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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi
Autoren: emons Verlag
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schon bessere Tage gesehen hatte. Die Mauern wiesen Risse
auf, und einige Bretter im oberen Bereich hingen lose an einzelnen Nägeln,
sodass sie jeden Augenblick herabzufallen drohten. Durch die Lücken waren im
Innern Heuballen zu sehen. Augenscheinlich diente die Scheune als Lagerraum.
    Gegenüber befand sich ein Holzschuppen.
Davor war ein Misthaufen. Wahrscheinlich handelte es sich um den Stall. Die
Wirtin hatte erwähnt, dass sie Tiere hielten, wie wahrscheinlich jeder hier im
Dorf.
    An der Giebelseite des Stalles begann ein
Zaun, der sich bis zu der breiten Einfahrt zog. Vor ihm blühten üppige Rosen
und Bauernlilien. Der Rest des Vierseitenhofes war mit runden Steinen
gepflastert, zwischen denen Grasbüschel wucherten. Zwischen Scheune und Stall
war ein Absatz, das Überbleibsel einer Mauer. Wer weiß, was dort gestanden
hatte.
    Ralph war endlich fertig mit seiner
Inspektion und drängte zum Aufbruch. Schnell stieg Carla auf ihr Rad.
    Kurz vor zehn bogen sie auf die
Straße zum Eingang der Barbarossahöhle ein. Carla war abgekämpft, Ralph
hingegen sah man die Anstrengung nicht an. Sie stellten die Räder an einen
Baum.
    »Kleine Erholungspause?«, fragte Carla.
    Ralph schüttelte den Kopf. »In wenigen
Minuten beginnt die Führung.«
    »So eine Führung dauert eine Weile. Wir
könnten bis zur nächsten warten.«
    »Ich würde lieber sofort starten.« Ralph
schaute zum Eingang hinüber.
    Carla blätterte im Prospekt. »Die Höhle
ist achthundert Meter lang. Das halte ich nicht aus.«
    »Also gut, machen wir eine Pause.«
    Sie steuerten auf eine Bank zu, und Carla
ließ sich darauf fallen. Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander in der
Vormittagssonne und beobachteten die Besucher, die zum Eingang der Höhle
strömten. Ein junges Pärchen ließ sich von einem älteren Herrn fotografieren.
Eine Gruppe Japaner sammelte sich am Verkaufsbereich und studierte die
Postkarten, die in runden Metallständern steckten. Jeder von ihnen hatte eine
große Kamera umhängen.
    »Die und ihre Weltreisen.«
    Carla schmunzelte. Sie mochte die Asiaten,
die stets voller Vorfreude aus den Bussen strömten, in denen sie von einer
Sehenswürdigkeit zur anderen quer durch ganz Deutschland gekarrt wurden.
Irgendwann würde sie deren Heimat auf ähnliche Weise erkunden. Ralph hatte es
ihr versprochen. Er war Künstler, ein Maler, und wenn er seine momentane Schaffenskrise
überwunden hatte, wollte er für einige Zeit nach Asien gehen. Carla durfte ihn
begleiten. Ralph hatte bereits die Reiseunterlagen besorgt und die Route
geplant, nur der Termin stand noch nicht fest.
    Carla lauschte den ungewohnten Lauten der
japanischen Sprache, die in ihren Ohren wie das Schnattern eines Gänseschwarmes
klangen. Als die Gruppe verschwand, wurde es wieder ruhig vor der Höhle. Sie
schloss die Augen.
    »Komm, Carla, die nächste Führung
beginnt!«
    Ein Stups schreckte sie auf. Sie hatte nicht
bemerkt, wie die Zeit vergangen war. Sie musste eingeschlafen sein. Schnell
raffte sie ihre Sachen zusammen und folgte Ralph, der schon zum Eingang
vorausgegangen war.
    Im Innern der Höhle war es kühl, aber
keineswegs kalt. Trotzdem fröstelte Carla. Vielleicht waren ihre Gedanken daran
schuld. Sie hatte von Ralph geträumt, hatte ihn Arm in Arm mit einer zierlichen
Porzellanschönheit unter blühenden Mandelbäumen eine Promenade
entlangschlendern sehen. Die Szene hatte einer kitschigen Postkarte geglichen,
unwirklich und überzogen, und doch hatte ihr die Eifersucht beinah die Sinne
geraubt.
    Sie zog die Jacke enger um die Schultern
und folgte dem Mann, der die Gruppe führte. Seine Erläuterungen plätscherten an
ihr vorbei. Worte und Wasser, es war eine passende Kombination. Erleichtert
atmete sie auf, als sie nach einer halben Stunde unvermittelt ans Tageslicht
gespült wurde.
    »Wie beeindruckend die kuppelartigen
Gewölbe sind, der Olymp oder der Dom. Hat es dir auch gefallen?«, fragte Ralph,
während sie auf ihre Fahrräder stiegen.
    Carla wich seinem Blick aus und trat in
die Pedale. Die Sonne war kräftiger geworden, Mittagszeit. Es dauerte nicht
lange, und sie kam ins Schwitzen.
    Ralph holte zu ihr auf, bis sie
nebeneinander radelten. »Im nächsten Dorf ist ein Gasthof, da rasten wir.«
    »Warum sollen wir bis ins nächste Dorf
radeln? Ich habe eine bessere Idee.« Carla deutete nach links auf einen
ausgewaschenen Sandweg, der sich durch die Wiesen einen Berg hinaufzog und in
der Ferne am Waldesrand endete. »Lass uns dort
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