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Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)

Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)

Titel: Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
Autoren: Nataly Bleuel , Michael Kuhr
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Gastronomie, Drogenhandel, Prostitution und Schutzgelderpressung, Sozialhilfebetrug, Immobilienhandel.
    Die Bild-Zeitung in Berlin widmete der Familie – unter einem Decknamen – eine ganze Seite und schrieb: »Von neun Kindern eines Clan-Elternpaares sind sechs polizeibekannt. Die drei Unbescholtenen sind Mädchen.«
    Kleiner Auszug aus dem Werdegang einiger Familienmitglieder:
    Hasan: gilt als gewalttätig. Soll eine der Führungsfiguren sein. Bekannt, weil er mit einem Musiker Immobiliengeschäfte betreibt. Bild bringt Hasan in Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Körperverletzung, Raub, Verstoß gegen das Waffengesetz, Beleidigung.
    Fatih: soll Konsument harter Drogen sein. Ermittlungen wegen Freiheitsberaubung, Bedrohung, Betrug, gefährlicher Körperverletzung.
    Hakim: gilt als Oberhaupt des Clans. Wegen Zuhälterei zu zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. Ermittlungen wegen Körperverletzung, Raub, Schutzgelderpressung, Bildung einer bewaffneten Gruppe, Drogenhandel, Freiheitsberaubung, Bedrohung.
    Karim: Ermittlungen wegen Körperverletzung, Beleidigung, Nötigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Spielt gern Fußball.
    Und last but not least Amir: vor Gericht wegen vermuteter Planung des Pokerraubs. Ermittlungen wegen Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Diebstahl, Beleidigung, Betrug.
    Es geht hier also doch nicht um ein paar Flitzpiepen, die sich bei einem Pokerraub dämlich angestellt haben. Es geht um Gewalt. Und um Macht, sehr viel Macht. So viel mit rücksichtsloser Gewalt und dubiosen Geschäften erreichte Macht, dass manche von einer Mafia sprechen.
    Auch weil sich keiner traut, gegen sie auszusagen. Außer …
    Die Tür fliegt auf, und ein Mann tritt in den Saal. Er ist klein und hat den Schädel rasiert. Er trägt einen grauen Anzug und teure Schuhe. Später wird er über sich sagen, er sei der berühmte »Sprechende Embryo«. Er ist Berliner, er hat Humor. Aber jetzt sieht er nicht nach Späßchen aus. Er schaut sehr ernst.
    Er läuft durch die Tür, mit großen Schritten – und nicht direkt zu dem Stuhl, auf dem die Zeugen Platz zu nehmen haben, nahezu eingekeilt zwischen Richterpodest und Glaskäfigen, flankiert von den besten Anwälten der Stadt – und im Rücken »die Familie«. Er macht, mit ausholenden Schritten und konzentriertem Blick, einen Bogen und bleibt kurz vor den Besucherreihen stehen. Und sieht sich die Leute an. Schaut ihnen lange und direkt in die Augen. Es scheint, als würde er sich die ihm noch unbekannten Gesichter einprägen. Als wäre es der Einmarsch in einen Boxring, der Walk-in des Kämpfers. In der Stille breitet sich der Geruch von Adrenalin aus.
    Dann erst geht er zum Zeugenstuhl und setzt sich.
    Der Richter sagt: »Guten Tag, Herr Kuhr. Sie sind als Zeuge geladen. Wie ist Ihr Vorname?«
    »Michael.«
    Oder auch Mike. Oder Ali. Aber das kommt später.
    »Sie wohnen in …?«
    »Berlin-Steglitz.«
    »Was machen Sie beruflich?«
    »Ich bin Leiter der Sicherheitsfirma Kuhr Security.«
    Er war auch Weltmeister im Kickboxen, lang ist es her. Und davor Postbote im Wedding, noch länger.
    »Ich muss Sie wie jeden Zeugen belehren, die Wahrheit zu sagen.«
    »Ja, Herr Richter«, sagt Michael Kuhr und wird nun die Familie, die ihm im Rücken sitzt, und ihr Mitglied im Glaskäfig in Schwierigkeiten bringen. Er wird gegen sie aussagen. Das ist mutig und gefährlich. Denn es gibt sogar Anwälte in dieser Stadt, die sich nicht trauen, die Opfer dieser Familie zu verteidigen.
    »Wie Sie wissen«, sagt der Vorsitzende Richter in umgänglichem Ton, »geht es hier um den Raubüberfall auf das Pokerturnier.« Der Zeuge solle doch einfach mal erzählen, was er dazu zu sagen habe, bitte.
    Michael Kuhr beugt sich zu seiner Tasche neben dem Stuhlbein und zieht ein Papier heraus.
    »Verehrter Vorsitzender«, hebt er an, »ich würde gerne mit meinen Schilderungen etwas weiter ausholen, damit meine gesamte Tätigkeit und auch einige Ungereimtheiten verständlicher wer…«
    »Stopp! Einspruch.«
    Die Verteidiger finden das nicht rechtens. Ablesen geht nicht. Sie möchten die Unterlagen sehen, bevor Kuhr weiterspricht. Er beteuert, dass es sich bei diesen Notizen um eigene Ermittlungsnotizen handle, die er für seine Schilderungen für wichtig hält und die deswegen nicht vergessen werden dürften. Der Richter verkündet eine Pause. Danach heißt es, der Zeuge solle bitte frei sprechen und die Notizen umdrehen. Er dürfe das Papier nur behalten, wenn er den Anwälten eine
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