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Prisma

Prisma

Titel: Prisma
Autoren: Alan Dean Foster
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von Ihnen geleitet werden muss: damit die Leute die ersten beiden Jahre heil überstehen. Sie sind die einzigen, die diese Welt kennen. Ich denke, Sie sind die ersten qualifizierten Kolonisten.«
    Martine betrachtete ihre rechte Körperhälfte. »Es ist wohl eher so, dass Prisma uns kolonisiert hat.« Evan nickte zustimmend.
    »Sie haben etwas Wunderbares für diese, hm, Leute getan. Ich werde den Vorschlag machen, Ihnen die volle Unterstützung der Kirche für sämtliche Projekte anzubieten, die Sie vorhaben.«
    »Das wäre wunderbar«, meinte Evan aufrichtig. »Das bewahrt uns davor, uns mit den Bürokraten herumzuschlagen.«
    Manheim nickte wissend. »Wenn Sie mich entschuldigen, ich würde gern bis Sonnenuntergang hierbleiben, aber ich muss mich noch um einige wichtige Angelegenheiten kümmern. Und zwar geht es um die Formulierung offizieller Anklagen und andere unangenehme Dinge, die man so schnell wie möglich hinter sich bringen sollte. Wir sehen uns später.«
    »Ich freue mich darauf.« Sie schauten ihm nach, wie er von der Plattform hinunterstieg und über das schattige freie Gelände auf das Verwaltungsgebäude zuging.
    »Was meinst du«, fragte Martine flüsternd, »was mit Frazier und seinen Leuten geschehen soll?«
    Evan versuchte nicht einmal, den Sarkasmus aus seiner Stimme zu verbannen. »Ich habe weitaus häufiger als du miterlebt, Martine, wie große Firmen sich in Krisensituationen verhalten. Es wird keinerlei Anklagen gegen die Firmenleitung geben, die Aussicht auf Erfolg hätten. Frazier und seine Untergebenen werden sich lieber die Zungen abbeißen und jede Strafe mit Fassung annehmen, die das Gericht über sie verhängt. Aber niemals wirst du es erleben, dass ein leitender Angestellter, ein Direktor gar, bestraft wird. Die würden alles leugnen und behaupten, dass Frazier ganz allein auf eigene Faust und ohne Erlaubnis von oben gehandelt hat, und sie werden sogar die entsprechenden Dokumente beibringen können, um das zu beweisen. Klagen und Gegenklagen werden eingereicht, die Medien werden ein Fest feiern, und schon nach zwei Jahren geht alles wieder seinen gewohnten Gang. Man kann keine Firma ins Gefängnis stecken. Man kann sie stören, sie bedrängen, ihr Schwierigkeiten machen, aber man kann sie niemals schließen.«
    »Das ist unfair und unmoralisch.«
    »Das ist die freie Wirtschaft.«
    Auf der Plattform war es für lange Zeit still. Die Sonne war nahezu ganz untergegangen, als sich eine dritte Gestalt zu ihnen gesellte. Sie kam aus dem reparierten Lift herausgehumpelt und beklagte sich über die eigene wenig sinnreiche Konstruktion. Die Kontrollen waren viel zu hoch angebracht, um nützlich zu sein.
    Evan lächelte den Neuankömmling geradezu zärtlich an. »Guten Abend, Azur.«
    »Ich entbiete euch den Untergangsgruß, meine Freunde. Wie geht es voran?«
    »Die defekten Mitglieder unserer Assoziation werden wiederhergestellt und repariert.« Azur hätte die Bedeutung des Begriffs >Bestrafung< niemals nachvollziehen können. »Wir stehen dabei auch vor einem kleinen Problem.«
    »Und wie sieht dieses kleine Problem aus?«
    »Unsere Großassoziation hat Gesetze, die bestimmen, wieviel Informationen, wieviel von unserem Wissen wir mit – mit neuen Freunden austauschen dürfen. Möglicherweise können wir eure Entwicklung nicht in dem Maße beschleunigen, wie der Bibliothekar und einige der anderen es vielleicht gern hätten.«
    »Martine hat uns schon von solchen Gesetzen erzählt.« War das ein Zwinkern? Nur ein besonderer abendlicher Lichtreflex, entschied Evan. »Die Bibliothekare sind mit den Ärzten tätig gewesen. Sie haben bereits den größten Teil des Wissens in sich aufgenommen, das in der toten Bibliothek hier steckte. Sie werden es für zukünftige Studien ständig bereit halten.«
    Evans Augenbrauen hoben sich. »Darüber habt ihr nichts verlauten lassen. Niemand hat mit mir darüber gesprochen – bis jetzt.«
    Azur reagierte mit einem mentalen Achselzucken.
    »Wir sahen keine Notwendigkeit, euch mit Nebensächlichkeiten zu belasten, während ihr damit beschäftigt wart, eure verstörten Verwandten einzufangen.«
    »Ich verstehe. Und was haben der Bibliothekar und die anderen mit diesen Informationen vor, die sie heimlich gestohlen haben?«
    »Man kann keine Informationen stehlen, Evan«, sagte Azur missbilligend. »Der Bibliothekar sagt, man kann sie nur ausleihen. Die Bibliothekare haben ein oder zwei Projekte im Sinn.«
    »Bessere Batteriesysteme für eure Körper?«
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