Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab
Autoren: Kate Brady
Vom Netzwerk:
einer M 16 und einem bequemen Lebensmotto zu verschanzen.
    Mit einem Holpern setzte das Flugzeug auf der Landebahn auf, die Räder quietschten auf dem Asphalt. Während die Maschine zum Ankunftsgate fuhr, steckte Rick die Akten fort.
    »Bereit?«, fragte er.
    Neil spürte ein plötzliches Verlangen nach Jack und Jill.
    »Komm schon«, sagte Rick. »Wir besorgen dir erst mal einen Rasierer, einen Anzug und eine Krawatte. Und dann sehen wir zu, dass wir etwas herausbekommen. Wir sprechen mit Denison. Finden heraus, warum sie einen Anruf von einer Toten bekommen hat.«
     
    Über dem Viertel, in dem Elizabeth Denison wohnte, lag die entspannte Atmosphäre eines Samstagabends – lange Schatten zogen sich über die gepflegten Rasen, ein Geruch von Grillkohle hing in der Luft, und ein paar Kinder spielten auf der Straße. Als sie Ricks Auto sahen, kamen sie zum Bürgersteig gelaufen, doch als er an ihnen vorbeigefahren war, kehrten sie mit ihrem Ball und einem Eimer Straßenkreide zu ihrem Spiel zurück. Einen halben Block weiter sah Neil, wie eine Dame, die gerade ihre Post aus dem Briefkasten holte, ihnen zuwinkte – als seien sie alte Freunde, nur weil sie durch ihre Straße fuhren. In einer Einfahrt auf der rechten Seite wartete ein Mann darauf, dass sein Beagle sein Geschäft in irgendjemandes Tulpenbeet erledigte. Der Mann erwiderte Ricks Gruß hinter dem Steuer mit einem Nicken.
    »Willkommen in Smallville«, murmelte Neil und warf sich eine Handvoll Aspirin in den Rachen, die er mit einem Schluck tiefschwarzem Kaffee hinunterspülte. »Ich möchte mal wissen, was Ms. Denisons Nachbarn denken würden, wenn sie von ihrem Kumpel aus Seattle wüssten.«
    »Du darfst nicht vergessen, dass sie vielleicht keine Ahnung hat, von wem der Anruf kam. Kein Grund also, da drinnen die Bad-Cop-Nummer abzuziehen.«
    »Ich musste mich rasieren und einen Anzug anziehen«, erwiderte Neil. »Wie soll ich bitte als böser Bulle rüberkommen, wenn mir mein gutes Aussehen im Wege steht?«
    Rick schnaubte.
    »Es liegt an der Narbe, oder?« Neil fuhr sich mit dem Finger über den bleichen, schartigen Grat, der sich von seinem linken Ohrläppchen entlang des Kieferknochens zum Kinn hinunterzog. Es sah aus, als wäre ihm seine Wange vom Knochen gerissen worden.
    Was tatsächlich auch geschehen war.
    »Es liegt nicht an der Narbe, du Idiot«, antwortete Rick. »Es ist deine ewig gleiche Wirkung. Eindringlich und gefährlich. Als wäre dir die ganze Welt scheißegal.«
    »Frauen stehen auf diese dunkle Seite.«
    »Du bist nicht hier, um eine Frau ins Bett zu bekommen. Du bist hier, um sie zum
Reden
zu bewegen. Und falls du vorhast, ihr mit den Fotos von Lila Beckenridge vor der Nase herumzuwedeln, vergiss es. Wir werden den Mord so lange nicht erwähnen, bis wir sicher sein können, dass Denison etwas damit zu tun hat.«
    »Du machst wohl Witze.«
    »Hey, Lila Beckenridges Handy kann genauso gut von irgendjemandem gefunden worden sein, der es zum Telefonieren benutzte.«
    »Weichei«, sagte Neil nur, doch Rick ging nicht darauf ein. Er parkte längsseits des Bordsteins und holte ein neues Röhrchen mit Tabletten gegen Sodbrennen hervor, von denen er sich drei oder vier auf einmal in den Mund warf. Zum ersten Mal bemerkte Neil, wie viele Jahre vergangen waren: Auf Ricks hoher Stirn waren Falten zu sehen, und um seinen Mund lagen tiefe Furchen. Mit seinen zweiundvierzig Jahren sah er bereits wie fünfzig aus, und er schmiss Säureblocker ein wie die täglich empfohlene Dosis Vitamine.
    Jetzt, wo Neil darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass Rick Maggie bisher mit keinem Wort erwähnt hatte. Er hatte zwar mit seinen drei Jungs angegeben und voller Stolz Fotos von seiner jüngsten Tochter gezeigt, die noch ein Baby war, doch er hatte kein einziges Mal von Maggie gesprochen.
    Hm.
    Neil sah Rick an und wartete darauf, dass er seine Tabletten aufgekaut hatte. »Alles klar, Mann?«
    »Hör zu«, sagte Rick und drehte sich zu ihm um. »Unsere Abteilung hat gerade einen Rechtsstreit am Laufen. Wir haben im letzten Jahr bei einem Fall etwas überstürzt gehandelt und mit einem Typen richtig Mist gebaut. Wie bei dem Hauptverdächtigen des Bombenanschlags bei den Olypmischen Spielen in Atlanta, weißt du noch? Wie auch immer, dieser Kerl beging Selbstmord, nachdem wir angefangen hatten, ihm auf Schritt und Tritt zu folgen.« Rick hielt inne und legte die Stirn über etwas in Falten, das er nicht aussprach. »Er war unschuldig.«
    »Oh, verdammt.«
    »Wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher