Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Psychose: Thriller (German Edition)

Psychose: Thriller (German Edition)

Titel: Psychose: Thriller (German Edition)
Autoren: Blake Crouch
Vom Netzwerk:
einen Meter zweiundachtzig bis vierundachtzig. Kurzes schwarzes Haar und ein Zweitagebart, der seine untere Gesichtshälfte wie ein Schatten bedeckte. Sein robuster, muskulöser Körperbau war allein daran zu erkennen, wie sein Jackett auf den Schultern saß und wie sich sein Hemd über der Brust spannte. Er fand, dass er aussah wie ein Marketing- oder Werbemensch, und schätzte, dass er rasiert und gewaschen eine ziemlich gute Figur abgeben musste.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte die Barista.
    Er hätte für eine gute Tasse Kaffee sterben können, hatte aber kein Geld bei sich.
    »Machen Sie hier guten Kaffee?«
    Die Frage schien die Frau zu verwirren.
    »Ähm, ja.«
    »Den besten der Stadt?«
    »Das ist das einzige Café der Stadt, aber ja, unser Kaffee ist wirklich gut.«
    Der Mann beugte sich über den Tresen. »Kennen Sie mich?«, flüsterte er.
    »Wie bitte?«
    »Erkennen Sie mich wieder? Komme ich öfter her?«
    »Sie wissen nicht, ob Sie schon mal hier gewesen sind?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Sie musterte ihn einige Sekunden lang, als würde sie sich fragen, ob dieser Mann mit dem angeschlagenen Gesicht verrückt war, sie auf den Arm nehmen wollte oder ob er diese Frage ernst meinte.
    »Ich glaube nicht, dass ich Sie hier schon mal gesehen habe«, meinte sie schließlich.
    »Sie sind sich da ganz sicher?«
    »Na ja, das hier ist ja nicht gerade New York City.«
    »Da haben Sie recht. Arbeiten Sie schon lange hier?«
    »Etwas über ein Jahr.«
    »Und ich bin kein Stammkunde hier?«
    »Sie sind definitiv kein Stammkunde.«
    »Darf ich Sie noch etwas fragen?«
    »Klar.«
    »Wo sind wir?«
    »Sie wissen nicht, wo Sie sich befinden?«
    Er zögerte, und ein Teil von ihm wollte nicht zugeben, dass er sich wirklich so hilflos fühlte. Als er endlich den Kopf schüttelte, runzelte die Barista die Stirn, als könne sie ihm nicht glauben.
    »Ich verarsche Sie nicht«, versicherte er ihr.
    »Sie sind in Wayward Pines, Idaho. Ihr Gesicht … Was ist mit Ihnen passiert?«
    »Ich … Ich weiß es noch nicht. Gibt es in der Stadt ein Krankenhaus?« Noch als er die Frage stellte, spürte er, wie ihn ein unheimliches Gefühl überkam.
    Eine unterschwellige Warnung?
    Oder etwas, das tief in seinem Unterbewusstsein vergraben war und ihm einen Schauer über den Rücken jagte?
    »Ja, sieben Blocks von hier entfernt. Sie sollten sofort in die Notaufnahme gehen. Ich kann Ihnen einen Krankenwagen rufen.«
    »Das ist nicht nötig.« Er entfernte sich langsam vom Tresen. »Danke … Wie heißen Sie?«
    »Miranda.«
    »Danke, Miranda.«
    Als er wieder ins Sonnenlicht hinaustrat, wurde ihm schwindlig und seine stärker werdenden Kopfschmerzen wurden immer unerträglicher. Die Straße war leer, daher ging er einfach hinüber auf die andere Seite und wanderte in Richtung Fifth Street. Er kam an einer jungen Mutter und ihrem kleinen Sohn vorbei, und der Junge flüsterte etwas, das klang wie: »Ist er das?«
    Die Frau brachte ihren Sohn mit einem »Pst« zum Schweigen und sah den Mann entschuldigend an. »Tut mir leid, er wollte nicht unhöflich sein.«
    An der Ecke der Fifth Street und Main Street stand ein zweistöckiges Gebäude aus rotem Sandstein, auf dessen Glastüren die Worte FIRST NATIONAL BANK OF WAYWARD PINES prangten. Neben dem Gebäude entdeckte er eine Telefonzelle an der Seitenstraße.
    Er humpelte so schnell er konnte darauf zu und schloss die Tür hinter sich.
    Das Telefonbuch war das dünnste, das er je gesehen hatte, und er blätterte in der Hoffnung auf irgendeinen Durchbruch darin herum, aber die mehreren Hundert Namen auf den acht Seiten sagten ihm ebenso wenig wie alles andere in dieser Stadt.
    Er ließ das Telefonbuch fallen, sodass es an der Metallkordel herunterbaumelte, und lehnte die Stirn gegen das kalte Glas.
    Dann stach ihm das Tastenfeld ins Auge.
    Die Erkenntnis ließ ihn grinsen.
    Ich kenne meine Festnetznummer.
    Bevor er den Hörer abnahm, gab er die Nummer zur Sicherheit mehrmals ein, was ihm so routiniert gelang, als würden sich selbst seine Finger daran erinnern.
    Er hatte vor, per R-Gespräch anzurufen, in der Hoffnung, dass jemand zu Hause war – falls er denn jemanden hatte. Natürlich konnte er seinen Namen nicht nennen, zumindest nicht seinen richtigen, aber vielleicht würden sie seine Stimme erkennen und den Anruf annehmen.
    Er hob den Hörer ab und hielt ihn an sein Ohr.
    Er streckte den Finger aus, um auf die Null zu drücken.
    Kein Freizeichen.
    Auch nach mehrmaligem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher