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Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3
Autoren: cross
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    G eh schneller, wenn du kannst, heho«, murmelte Dra chenjünger Gen. »Dein Kopf müsste eigentlich längst auf einem Spieß stecken!«
    Der Tunnel roch nach abgestandener Luft. An den Wänden wuchsen weder Flechten noch Schimmelpilze. Die Steine waren von einem leblosen Grau, das unter Gens Fackel nur kurz zu einem tanzenden Teppich aus Schatten und Flammenlicht erwachte, bevor es wieder in der Dunkelheit versank.
    Gen packte meinen Ellbogen und trieb mich voran. Ich stolperte; meine gebrochenen Rippen schmerzten, und ich schrie auf.
    »Ruhig«, murmelte er.
    »Das tut weh!«, fuhr ich ihn an.
    Mitleid erhoffte ich vergebens. »Der Drachenbulle wird bald die letzte Drachenkuh bestiegen haben, und dann erwartet die Menge, dass dein Kopf herumgetragen und allen gezeigt wird. Wir sollten nicht in diesem Labyrinth erwischt werden, wenn das Spektakel ausfällt, also beweg dich gefälligst, Mädchen, beeil dich!«
    Der Tunnel rumpelte.
    Ein Erdstoß, dachte ich mit einem Anflug von Panik, doch noch während mir der Gedanke durch den Kopf schoss, wurde mir klar, dass dieses Grollen das Brüllen des Drachenbullen in der Arena über uns war. Ihm antwortete der Jubel von zweihunderttausend Besuchern. Mir brach der kalte Schweiß aus.
    In dem Moment dachte ich an Dono.
    Ich weiß nicht, warum. Vielleicht, weil ich seinen Angstschweiß gerochen hatte, als er mich vorhin in der Arena angegriffen hatte.
    »Was ist mit Dono?«, erkundigte ich mich.
    Ich konnte hinter dem elfenbeinfarbenen Schleier des Inquisitors, den Gen trug, sein Gesicht nicht erkennen. Ich sah nur die weißen Augäpfel, die wie nasse Lilienblüten glänzten, und seine Pupillen, die so schwarz waren wie die Panzer von Käfern. »Er kann dir nichts mehr tun, Babu. Geh weiter …«
    »Er ist tot?«
    »Der Mistkerl wollte nicht sterben«, gurgelte eine Stimme hinter mir. Ich blickte über die Schulter zurück auf den Drachenmeister Re, der von einem Mann gestützt wurde, der wie Gen als Inquisitor verkleidet war. Dunkles Blut quoll zäh wie Pflaumenmus über die Schenkel des Drachenmeisters; er war von der giftigen Zunge des Drachenbullen verletzt worden. Auf seiner Brust wellte sich ein blutiger Hautfetzen, und die Spitze seines Knebelbartes strich über die Wunde.
    »Ich konnte ihn nicht erwürgen, also habe ich ihm die Kehle mit den Zähnen herausgerissen.« Die Augen des Drachenmeisters rollten unwillkürlich in ihren Höhlen. »Der Bastard wollte trotzdem nicht sterben.«
    »Dono ist da oben? Lebendig?« Ich blieb stehen und blickte zu der Steindecke hoch, die so niedrig war, dass Drachenjünger Gen nur gebückt gehen konnte.
    »Tot.« Gens Ton war endgültig. »Der Bulle wird ihn längst zertrampelt haben. Geh weiter.«
    Ich riss meinen Ellbogen aus seinem Griff. »Der Bulle fliegt, wenn er sich paart. Dono kann nicht von ihm zertrampelt worden sein.«
    »Nein, nicht zertrampelt. Er nicht, oh nein.« Der Drachenmeister keckerte. Sein Kopf schwankte haltlos hin und her; er war fast nicht mehr bei Sinnen durch das Gift des Drachen. »Als ich ihn verließ, kroch er durch den Staub, drückte sich an die Wand der Arena. Oh nein, er ist nicht tot, dieser Bastard, nicht tot!«
    »Gen«, schnappte der andere als Inquisitor verkleidete Mann. »Wir müssen gehen!«
    Gen riss an meinem Arm, und wir gingen weiter.
    »Dieser Hurensohn hat sich gegen mich gestellt!«, kreischte der Komikon. Seine Stimme hallte dumpf durch den Tunnel.
    »Halts Maul«, knurrte der Mann hinter ihm.
    Wir kamen an eine Kreuzung in dem Tunnelsystem. Ein Weg war durch einen Einsturz blockiert. Ob das ganz frisch passiert war oder schon vor langer Zeit, konnte ich nicht erkennen, überlegte aber, dass vielleicht unter diesem Schutthaufen menschliche Knochen moderten. Oder auf der anderen Seite.
    Ohne zu zögern, führte Gen uns in den Tunnel zu unserer Rechten. Die Luft hier war kühler und etwas feuchter. Ich stellte mir Dono vor, Dono, meinen Milchbruder, das Waisenkind, mit dem ich meine Kindheit verbracht hatte, wie er durch die glühendheiße, staubige Arena über uns kroch, im Sehen behindert durch die Verletzung an seinem Auge, die ich ihm am Tag zuvor zugefügt hatte, und mit von den Zähnen des Drachenmeisters zerfetzter Kehle.
    »Sie werden ihn hinrichten«, sagte ich. »Er sollte mich in der Arena töten und hat versagt. Der Tempel wird ihn köpfen.«
    »Das wäre eine Gnade«, erwiderte Gen schlicht. »Für einen verkrüppelten Drachenschüler ist kein Platz in einem Stall.«
    Ich
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