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PR TB 177 Kämpfer Fur Den Pharao

PR TB 177 Kämpfer Fur Den Pharao

Titel: PR TB 177 Kämpfer Fur Den Pharao
Autoren: Perry Rhodan
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an.
    Alle Empfindungen schienen abgestorben zu sein. Ich fühlte
weder Trauer noch Haß, weder Verzweiflung noch Wut. Ich fühlte
nichts. Eine dumpfe, ungeheure Masse schien auf jeder einzelnen
Körperzelle zu lasten. Mein Verstand war gelähmt oder
völlig leer. Ich verlor jedes Zeitgefühl, und irgendwann
schob sich durch die Nebel vor die Augen ein Gesicht.
    „Mein Freund!” sagte eine Stimme neben meinem Ohr. Ich
erkannte sie. Zakanza-Upuaut packte meinen Arm und sagte: „Schleudere
mich nicht wieder auf die Stufen. Halte ihn, Ptah!”
    Der Truppenführer faßte meinen linken Arm, zusammen
zogen sie mich hoch. Der Saal war fast leer, nur noch einige Frauen
und Männer standen scheu an den Wänden und zwischen den
Säulen. Zwei Blutspuren kreuzten sich im hinteren Teil der
Halle. Die Musikanten saßen da und stierten uns an, die
Tänzerinnen drängten sich in einer Gruppe zusammen. Mit
sanfter Gewalt zogen mich meine Freunde hinaus ins Freie. Zwischen
den letzten Säulen stemmte ich mich gegen ihren Druck, drehte
mich um und sah eine Gruppe von Frauen, die einen dichten Kreis um
Asyrta-Maraye-Nebkaura bildeten. Als sie wieder zur Seite glitten,
war der Speer herausgezogen, und ein weißes Tuch lag über
dem Körper.
    Dann schleppten sie mich hinaus, brachten mich in meine Räume
und verließen mich. Ich wußte, daß sie auf jeden
meiner Schritte lauschen und die Nacht über wachen würden.
    Ich ging hinaus auf die Terrasse, ließ mich in einen Sessel
fallen und schloß die Augen. Es war schlimm. Es war der
absolute Tiefpunkt. Ich war endgültig allein. Niemals wieder
würde es jemanden wie Asyrta geben.

    Sehr viel später verließ ich meinen Platz, goß
gedankenlos irgend etwas in einen großen Becher und wanderte
hinunter in den nächtlichen Park. Die Seerosen entfalteten unter
den verfluchten Sternen ihre zauberhaften Blüten. Asyrta würde
niemals mehr neben mir zusehen und irgend etwas Belangloses sagen, an
das ich mich gewöhnt hatte. Aus. Vorbei. Ich kämpfte mit
dem Gedanken, meinen Zellaktivator in diesen Teich oder in den
Nilkanal zu werfen und ein paar Tage zu warten
    - dann war ich ebenso tot wie Asyrta. Mitternacht oder später
fand ich mich im Gras sitzen, an den leicht schwankenden Schaft einer
Palme gelehnt, den halbvollen Becher in den Fingern.
    Und dann sah ich ihn, einen schlanken Mann, nackt bis auf den
weißen Schurz. Er trug etwas in beiden Händen. Barfuß
kam er durch das taufeuchte Gras auf mich zu, kauerte sich vor mir
nieder und ließ die Becher sinken.
    Ich sah ihn genauer an in einem Reflex aus Mondlicht, der vom
Kanal herüberkam. Ein müder Mann mit tiefen Kerben zwischen
Nasenwinkel und Kinn, mit schweren Lidern über den Augen und
spärlichem Haarwuchs. Er roch nach fremdartigen Krautern, aber
als er mich ansprach, merkte ich, daß auch er getrunken hatte.
    „Atlan-Horus!” sagte er mit einer weichen, aber
präzisen Stimme.
    Ich hob den Kopf und erwiderte kopfschüttelnd.
    „Laß mich. Ich will niemanden sehen, mit niemandem
über nichts sprechen. Geh weg. Ich habe dich nicht gerufen.”
    Er lächelte mich schmerzlich an und ließ den Oberkörper
vor und zurück pendeln.
    „Auch ungerufen spreche ich mit dir. Du hast sie geliebt,
und nun ist sie bei Toth, dem Fürsten der Ewigkeit. Für
dich ist sie unerreichbar geworden, und kein Trankopfer bringt ihren
Körper zurück. Ich mag so alt

    sein wie du, und ich habe ebenso geliebt wie du, Horus.”
„Was willst du?” murmelte ich.
    „Ich will versuchen, mit dir zu sprechen. Ich kann tausend
Soldaten foltern, aber ich kann nicht Asyrta lebend machen. Du und
ich, auch wir werden eines Tages in der Totenbarke fahren. Aber sie
ist jetzt inmitten der flammenden Götter, und sie lebt. Ich
kenne deinen Schmerz. Auch ich war schon in der Tiefe, dort, wo du
jetzt bist. Versteinert, kalt, unerreichbar, unansprechbar. Ich weiß,
was du fühlst.”
    Ich sagte zynisch:
    „Du bist wahrhaft ein kluger Mann voller tröstender
Worte. Aber sie vermögen nichts.”
    „Ich bin einer der wenigen Männer, von denen man immer
Klugheit verlangt. In jeder Jahreszeit”, sagte er leise. „Hier.
Dünge den Garten mit deinem Wein. Nimm dies.”
    Er hob einen Becher und hielt ihn mir entgegen. Ich erkannte, ohne
zu erschrecken, daß Amenemhet vor mir kauerte und mit
betroffenem, ehrlichem Gesicht in meinen Augen zu forschen schien.
    „Pharao!" sagte ich abwehrend. „Hier, jetzt. ..
meinetwegen?”
    „Ja. Du bist ein Narr, wenn du nicht begreifst.
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