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Prinz der Nacht

Prinz der Nacht

Titel: Prinz der Nacht
Autoren: Prinz der Nacht
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Knappen einen Geistesblitz produziert und ihm klargemacht haben, dass Selbstmord keine Lösung war.
    Zum Dank dafür würde Zarek ihn am Leben, aber ein bisschen leiden lassen. Mögen die Götter allen anderen beistehen, die hinter mir her sind. Auf dem vereisten Boden von Alaska war er unbesiegbar. Im Gegensatz zu den übrigen Dark Huntern und den Knappen hatte er ein neunhundertjähriges arktisches Überlebenstraining absolviert. In diesen neunhundert Jahren war er mit einer unerforschten Wildnis allein gewesen.
    Gewiss, Acheron hatte ihn alle zehn Jahre besucht, um festzustellen, ob er noch lebte. Sonst war niemand zu ihm gekommen. Und da wunderten sich die Leute, warum er manchmal ausflippte. Bis vor etwa zehn Jahren hatte er während der langen Sommermonate, die ihn zwangen, in seiner abgeschiedenen Hütte zu leben, keinen Kontakt mit der Außenwelt gehalten. Kein Telefon, kein Computer, kein Fernsehen. Nichts. Nur stille Einsamkeit und die wiederholte Lektüre seiner wenigen Bücher, bis er sie alle auswendig kannte. Ungeduldig hatte er die Nächte herbeigesehnt, die lange genug dauerten, sodass er durch Fairbanks wandern konnte, wenn die Geschäfte noch geöffnet waren, und mit Menschen zusammenkam.
    Erst seit etwa anderthalb Jahrhunderten war das Gebiet besiedelt. Davor musste er auf menschliche Gesellschaft verzichten und hatte nur gelegentlich einige Eingeborene gesehen. Doch die fürchteten sich vor dem hochgewachsenen fremden Kaukasier mit den spitzen Zähnen, der ganz allein im Wald hauste. Nach einem kurzen Blick auf seine zwei Meter große Gestalt im Moschusochsenparka rannten sie davon, so schnell ihre Beine sie trugen, und schrien, der Iglaaq würde sie fangen. In ihrem extremen Aberglauben hatten sie eine Legende erfunden, in der er die Hauptrolle spielte.
    Ansonsten sorgten nur noch die Besuche der Winterdaimons für ein bisschen Kurzweil. Die wagten sich ab und zu in den Wald, damit sie behaupten konnten, sie wären dem verrückten Dark Hunter gegenübergetreten. Unglücklicherweise interessierten sie sich eher für Kämpfe als für Konversationen, und so entstanden immer nur kurzfristige Kontakte.
    Minutenlange Konfrontationen, dann war er wieder allein mit dem Schnee und den Bären.
    Es gab nicht einmal Werbären. Die elektromagnetischen Strahlen des Polarlichts ermöglichten es den Werhuntern nur selten, so weit nach Norden vorzudringen. Zudem brachte es Zareks Elektronik- und Satellitenverbindungen durcheinander und störte seine Kommunikation mit der Außenwelt - ebenfalls eine Ursache seiner schmerzlichen Einsamkeit.
    Vielleicht sollte er sich einfach umbringen lassen. Doch trotz all dem klammerte er sich an sein Dasein. Noch ein Jahr, noch ein Sommer. Noch ein Kommunikationsblackout. Schlichtes Überleben - etwas anderes hatte er nie gekannt.
    Als er sich an New Orleans erinnerte, schluckte er krampfhaft. Diese Stadt hatte er geliebt, die Vitalität, die Wärme, die Vielfalt exotischer Gerüche, Bilder und Geräusche. Wussten die Leute, die dort wohnten, wie gut es ihnen ging, wie privilegiert sie waren?
    Diese Welt lag jetzt hinter ihm, denn er hatte es so furchtbar vermasselt, dass weder Artemis noch Acheron ihm jemals wieder einen Aufenthalt in einer dicht besiedelten Gegend erlauben würden. Für ihn gab es nurmehr Alaska und die Ewigkeit - und die Hoffnung auf eine Bevölkerungsexplosion. Aber angesichts der Wetterlage war die so unwahrscheinlich wie seine Stationierung auf Hawaii.
    Von diesem Gedanken inspiriert, nahm er seine Schneeausrüstung aus dem Rucksack. Bei seiner Ankunft am frühen Morgen wäre es noch dunkel. Aber der Tag würde bald anbrechen, und er musste sich beeilen, um seine Hütte zu erreichen, bevor die Sonne aufging. Nachdem er seine Haut mit Vaseline eingerieben, die lange Unterhose, die Lederhose, den schwarzen Rollkragenpullover, den langen Moschusochsenmantel und die wasserfesten Winterstiefel angezogen hatte, spürte er, wie der Helikopter hinabsank. Unwillkürlich inspizierte er die Waffen in seinem Rucksack.
    Schon seit langer Zeit besaß er ein umfangreiches Sortiment. In Alaska war es riskant, allein zu leben, man musste stets mit tödlichen Bedrohungen rechnen.
    Und Zarek hatte schon vor Jahrhunderten beschlossen, selbst die schlimmste Gefahr in der Tundra zu verkörpern.
    Nach der Landung schaltete Mike sofort den Motor aus und wartete, bis die Drehflügel zu kreisen aufhörten, bevor er ausstieg. Fluchend registrierte er die Temperatur - weit unter null
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