar Jahre später, ich arbeitete schon bei der Post, wurde sogar ich selbst überfallen. Es waren drei Typen, die wohl dachten, ich wäre ein Geldbriefträger. Eine Zeitlang wurden die Geldbriefträger in Berlin sehr oft überfallen, denn sie zahlten am Ende eines Monats den älteren Leuten die Rente aus.
    Ich war auf dem Weg zur Arbeit und angezogen, wie ein Briefträger eben angezogen ist. An diesem Tag kamen mir drei Betrunkene entgegen. Sie fragten mich, ob ich Geld dabeihabe? »Nee, hab kein Geld«, war meine knappe Antwort. Leider gaben sie sich damit nicht zufrieden. Sie umstellten mich und fingen an, mich zu schubsen. Als der Erste versuchte, mir die Geldbörse aus der Brusttasche meiner Jacke zu holen, wehrte ich mich. Ich verpasste ihm eine mit dem Ellenbogen. Dann kam der andere und wollte ebenfalls meine Geldbörse stehlen. Ich hatte zu seinem Unglück sehr stabile Stiefel an, mit denen ich ihm dann voll gegen den Kopf getreten habe. Mann, hat der geblutet! Als der Dritte ein Messer ziehen wollte, trat ich ihn mit einem Sprungkick meterweise nach hinten.
    Das ging alles ganz automatisch. Es schien, als hätte sich mein Körper gewehrt, ohne dass ich dabei großartig nachdenken musste. Klar, ich stand wahrscheinlich total unter Adrenalin. Aber ich war hinterher selber perplex, wie der Körper sozusagen in Notsituationen einfach nur noch »funktioniert« und das Erlernte automatisch anwendet. Wer jahrzehntelang Kampfsport betreibt, ist eigentlich eine Kampfmaschine. Deshalb finde ich es besonders wichtig, dass die Trainer sich ihre Schüler aussuchen und darauf achten, wem sie etwas beibringen. Vielleicht wäre es nicht so falsch, sich auch mal von den Leuten, die Kampfsport erlernen wollen, ein Führungszeugnis zeigen zu lassen.
    Mein morgendliches Erlebnis mit den drei Betrunkenen stand jedenfalls am nächsten Tag ganz groß als Schlagzeile in der Bild -Zeitung: »Skinheads überfielen Weltmeister – das war ihr Pech«.

    Seit ich zwölf war, bestand mein Alltag aus Lernen und Training, jeden Tag mehrere Stunden. Als ich mit der Schule fertig war, kümmerte sich mein Trainer Peter Blankenburg wie ein Ziehpapa um mich und schlug mir einen Beruf vor. Meine Eltern hatten großes Vertrauen in ihn, so dass er wichtige Entscheidungen in meinem Leben mit beeinflussen konnte. Er wollte einen Beruf für mich, der mir nebenbei noch viel Zeit zum Training und für Kämpfe ließ. Er selbst war Beamter, beim Bezirksamt. Ich wollte eigentlich zur Polizei, doch ich wurde nicht genommen. Nicht weil ich mit 1,67 Meter zu klein war, sondern weil sie in meinem Abschlussjahrgang 1978 nur Leute mit Realschulabschluss aufnahmen. Ich hatte nur die zehnte Klasse Hauptschule. Ein Jahr später wäre es dann wieder gegangen.
    Mein Traumberuf war eigentlich SEK-Beamter. In Spezialeinsatzkommandos ist man für gefährliche Einsätze ausgebildet: für Geiselnahmen, für die Terrorbekämpfung. Aber was ich jetzt mache, ist in gewisser Weise ähnlich – nur eben für Privatleute und nicht als Polizist. Hoffentlich nimmt mir das SEK diese Einschätzung jetzt nicht krumm.
    Peter Blankenburg hatte also einen Beruf für mich auserwählt, und so begann ich meine Ausbildung zum Postzusteller. Nicht gerade mein
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