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Prinz der Nacht

Prinz der Nacht

Titel: Prinz der Nacht
Autoren: Prinz der Nacht
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Bankrott erlitten. Nun begann sie zu fürchten, sie wäre nicht mehr fähig, das Leid anderer zu spüren.
    Nicht einmal ihr eigenes.

    Mangelndes Mitgefühl hatte die Seelen ihrer Schwestern zerstört. Auch ihr drohte dieses Schicksal. »Es gibt andere Richter.«
    »Denen traue ich nicht über den Weg«, entgegnete Artemis angewidert. »Vor lauter Mitleid würden sie zerfließen und ihn für unschuldig erklären. Deshalb brauche ich eine hartgesottene, unparteiische Person, die nicht vergisst, was richtig und nötig ist - nämlich dich. «
    Astrids Nackenhaare sträubten sich, und ihr Blick schweifte zu Acheron. Die Arme vor der Brust verschränkt, stand er da und musterte sie mit seinen unheimlichen, irisierenden Silberaugen.
    Nicht zum ersten Mal wurde sie gebeten, über einen ungebärdigen Dark Hunter zu urteilen. Aber an diesem Tag erweckte Acheron einen anderen Eindruck. »Hältst du ihn für unschuldig?«, fragte sie.
    Er nickte, und Artemis lächelte höhnisch. »Das ist er nicht. Ohne die geringsten Skrupel würde er jeden und alles töten. Er kennt keine Moral. Und er denkt nur an sich selbst.«
    Vielsagend sah Acheron sie an, womit er ihr bedeutete, diese Worte würden ihn an jemand anderen erinnern, den er kannte. Während die Mutter im Hintergrund blieb, ging er neben Astrids Sessel in die Knie. »Ja, ich weiß, du bist müde, und du willst den Dienst quittieren. Aber ich traue nur dir zu, diesen Dark Hunter gerecht zu beurteilen.«
    Astrid hob verwirrt die Brauen. Wieso wusste er, dass sie amtsmüde war? Das hatte sie niemandem erzählt.
    »Warum wählst du dieselbe Richterin wie ich?«, fragte Artemis herausfordernd. »Noch nie hat sie jemanden für unschuldig befunden.«
    »Gewiss, das ist wahr«, bestätigte er mit seiner tiefen, sonoren Stimme, die noch verführerischer wirkte als seine äußere Erscheinung. »Aber ich verlasse mich auf ihren Gerechtigkeitssinn.«
    Die Augen der Göttin verengten sich. »Welchen Trick planst du ein?«
    Mit entnervender Intensität schaute er Astrid an. »Keinen.«
    Nur ihm zuliebe erwog sie, den Auftrag zu übernehmen. Noch nie hatte er sie um etwas gebeten - und sie in ihrer Kindheit oft getröstet, als wäre er ein Vater oder ein großer Bruder. »Wie lange müsste ich mich damit befassen? Wenn der Dark Hunter unverbesserlich ist, könnte ich dann sofort aussteigen?«
    »Ja«, antwortete Artemis. »Je eher du ihn für schuldig erklärst, desto erfreulicher wäre es für uns alle.«
    Astrid wandte sich zu dem Mann an ihrer Seite. »Acheron?«
    Zustimmend nickte er. »Was immer du entscheidest, ich werde es akzeptieren.«
    »Dann sind wir uns einig, Acheron !«, rief Artemis entzückt. »Ich habe dich zu einer großartigen Richterin geführt.«
    »In der Tat.« Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen.
    Plötzlich stockte ihr Atem, und sie schaute unsicher von einem zum anderen. »Was weißt du, das mir verborgen bleibt?«
    Seine schillernden Silberaugen fixierten Astrid immer noch. »Nun, ich weiß, dass diese Richterin eine tiefe Wahrheit in sich spürt.«
    »Welche Wahrheit ist das?«, fragte Artemis und stemmte ihre Hände in die Hüften.
    »>Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.«< Über Astrids Rücken rann ein neuer Schauer, als Acheron die Zeile aus der »Kleine Prinz« zitierte, die sie bei der Ankunft ihrer Besucher gelesen hatte.
    Wieso wusste er das?
    Sie schaute nach unten, um festzustellen, ob ihr Sitzkissen das Buch immer noch verdeckte.
    Ja, eindeutig.
    Ohne jeden Zweifel - Acheron Parthenopaeus war ein furchterregender Mann.
    »Zwei Wochen hast du Zeit, meine Tochter«, verkündete ihre Mutter leise. »Wenn du weniger Zeit brauchst, ist es in Ordnung. Jedenfalls wirst du Zareks Schicksal spätestens in vierzehn Tagen besiegeln.«

2
    Zarek fluchte, als die Batterien seines MP3-Players ihren Geist aufgaben. Typisch für sein Pech. Bis zur Landung würde es noch eine gute Stunde dauern. Und das Letzte, was er hören wollte, waren Mikes Stöhnen und Jammern im Cockpit des Hubschraubers. Klar, diesen Kerl störte es ganz gewaltig, dass er ihn nach Alaska zurückbringen musste.
    Obwohl die sonnen- und lichtlose Kabine durch eine massive schwarze Stahlwand von Mike getrennt wurde, vernahm er die Klage des Piloten so deutlich, als würden sie nebeneinandersitzen.
    Zarek hasste diesen winzigen Raum, der ihm wie eine Gefängniszelle erschien. Jedes Mal, wenn er sich bewegte, stießen seine Arme oder Beine gegen
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