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Spritzgebäck - Romantic Gay Comedy (German Edition)

Spritzgebäck - Romantic Gay Comedy (German Edition)

Titel: Spritzgebäck - Romantic Gay Comedy (German Edition)
Autoren: Alex Seinfriend
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the man in the santa suit

     
    … in welchem Tom sich verkleidet …
    … und seinen Traummann trifft.
     
     
     
    Die Schicht hatte gerade erst angefangen und schon jetzt sammelte sich der Schweiß überall. Tom sah sich kurz um, bevor er sich in den Schritt fasste und kratzte. Das war mit Abstand der beschissenste Studentenjob, den er je angenommen hatte. Weihnachtsmann im Kaufhaus, ho-ho-ho. Dabei war die Hitze nicht mal das Schlimmste oder das Rumstehen, das stinkende Kostüm, das ständige Jucken … Das Übelste war die fröhliche Weihnachtsmusik in Dauerschleife. Gerade lief zum sicher vierten Mal Last Christmas – und er war kaum zwanzig Minuten hier! Nur gut, dass George Michael sich bestimmt nicht hier blicken lassen würde. Da könnte Tom für nichts garantieren …
    Ein paar Meter weiter rief ein Kind und zeigte auf ihn. »Da! Daaa! Weihnachtsmann!«
    »Gott, halt bloß den Mund und geh«, murmelte Tom. Als die Mutter des Schreihalses herüberschaute, nickte er aber angestrengt fröhlich und winkte. Glücklicherweise fühlte die Frau sich jedoch nicht ermutigt und zog ihr Balg eilig fort. Immerhin, der Weihnachtsstress der Kunden bewahrte ihn vor so mancher blöden Situation. Und im Gegensatz zu seinen drei Kollegen in den unteren Etagen hatte er es hier oben in der Herrenabteilung richtig gut. Nicht auszudenken, was unten bei den Fressalien und dem Kleinkrams los sein musste – oder in der Kinderabteilung. Eigentlich sollte Tom auch eher bei Film und Musik festliche Stimmung verbreiten, aber bislang hatte sich niemand beschwert, dass er seinen Wirkungsbereich heimlich verlagerte. Männer waren generell weniger anfällig für Weihnachtsfieber. Beim Klamottenkauf schien das noch mehr zu gelten, als für die Elektro- oder Medienabteilung. Hier in der Männerkleidung hielten sich auch selten Mütter mit Kindern auf und die Pärchen waren meist mit ihren Streitereien beschäftigt. Das perfekte Versteck, wenn man davon absah, dass er als rotweißer Leuchtturm blöd herumstand. Außerdem minimierte er so die Gefahr, zufällig bekannten Gesichtern …
    »Mist!« Tom drehte sich schnell um und beugte sich über einen Wühltisch mit Socken. Dann fiel ihm ein, dass er ja gar kein Kunde war. Er warf das Bündel Herrenstrümpfe zurück und tat so, als gäbe es hinten bei den Umkleiden etwas Spannendes zu sehen. Auch total blöd, aber gerade war ihm alles recht, solange seine ehemaligen Klassenkameraden bitte, bitte, bitte …
    »He! Nikolaus!«
    Tom wurde es noch viel heißer unter dem Filzzeug. Die kratzigen Klamotten sumpften regelrecht an ihm fest. Vor lauter Verzweiflung nahm er doch wieder die Strümpfe und sortierte blind herum.
    »He! Wo haste denn deinen Sack?«
    Das war Dennis – ausgerechnet! Zwei Jahre nach dem Abi reichten noch lange nicht aus, um die zwei gemeinsamen Jahre Oberstufe mit ihm zu neutralisieren. Und wie es schien, hatte der Blödmann sich während dieser Zeit kein Stück geändert …
    »He!«
    Jetzt rempelte ihn jemand an. Tom hatte keine Wahl, er musste sich umdrehen. Aber er senkte den Kopf so, dass zumindest eine kleine Chance bestand, dass die Arschgeigen ihn hinter all dem Kunsthaar nicht erkannten.
    »Bist wohl schwerhörig, was?«
    Tom ballte die Fäuste. Das wär doch was: Kaufhausweihnachtsmann verprügelte Kunden.
    »Der is halt schon alt«, sagte Martin.
    »He! Hast du ein Problem?« Dennis trat jetzt viel zu nah an ihn heran.
    Tom schluckte und schüttelte den Kopf. Das Spielchen kannte er ja aus der Schule. Dennis drängte sich mit der Brust gegen ihn, um ihn zu einer Reaktion zu zwingen. Sobald Tom auch nur die Andeutung einer Bewegung machte, würde Dennis das als Angriff werten. Und daran bestand kein Zweifel: Ob Schule oder Kaufhaus, ob Lehrer oder Kunden, Dennis hätte keine Hemmungen zuzuschlagen.
    »He! Guck mich an, wenn ich mit dir rede, du Sack!«
    Tom atmete tief durch. Es war egal, was er jetzt machte, die Situation würde so oder so eskalieren, weil Dennis es nun mal darauf anlegte. Das hatte man davon, wenn man sich einen roten Mantel überzog und mit Rauschebart die perfekte Zielscheibe spielte.
    »Was ist? Bist du taub, Mann?«
    »Nee, Arschloch!«, antwortete Tom und stieß Dennis zurück.
    Der schaute ihn mit einem breiten Grinsen an. Das war die Reaktion, die er haben wollte. »Jetzt bist du tot!«
    »Niemand ist hier tot, verzieht euch!«
    Die Jungs drehten sich überrascht um. Tom sah erleichtert einen großen Kerl, der sich drohend aufbaute.
    Dennis
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