Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1786 - Katzenhölle

1786 - Katzenhölle

Titel: 1786 - Katzenhölle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sich bisher versteckt gehalten hatten und nun plötzlich zeigten.
    Ich blieb stehen, weil ich ein wenig irritiert war. Mit den Schatten hatte ich so meine Probleme, aber Sekunden später konnte ich vergessen, dass es sich um Schatten handelte, denn die hinterließen keine Geräusche. Was ich hier sah, das war auch zu hören. Ein leises Kratzen, ein Schnaufen, zu dem sich ein fast klägliches Miauen hinzugesellte, jedenfalls war ich der Meinung.
    Keine Schatten, sondern Katzen!
    Über meine Lippen huschte ein Lächeln. Vor Schatten musste ich mich nicht fürchten und vor Katzen schon gar nicht. Im Regelfall zumindest.
    Sie kamen.
    Und es wurden immer mehr. Sie hatten ihre Löcher oder Verstecke verlassen, tobten sich aus und kamen mir auch immer näher.
    Sekunden später hatten sie mich erreicht, und ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen sollte. Da waren mindestens ein halbes Dutzend Tiere, die um meine Beine strichen und sich ab und zu dagegen pressten. Ich hörte sie miauen, auch schnurren, und wenn ich nach unten schaute, dann blickte ich in Augenpaare, die immer verschieden aussahen, aber nie einen warmen Ausdruck hatten, wohl einen interessierten.
    Was wollten die Katzen von mir?
    Das war die große Frage, die ich mir stellte. Wollten sie mich begrüßen und mich auffordern, mitzugehen, oder hatten sie etwas anderes mit mir vor?
    Ich wusste es nicht. Sie gaben mir auch keine Antwort, aber dafür hörte ich etwas.
    Es war ein Pfiff, der plötzlich an meine Ohren gellte, recht schrill, und er wurde auch von den Tieren gehört, die genau das taten, was derjenige wollte, der den Pfiff abgegeben hatte.
    Die Katzen huschten davon, nicht in verschiedene Richtungen, sondern nur in eine, die halb rechts von mir lag. Dort befand sich ihr Ziel, und das hatte ich bisher nicht gesehen. Jetzt konnte ich es nicht mehr übersehen, denn es war näher an mich herangekommen, und ich sah, dass es sich um einen Mann handelte.
    Er schlenderte näher, während ich mich nicht bewegte. Der Mann machte den Eindruck eines Menschen, den nichts erschüttern konnte. Und ich sah noch mehr, denn er hielt etwas fest. Oder es lag auf seinen Armen. Ich erkannte in ihm ein dunkles Paket, das sich erst beim Näherkommen als etwas Bestimmtes herausstellte.
    Es war eine Katze. Und es konnte genau das Tier sein, das auch auf meiner Kühlerhaube gesessen hatte, wenn ich in diese grünen Augen schaute.
    Wäre es hell gewesen, dann hätte ich den Mann schon längst besser gesehen. So aber blieb es bei den Äußerlichkeiten. Er war recht groß, auf seinem Kopf wuchs dunkles Haar, dadurch wirkte sein Gesicht heller, mehr machte ich bei ihm auch nicht aus.
    Er kam nicht näher. Wahrscheinlich stand er auch nicht auf einem Weg, sondern auf dem Feld. Letztendlich spielte das keine Rolle, denn ich war nur gespannt, was er von mir wollte.
    »Hallo«, sagte ich.
    Er nickte und gab dann eine Antwort. »Sie haben die Tiere erschreckt, Mister.«
    »Kann sein.«
    »Das kann nicht nur sein, das ist so!«, fuhr er mir in die Parade.
    »Lassen Sie mich erst mal ausreden. Wenn ich sie erschreckt habe, dann wird umgekehrt auch ein Schuh daraus.«
    »Wieso das?«
    Ich musste lachen. »Sie war auf einmal da. Ganz ohne Vorwarnung. Mir kam es vor, als wäre sie vom Himmel gefallen, als sie auf meiner Kühlerhaube landete.«
    »Kann sein, aber Sie waren ihr im Weg. Das hier ist ihr Revier.« Mit einer Hand vollführte er einen Schwenk. »Hier haben sie ihren wunderbaren Lebensraum.«
    »Wie nett für sie. Aber ich konnte es nicht wissen. Nur hab ich keine Katze überfahren, das ist auch etwas.«
    »Es wäre Ihnen auch schlecht bekommen.«
    »Ja, das akzeptiere ich.« Ich war neugierig geworden. »Und was ist mit Ihnen? Sind Sie der Hüter der Katzen? Sind Sie ihr Chef? Sind Sie ihr Gott?«
    »Sie leben bei mir.«
    »Aha, und wo?«
    »Nicht weit von hier auf meinem Hof. Ich kümmere mich um sie. Ich gebe ihnen eine wunderbare Heimat. Wen ich liebe, den lieben sie auch. Und wen ich nicht mag oder hasse, den hassen sie auch, was dann für den Gehassten schlimm wird.«
    »Sehr schön«, sagte ich und nickte, »ich freue mich immer, wenn ich einem Tierfreund begegne.«
    »Haben Sie auch Tiere?«
    »Nein. Sie in einer kleinen Wohnung innerhalb eines Hochhauses zu halten, das wäre nicht gut.«
    »Stimmt, es wäre eine Quälerei.«
    »Ja, so ähnlich.«
    Der Mann nickte mir zu. »Dann fahren Sie weiter und geben Sie dabei acht, dass Sie keine Katze überfahren.«
    »Keine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher