Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1786 - Katzenhölle

1786 - Katzenhölle

Titel: 1786 - Katzenhölle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Auf der Motorhaube saß ein Tier – eine Katze! War sie tot? War sie vielleicht aus einer großen Höhe gefallen, und hatte nur zufällig die Motorhaube getroffen?
    So ganz glaubte ich daran nicht – und hatte recht. Wie hieß es noch so schön? Eine Katze hat sieben Leben, und genau das traf in diesem Fall zu.
    Sie war nicht tot, sie lebte. Allerdings bewegte sie sich nicht. Sie hockte vor der Scheibe und starrte mich an. Ich schaute direkt in ihre Augen, die in einem kalten Grün schimmerten. Das Maul war geschlossen, doch jetzt öffnete sie es und gähnte. Dabei zeigte sie mir ihr Gebiss und wollte wohl andeuten, dass ich für sie langweilig war.
    Aber woher war sie gekommen?
    Diese Frage stellte ich mir. Es gab auch eine Antwort, die mich allerdings nicht befriedigen konnte. Sie war auf meine Motorhaube gefallen, sie war von oben her gekommen, aber bestimmt nicht aus dem Himmel. Ich dachte daher an einen Baum oder an ein Dach.
    Es tat sich nichts. Das Tier hatte sein Maul wieder geschlossen und schien sich kurz danach wohl zu fühlen, denn es fing an, sich zu putzen. Die Zunge erschien im Mundspalt und bewegte sich dann in alle möglichen Richtungen.
    Was sollte ich machen?
    Ich wusste es nicht. Einfach im Wagen sitzen bleiben und warten, bis es der Katze gefiel, die Motorhaube zu verlassen? Oder sollte ich weiterfahren, dann würde sie schon verschwinden. Ich konnte auch aussteigen und mir die Umgebung genauer anschauen, das wäre auch eine Möglichkeit gewesen.
    Dass es zu diesem Stopp kommen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich befand mich auf der Fahrt nach Hause. Ich war einer Einladung gefolgt und hatte mit anderen Leuten gemeinsam den Geburtstag eines ehemaligen Kollegen gefeiert. Er war siebzig Jahre alt geworden und hatte noch mal die Kollegen eingeladen, mit denen er zu tun gehabt hatte. Auch ich zählte dazu und war in den kleinen Ort nördlich von London gefahren, um mit ihm zu feiern.
    An diesem Sonntag war das schon am späten Vormittag losgegangen und hatte sich bis in den Abend hingezogen. Wer zu viel getrunken hatte, der konnte auch in einem Gasthaus übernachten, aber zu denen gehörte ich nicht. Zwei Gläser Sekt zur Begrüßung, zwei Weinschorlen, ansonsten nur Wasser. Ich war also so weit fit, um am nächsten Tag meinen Dienst im Büro antreten zu können.
    Und nun starrte ich auf die Katze auf meiner Motorhaube!
    War es ein Zufall oder nicht? Oder sollte ich es als eine Lockung bezeichnen? In meinem Job musste man mit allem rechnen. Die andere Seite schlief nicht, sie war immer darauf erpicht, mir Probleme zu bereiten, auf die ich allerdings gut verzichten konnte.
    War die Katze ein Problem?
    Zumindest ein recht kleines. Sie würde verschwinden, wenn ich es wollte. Durch ein Geräusch, das sie erschreckte, aber ich konnte auch aussteigen und die Sache selbst in die Hände nehmen.
    Das tat ich.
    Die rechte Wagentür schwang auf, ich schob mich ins Freie und sah, dass mich das Tier nicht aus den Augen ließ.
    Ich schlug die Tür wieder zu.
    Es gab dabei nur ein leises Geräusch. Das reichte aus, um die Katze zu erschrecken, denn mit einem Satz sprang sie von der Kühlerhaube, landete auf dem Boden und lief schnell weg.
    Ich war neugierig geworden und verfolgte ihren Lauf. Sie blieb auf der Straße, die durch eine recht einsame Gegend führte. Der Himmel war fast dunkel geworden. In der Ferne – im Süden – sah ich die schwache Lichtglocke der Millionenstadt London, die im Olympia-Fieber steckte, ansonsten gab es in der Gegend nicht viel, was bewohnt werden konnte.
    Ein paar Höfe, mal eine Ansiedlung, das war alles. Neubaugebiete gab es hier nicht.
    Warum ich mich in Bewegung setzte, wusste ich auch nicht so recht.
    Die Katze lief vor, und ich nahm die Verfolgung auf. Ich schlenderte ihr nach. Komischerweise schien sie das zu bemerken. Sie drehte öfter den Kopf, um zu schauen, ob ich ihr noch folgte, dann stolzierte sie weiter.
    Gab es ein Ziel?
    Ja, das war der Fall. Wenn ich nach rechts blickte und dabei über ein Feld hinweg, dann sah ich am Ende des Feldes Lichter. Wenig später schälten sich die Umrisse zweier Gebäude hervor, und ich sah auch Bäume, die vor den Häusern wuchsen.
    Das konnte ein Hof sein und auch die Heimat der Katze, die noch immer weiterlief. Ob sie dorthin wollte, wo das Licht brannte, wusste ich nicht, aber ich sah, dass sich etwas veränderte oder schon verändert hatte.
    Auf dem dunklen Boden huschte etwas hin und her. Es sah aus wie Schatten, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher