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Prisma

Prisma

Titel: Prisma
Autoren: Alan Dean Foster
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»Mir wurde erzählt, Sie hätten sehr viel Humor – es sei denn, es wird ein Scherz auf Ihre Kosten gemacht.« Diesmal schwieg Evan klugerweise. »Wir nennen es ein Spanset. Es handelt sich um eine organosilikate Lebensform.«
    Evans Neugier überwand sehr schnell seine Verärgerung. »Wie eine Diatomee?«
    »Viel höher entwickelt.«
    Das Spanset klebte an Machokas Handgelenk, ohne sich zu rühren, und sah genauso aus wie ein Stück geschliffenes Zitrin.
    »Es lebt also. Was geben Sie ihm zu fressen? Ich kann hindurchsehen und entdecke weder einen Magen noch normale innere Organe.«
    Machoka drehte sich zu der transparenten Wand um und hielt den Arm hoch. Das Licht drang ungehindert durch den Spansetkörper. »Sie lassen sich darauf trainieren, bestimmte Individuen zu erkennen. Es identifiziert mich durch das elektrische Feld meines Körpers. Jedenfalls haben die Biologen mir das erklärt. Und füttern? Es ist ein Photovore.«
    »Ein was? Ich meine, ich weiß, was das bedeuten soll, aber ich habe diesen Begriff noch nie zuvor gehört.«
    Machoka schaute ihn an und hob die Schultern. »Das ist das beste, was uns dazu eingefallen ist. Es ist ein Lichtfresser. Es lebt vom Sonnenlicht.« Er strich mit einem Finger liebevoll über die kristalline Oberfläche, die sich nicht bewegte. »Es verfügt über ein eigenes fotoelektrisches System. Anstatt Sonnenlicht in eine Form chemischer Energie umzuwandeln, verwandelt es Licht direkt in Elektrizität. Das ist bei einer Maschine ganz in Ordnung, aber nicht bei einem Lebewesen, und das Prinzip dieses Prozesses bringt unsere Forscher an den Rand des Wahnsinns. Mathematisch ist es alles möglich, aber diese Mathematik auf ein lebendes Wesen anzuwenden, das ist etwas völlig anderes.«
    »Woher kommt es? Wo ist seine Heimatwelt?«
    »Immer sachte! Immer nur ein Wunder auf einmal, Orgell!« Machoka nahm wieder Platz. »Was seine Heimat angeht und wie es dort aussieht, das wissen wir noch nicht. Aber wir wissen, wo sie liegt. Prisma.«
    Evans Ausdruck änderte sich. »Reden wir hier über Physik, Philosophie oder von den schönen Augen der neuen Archivarin?«
    »Es ist eine Welt. Eine neue Welt.«
    »Sicher ist sie das. Davon höre ich nämlich zum erstenmal, und mir entgeht nicht viel.«
    »Es war beabsichtigt, dass speziell dies Ihnen und allen anderen verborgen blieb. Einer der Jäger unserer Firma stieß zufällig darauf. Nur sehr wenige Leute innerhalb der Organisation wissen davon. Und wir haben alles in Bewegung gesetzt, um die Entdeckung aus den Medien herauszuhalten. Keine weitere Person weiß darüber Bescheid.«
    Der kleinen Ehre bewusst, die man ihm angedeihen ließ, fuhr Evan vorsichtig fort: »Ich kann verstehen, warum Sie versuchen, es geheimzuhalten.« Er wies mit einem Kopfnicken auf Machokas Handgelenk. »Wenn man zum Beispiel die kommerziellen Möglichkeiten bedenkt – stellen Sie sich Schmuck vor, der sich selbst gegen Diebe verteidigt.«
    Wieder beschrieb der Präsident mit dem Handgelenk eine Geste. »Das ist nichts, gar nichts. Ein Scherz, ein Spielzeug. Nach dem bisschen, was wir von diesem Ort in der Ferne bisher wissen, sind die Möglichkeiten dort…« Er schluckte, fing noch einmal von vorn an. »Wir können noch nicht einmal andeutungsweise die Möglichkeiten ermessen. Ich jedenfalls gewiss nicht. Rein wissenschaftlich bin ich kaum mehr als ein Laie. Ich bin ein Verwaltungsfachmann, kein Chemiker, kein Produktanalytiker.«
    Er erhob sich plötzlich und ging vor seinem Besucher auf und ab.
    »Orgell, wir wissen gar nicht, was wir hier haben, außer dass es etwas ganz Großes ist. Größer als alles, was wir uns je erträumt haben. Größer als jedes Produkt, mit dem die Firma sich jemals beschäftigte. Diese Welt ist nicht mehr neu; sie ist radikal anders. Sie ist so fremd, dass meine Leute noch immer darüber streiten, ob Biologen oder Geologen die Forschung und die ersten Entwicklungsschritte leiten sollen. Diese Sache mit den organosilikaten Lebensformen ist nicht einmalig. Einige existieren hier auf Samstatt, einige auf der Erde. Aber nicht in diesem Ausmaß. Und die ganze Klasse der Photovoren ist völlig neu.«
    Evan betrachtete das Spanset erneut. »Und es lebt ausschließlich von Sonnenlicht?«
    »Nein. Er nimmt bescheidene Mengen bestimmter Mineralien und Salze auf. Man könnte es durchaus Nahrung nennen.« Er zögerte. »Sie bekommen ausführliche Instruktionen, ehe Sie aufbrechen.«
    »Ehe ich wohin aufbreche, Sir?« fragte Evan ruhig,
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