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Psychose: Thriller (German Edition)

Psychose: Thriller (German Edition)

Titel: Psychose: Thriller (German Edition)
Autoren: Blake Crouch
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dröhnte.
    Zwei Sekunden lang sah er doppelt.
    Er kniff die Augen zu, und als er sie wieder öffnete, konnte er wieder normal sehen.
    An der nächsten Kreuzung blieb er stehen. Er hatte die ganze Zeit schon einen trockenen Mund gehabt, doch jetzt schien er staubtrocken zu sein. Auch das Atmen fiel ihm immer schwerer und die Galle drohte in ihm aufzusteigen.
    Alles wird einen Sinn ergeben, wenn du sein Gesicht siehst.
    Es muss einfach so sein.
    Vorsichtig machte er einen Schritt auf die Straße.
    Inzwischen war es Abend geworden und die Kühle, die von den Bergen herunterkam, breitete sich im Tal aus.
    Das Alpenglühen hatte die Felsen rings um Wayward Pines rosa gefärbt, sodass sie sich fast dem dunkler werdenden Himmel anpassten. Er versuchte, dies wunderschön und bewegend zu finden, was ihm aufgrund der Schmerzen allerdings nicht gelang.
    Ein älteres Paar, das Hand in Hand einen Abendspaziergang machte, entfernte sich langsam von ihm.
    Ansonsten war die Straße leer und ruhig und die Geräusche der Innenstadt waren verstummt.
    Er ging über den glatten, schwarzen Asphalt und betrat den Bürgersteig.
    Direkt vor ihm befand sich der Briefkasten mit der Nummer 401.
    Nummer 403 konnte er bereits sehen.
    Inzwischen musste er ständig die Augen zusammenkneifen, um nicht alles doppelt zu sehen, und die stechenden Schmerzen seiner Migräne wurden immer schlimmer.
    Fünfzehn schmerzhafte Schritte später stand er neben dem schwarzen Briefkasten der Nummer 403.
    SKOZIE
    Kurz verlor er das Gleichgewicht und musste sich an den spitzen Enden des Lattenzauns festhalten.
    Dann streckte er die Hand aus, entriegelte das Tor und schob es mit der Spitze seines abgestoßenen schwarzen Schuhs auf.
    Die Scharniere quietschten, als es aufschwang.
    Das Tor schlug leise gegen den Zaun.
    Der Weg zum Haus bestand aus uralten Ziegelsteinen und führte zu einer überdachten Veranda, auf der zwei Schaukelstühle neben einem kleinen gusseisernen Tisch standen. Das Haus selbst war in Lila- und Grüntönen gestrichen, und hinter den dünnen Vorhängen konnte er Licht sehen.
    Geh einfach weiter. Du musst es wissen.
    Er taumelte auf das Haus zu.
    Die Doppelbilder vor seinen Augen bewirkten, dass ihm immer übler wurde, und er den Drang, sich zu übergeben, kaum noch bezwingen konnte.
    Als er die Veranda betrat, konnte er sich gerade noch rechtzeitig am Türrahmen festhalten, um nicht umzufallen. Seine Hände zitterten unkontrolliert, als er nach dem Türklopfer griff und ihn von der Messingplatte hob.
    Er gönnte sich nicht mal den Bruchteil einer Sekunde zum Nachdenken, sondern ließ den Türklopfer viermal herabsausen.
    Es fühlte sich an, als würde ihm jemand gegen den Hinterkopf schlagen, und schwarze Flecken, die wie winzige Schwarze Löcher wirkten, kreisten vor seinen Augen.
    Auf der anderen Seite der Tür konnte er hören, wie der Hartholzboden unter dem Gewicht einer sich nähernden Person knarzte.
    Seine Knie schienen aus Wackelpudding zu bestehen.
    Er legte die Arme um einen der Pfosten, die das Dach der Veranda stützten.
    Die Holztür ging auf und ein Mann, der vom Alter her sein Vater hätte sein können, starrte ihn durch das Fliegengitter an. Er war groß und dünn, hatte nur noch wenige graue Haare auf dem Kopf, einen weißen Spitzbart und mikroskopisch kleinerote Venen auf den Wangen, die andeuteten, dass er sein Leben lang viel getrunken hatte.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, erkundigte sich der Mann.
    Er streckte sich und blinzelte heftig, um die Migräne zu ignorieren. Seine ganze Kraft ging schon dafür drauf, aufrecht stehen zu bleiben.
    »Sind Sie Mack?« Er konnte die Angst in seiner Stimme hören und vermutete, dass es dem anderen ebenso ging.
    Dafür hasste er sich.
    Der ältere Mann beugte sich bis zum Fliegengitter vor, um den Fremden auf seiner Veranda in Augenschein zu nehmen.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Sind Sie Mack?«
    »Ja.«
    Er ging näher heran, sodass er den alten Mann besser erkennen und den süßen Geruch von Rotwein in seinem Atem riechen konnte.
    »Kennen Sie mich?«, fragte er.
    »Wie bitte?«
    Jetzt drohte die Angst in Wut umzuschlagen.
    »Kennen Sie mich? Haben Sie mir das angetan?«
    »Ich habe Sie noch nie im Leben gesehen«, erklärte der alte Mann.
    »Ist dem so?« Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten. »Gibt es in dieser Stadt noch einen anderen Mack?«
    »Nicht dass ich wüsste.« Mack drückte die Fliegengittertür auf und machte einen Schritt auf die Veranda. »Sie sehen gar
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