Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
 
Prolog
     
     
    April 573
     
    »Tu es nicht!« Kane stand blutüberströmt in der Tür.
    »… keine Wahl …«, rief Tripley, als der Flieger vom Landeplatz abhob. »Hilf ihr, so gut du kannst.«
    Wie er gefürchtet hatte, zeigten sich die Bastarde nicht auf dem Schirm. Allerdings konnte er ihren schaurigen Begleiter sehen, dieses spektrale Ding, das durch das Mondlicht glitt. Es schwebte in Richtung Nordwesten, dem Mount Hope entgegen. Er musste annehmen, dass es sie eskortierte. Irgendwie mit ihnen verbunden war.
    Das Dorf blieb zurück, und er war draußen über dem See. Er schaltete auf manuell, stieg auf fünfzehnhundert Meter und holte alles aus der Maschine heraus, was herauszuholen war. Es war nicht viel. Der Flieger ratterte und knarrte, doch schließlich erreichte er zweihundertfünfzig Klicks. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass er aufholte.
    War das überhaupt möglich? Oder war das Ding langsamer geworden, um ihn weiterzulocken?
    Drei von Greenways Monden, alle im ersten Viertel, schwebten an einem wolkenlosen Himmel und schienen auf die fernen Gipfel herab und den kühlen, dunklen See, den Damm und die flüchtende Wolke.
    Was war sie nur?
    Sie hatte sich unterdessen fast zu einer Kugel zusammengezogen, die lange, dunstigen Schleier hinter sich herzog. Wie ein Komet, dachte er, aber mit keinem zu vergleichen, der je an einer Welt vorbeigerauscht ist. Tödlich und effizient und grell und elegant vor dem Hintergrund der schneebedeckten Berge.
    Das Signal des Ortungsgeräts wurde lauter. Er kam tatsächlich näher.
    In diesen ersten stillen Augenblicken, seit alles in Scherben gefallen war, lauschte er dem Wind und dem Gemurmel der Elektronik und wünschte sich sehnlichst, er könnte umkehren und es ungeschehen machen.
    Das kometenähnliche Gebilde vor ihm wurde noch langsamer. Und begann, sich aufzulösen.
    Tripley bremste.
    Er wusste, dass das Schiff unvermindert geradeaus weiterfliegen würde. Er lachte, weil er in diesen Begriffen darüber dachte. Ein Schiff, das außer ihm niemand sah, das auf keinem Ortungsschirm auftauchte, das sich hier draußen nach Belieben verstecken konnte, ohne je gefunden zu werden.
    Und genau dort lag das Problem. Er konnte ihm nicht folgen, ohne dass die verräterische Wolke ihn führte. Und er würde die Wolke töten müssen, um selbst zu überleben. Wie zur Hölle hatten die Dinge nur so schlimm aus der Hand gleiten können?
    Die Wolke töten.
    War das verdammte Ding überhaupt lebendig?
    Sie hatten das nordwestliche Ufer passiert. Unter ihm lag dunkler Wald, vor ihm erhoben sich die Gray Mountains.
    Die Wolke wendete, um sich ihm entgegenzustellen.
    Er beobachtete, wie sie sich über den Nachthimmel ausdehnte, sich für ihn öffnete wie eine aufgehende Blüte, darauf wartete, ihn in sich aufzunehmen. Dünne Fäden durchzogen das Gebilde, schimmernd im Licht der Monde, durch die etwas – eine Nährflüssigkeit, Lebensenergie – stetig pulsierte.
    Er zögerte kurz, plötzlich voller Furcht, dann beschleunigte er erneut auf Höchstgeschwindigkeit. Er würde dieses verdammte Ding töten oder selbst bei dem Versuch sterben.
    Schließ die Belüftungsschlitze. Überprüfe Fenster und Türen. Er wollte nicht, dass irgendein Teil des Dings in die Kabine drang.
    Allein in der Dunkelheit spürte er nur noch Bedauern. Er hatte von Anfang an alles falsch angefasst. Hatte jede nur denkbare falsche Entscheidung getroffen. Er trug Schuld am Tod von Menschen, und Gott allein wusste, was er auf die Welt losgelassen hatte. Vielleicht konnte er jetzt wenigstens einen Teil wieder gutmachen.
    Der Wind rauschte über die Stummelflügel, und die Kreatur schwebte abwartend draußen im Mondlicht. Durch ihre Schleier hindurch sah er die Sterne leuchten.
    Es war ein unaussprechlich schöner Anblick, eine Mischung aus Nebel und Sternenlicht, die sich leicht im Wind bewegte. Er zielte direkt auf das Zentrum des Dings. Er würde hindurchbrechen und umdrehen, um es erneut zu durchbohren und es immer weiter auseinander zu reißen, bis es über den ganzen Himmel verteilt war.
    Und wenn das erst vollbracht war, würde er dem Kurs des flüchtenden Schiffs weiter folgen. Es musste einen Weg geben, auch dieses Ding auszuschalten. Doch immer eins nach dem anderen.
    Der Summer des Funkgeräts zeigte an, dass jemand mit ihm sprechen wollte.
    Kane.
    Die Erscheinung bewegte sich mit einem Mal, versuchte, zur Seite auszuweichen. Tripley spürte aufsteigenden Triumph. Es hatte Angst vor ihm! Nein,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher