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Prisma

Prisma

Titel: Prisma
Autoren: Alan Dean Foster
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klebte auf der rasierten Stirn. Sein persönliches Ziermuster schmückte den Schädel. Er trug keine Ringe oder Armreifen und nichts dergleichen am Anzug. Der signalisierte ausschließlich Arbeit und Leistung.
    Schließlich wandte Machoka sich von dem Sturmpanorama ab, um seinen Besucher anzusehen. »Setzen Sie sich, Orgell!«
    Trotz der begrüßenswerten Bemühungen des Amtsinhabers um eine Atmosphäre der Lockerheit und Ausgeglichenheit, spürte Evan die Anspannung in der Stimme des Präsidenten.
    Er setzte sich auf die Couch. Sie stand dicht bei der transparenten Wand. Zwei Meter von ihm entfernt schleuderte der Sturm Regentropfen gegen das Pleximix.
    Eine Stelle an Machokas Anzug piepte leise. Unwirsch, aber mit einem angedeuteten Lächeln um Entschuldigung bittend, tanzten seine Finger über die Kontrollen auf der rechten Anzugseite. Er flüsterte in Richtung seiner Brust, und Evan hörte ihn leise sagen: »Keine Gespräche während der nächsten Stunde, bitte.« Es ließ sich nicht feststellen, ob er mit einer Maschine oder mit einer Person sprach.
    Mehrere Anzeigen auf der rechten Seite des Anzugs erloschen augenblicklich. Nur eine Kontrolle blieb aktiv. Sie leuchtete in ruhigem Rot.
    »Es ist mir eine Freude, Sie zu sehen, Sir«, sagte Orgell höflich. Er hatte nicht erwartet, gelöster zu sein als der Firmenchef, aber es wurde deutlich, dass genau das der Fall war. Das ließ ihn noch selbstsicherer werden. Er hatte nicht die leisesten Zweifel, dass er fähig war, jedweden Auftrag auszuführen, den die Firma für ihn bereithielt. Das hatte er bisher immer geschafft.
    Es gibt eine kleine Gruppe Menschen, die überzeugt sind, dass sie alles schaffen können, absolut alles, was von ihnen verlangt wird. Evan Orgell gehörte dazu. Natürlich war er nicht allmächtig. Er schaffte nicht alles.
    Aber er war überzeugt, dass er alles konnte. Und diese Art von Überzeugung ist schon eine Kraft an sich.
    Machoka zupfte sich am linken Ärmel, bis er einen schmalen Armreif freigelegt hatte. Demnach hatte Evan sich geirrt, als er meinte, sein Chef trüge keinen Schmuck am Körper.
    »Was halten Sie davon?«
    Evan beugte sich vor, um den Reif zu betrachten. Er war hellgelb und rundum mit Facetten versehen. »Ich bin kein Edelsteinspezialist. Ich könnte nicht sagen, ob es ein natürlicher oder ein künstlicher Stein ist, geschweige denn ob er irgendeinen Wert hat.«
    »Er ist natürlichen Ursprungs.« Machoka versuchte offensichtlich, seine Belustigung zu verbergen, und es dämmerte Evan, dass an dem Schmuck mehr war, als sich auf den ersten Blick erkennen ließ. Der Direktor erhob sich, kam zu Evans herüber und streckte den Arm vor, die Handfläche nach oben. »Da. Schauen Sie es sich genauer an!«
    Evan folgte der Aufforderung und fragte sich, worauf er wohl besonders achten sollte. Viele Facetten, die von sicherer Hand geschnitten worden waren, entschied er. Ein dunkler Draht schien mitten durch den Kristall zu laufen, mit kleineren Drähten, die davon abzweigten. Einschlüsse irgendwelcher Art oder eine integrierte Stützmatrix, welche vom Juwelier eingesetzt worden war, um dem Stein Festigkeit zu verleihen. Das sagte er Machoka.
    Der ältere Mann konnte sein Vergnügen nicht mehr länger verbergen. »Nein, Sie sind noch nicht einmal nahe dran.«
    Evan wurde ein wenig unwirsch. Er hatte wichtige Arbeit zu tun, und wenn der Präsident der Firma jemanden brauchte, um irgendwelche Ratespiele zu veranstalten, dann sollte er sich verdammt noch mal einen anderen Kandidaten suchen.
    Machoka spürte seinen Unmut und setzte eine etwas ernstere Miene auf. »Berühren Sie es!« verlangte er und hielt ihm das Handgelenk hin. »Es fühlt sich sehr interessant an.«
    Stirnrunzelnd streckte Evan die rechte Hand aus. Er bekam einen Eindruck von etwas Glattem und Wachsartigem, ehe ein scharfes Stechen die Hand zurückzucken ließ. Das Armband verdrehte sich leicht, ehe es an Machokas Handgelenk wieder zur Ruhe kam. Als es sich drehte, öffnete es sich für einen kurzen Moment. Evan machte zwei kleine gelbe Flecken an der Trennstelle aus: Augen. Dann schlüpfte der Kopf zurück in die Höhlung am Schwanz, und der Armreif entspannte sich erneut.
    Machoka hob die Hand und betrachtete den Schmuck. »Keine hohe Spannung, aber ich denke, sie reicht aus, um die meisten Raubtiere und Räuber abzuschrecken.«
    »Wenn das lustig sein sollte, ich fand es nicht lustig.« Evan streichelte sich die brennende Hand.
    Machoka schaute auf ihn herunter.
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