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PR TB 177 Kämpfer Fur Den Pharao

PR TB 177 Kämpfer Fur Den Pharao

Titel: PR TB 177 Kämpfer Fur Den Pharao
Autoren: Perry Rhodan
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Ich habe
mehr Freunde verloren als du. Ich habe mehr Geliebte verloren als
jeder andere im Nilland. Und schließlich habe ich den besten
und klügsten Vater verloren, den es gibt. Sage nicht, daß
Schmerz für mich etwas Fremdes ist. Trink, Horus des Horizonts.”
    Zögernd nahm ich den Becher und sagte leise:
    „Asyrta, ich. . . wir kennen uns länger als viele
Menschen. Wir haben alles geteilt: die Zeit und die Einsamkeit. Immer
wieder trafen sich unsere Wege. Wir haben Seite an Seite zahllose
Abenteuer überstanden. Wir haben den besten Wein getrunken, den
saftigsten Braten gegessen und die besten Gedanken miteinander
besprochen. Ich kann nicht beschreiben, welchen hohen

    Grad von Verstehen wir erreicht haben. Deswegen bin ich voll
Trauer. Weil das alles nicht zu wiederholen ist, zu keiner Zeit und
mit keiner anderen Frau.”
    Amenemhet deutete mit dem Zeigefinger auf den Pokal und sagte
streng:
    „Trinke, mein Freund. Du wirst alle diese Dinge, nein,
andere Dinge, die im Erleben gleich tief sind, mit einer anderen Frau
erleben. Mit anderen Freunden. Ich weiß, wie schwer es ist, aus
einer Geliebten eine Freundin zu machen. Und weil du, Atlan, kein
Ägypter bist, sondern ein Mann aus einer anderen Welt, einer
anderen Zeit, deswegen wirst du deinen Schmerz schließlich
besiegen.”
    Gänzlich verwirrt vom Schmerz und der Erkenntnis dessen, was
der Pharao eben in beispielloser Kühnheit ausgesprochen hatte,
trank ich einen Schluck aus dem Pokal. Es schmeckte wie harziger,
schwerer Rotwein.
    „Ich habe nicht verstanden”, sagte ich endlich.
    „Du hast sehr gut verstanden. Ich will keine Geständnisse.
Ich weiß es. Der Pharao ist verpflichtet, zu wissen und dort,
wo er nicht weiß, zu spüren. Ich habe dich durchschaut. Du
bist so wenig ein Ägypter wie ich ein Nubier.
    Denkst du etwa, Zakanza, mein bester Bote, ist ein Nubier aus dem
Land Wawat? Er ist einer der klügsten Menschen zwischen dem
zweiten Katarakt und dem Oberen Meer. Denkst du etwa, Auge des
Falken, daß Ptah-Sokar, der noch niemals in seinem Leben einen
Pfeil am Ziel vorbeigeschossen hat, nur ein Mann aus dem Nilland ist?
Ich weiß nicht, woher er kam, aber ich weiß, daß er
ein guter Mann ist. Er ist loyal und betrügt mich nicht. Das ist
mehr, als ich von Tausenden meiner Beamten und Schreiber sagen kann.
Warum wohl, mein betrübter Freund, muß ich mich schminken
lassen, ehe ich auf dem Thron sitze? Trink endlich, bei Osiris!”
    Ich war noch verwirrter und trank. Selbst mein Lo

    giksektor schwieg. Was der Pharao sagte, war richtig. Ich hatte es
nur nicht gemerkt, oder mein Unterbewußtsein hatte mich dazu
verleitet, nichts merken zu wollen. Atlan, Zakanza und Ptah! Drei
Fremde. Erkannt und enttarnt. Aber als Freunde des Pharao akzeptiert.
Dann merkte ich erst, was Amenemhet eigentlich getan hatte. Es war
ihm gelungen, nadelfeine Pfeile durch den Panzer meiner
Unansprechbarkeit zu schießen. Ich unterhielt mich mit ihm. Er
war tatsächlich ein weiser Mann, obwohl er biologisch ebenso alt
war wie ich, ungefähr. Aber ich war viel älter und sollte
viel weiser sein! Und jetzt wirkte er ganz anders als auf dem Thron.
Er war ein Mensch, ein Mann, der schwer an einer Last trug, die schon
andere erdrückt hatte. Abermals stürzte ich einen Schluck
dieser undefinierbaren Flüssigkeit hinunter.
    „Ich habe getrunken, Herr des Nillands”, sagte ich
leise. „Und jetzt bin ich sehr verlegen.”
    „Warum?”
    „Weil der Gottkönig des Nillands im feuchten Gras
kauert und versucht, einen Fremden zu trösten.”
    Er stieß ein sarkastisches Gelächter aus.
    „Trösten? Wenn hier jemand wirklich Trost braucht, dann
ich. Du hast deine Freunde, und ich weiß ganz genau, daß
du lange brauchst, um Asyrta zu vergessen. Aber dann wirst du wieder
ein Mädchen im Arm halten und Asyrta fast vergessen haben. Wenn
ich vergessen will - und ich habe vieles zu vergessen, weil es mich
sonst umbringt! -, dann gehe ich in meinen Harem und vergnüge
mich mit der einen oder anderen Konkubine, die vor Ehrfurcht
versteinern, nur weil sich der Pharao lüstern nähert. Liebe
oder Verliebtheit ist dann so echt wie das Mondlicht, das man für
Silber hält.”
    Eine schöne Metapher, bemerkte das Extrahirn. Ein Mann ohne
Freunde und mit wenig Freuden. Aber du kannst ihm nicht helfen. Er
wird schwerlich in eurem Säuferschiff nach Punt fahren!

    Ich trank den Becher aus und warf ihn zur Seite. Im Palast gab es
noch mehr davon. Dann streckte ich die Hand aus und legte
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