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0137 - Die Bestien der Madame

0137 - Die Bestien der Madame

Titel: 0137 - Die Bestien der Madame
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Dabei war Claire Biggers bildhübsch. Sie hatte einen gesunden Teint, an dem Make-up reine Verschwendung gewesen wäre. Das honigblonde Haar trug sie hochgesteckt, wodurch ihr schlanker Nacken voll zur Geltung kam. Der eigenwillige Halsschmuck – gewundenen Schlangenkörpern gleich – bildete einen zusätzlichen Reiz.
    Claires Kleid war weiß. Schlabber-Look. Vorne mit Knöpfen versehen. Es endete über den Brüsten und wurde von zwei breiten Trägern gehalten.
    Wie gesagt, bildhübsch war sie. Bezaubernd sah sie aus. Norman hätte sich alle zehn Finger ablecken sollen, weil er das schönste Mädchen auf die Party mitbringen durfte.
    Aber er stänkerte. »Warum verwendest du niemals Rouge?«
    »Weil ich es nicht nötig habe«, gab sie verstimmt zurück.
    »Das kann ich wohl besser beurteilen als du. Ich verstehe etwas von Frauen.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Zweifelst du daran?«
    »Hör mal, warum tanzt du nicht mal mit Neely Boyd? Ich bin sicher, sie würde sich darüber freuen.« Neely Boyd war ein Mädchen, das niemals Schwierigkeiten machte. Sie hatte es gern, wenn es gleich zur Sache ging. Oft brauchte man ihr bloß eine Coca zu spendieren.
    »Ach!« sagte Norman. »Loswerden möchtest du mich. Kannst du haben.«
    Er war aufgesprungen, war zu Neely Boyd geeilt, hatte sie mit beiden Händen gepackt, und sie hatte sich ihm sofort mit einem vergnügten Kichern an den Hals geworfen.
    Da hing sie nun schon seit 45 Minuten, und Norman schien die Absicht zu haben, sich immer tiefer in das Girl hineinzuwühlen.
    Peinlich war das. Vor allem für Claire.
    Sie überlegte, ob sie die Party einfach verlassen sollte. Sang- und klanglos verschwinden. Das wäre keine schlechte Idee gewesen.
    Eugene Walton schlich an sie heran. Es war ihr gelungen, ihm aus dem Weg zu gehen, doch nun stellte er sie. Grinsend kam er auf sie zu. Sternhagelvoll war er.
    Das war er auf jeder Party, zu der man ihn einlud, denn an Gratisdrinks konnte Eugene einfach nicht vorbeigehen. Er schimpfte sich Künstler, malte Plakate für Warenhäuser und Supermärkte.
    Manchmal küßte ihn die Muse, dann stellte er etwas Beachtliches auf die Beine. Doch die meiste Zeit machte er reine Kommerzware – aufhängen, angucken, wegschmeißen.
    Er war Brillenträger.
    Nicht, daß Claire Biggers etwas gegen Brillenträger gehabt hätte.
    Ihr Bruder war Brillenträger, und sie liebte ihn. Es war der ganze Mann, den sie nicht mochte, Eugene Walton hatte etwas an sich, das nicht gerade als besonders gewinnend bezeichnet werden konnte.
    Sein Grinsen war so schief, wie er stand.
    »Na, Claire – Süße. Amüsierst du dich gut?« fragte er mit schwerer Zunge. Die Augen hinter den Brillengläsern blickten glasig.
    »Toll amüsiere ich mich«, gab Claire zurück.
    Eugene nickte. »Ich sehe es. Du siehst aus, als ob dir die Hühner das Brot weggefressen hätten.«
    »Tut mir leid. Ich kann nichts für mein Aussehen.«
    »Ich finde dich trotzdem reizend. Darf ich das sagen?« Er kam noch näher und legte seine Hand auf ihre nackte Schulter. »Gott, was bist du für eine Schönheit, Claire. Ich wäre verdammt glücklich, wenn du – wenn wir beide…«
    Das Mädchen bedachte ihn mit einem abweisenden Blick. »Du solltest dir keine Hoffnungen machen, Eugene. Sie werden nicht erfüllt.«
    »Niemals?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich zu Norman Coughlin gehöre. Ich bin kein Wanderpokal.«
    »Weiß Norman auch, daß du zu ihm gehörst?«
    »Ich denke schon.«
    Eugene Walton blickte zu Norman und Neely hinüber. Er grinste breit. »Sieht verdammt nicht danach aus, was meinst du?«
    »Gönn ihm doch das kleine Vergnügen. Wir sind schließlich nicht miteinander verheiratet.«
    »Werdet ihr heiraten?«
    »Kann ich noch nicht sagen.«
    »Würdest du ja sagen, wenn Norman dich fragte, ob du seine Frau werden möchtest?«
    »Weiß ich noch nicht. Heute würde ich ihm vermutlich einen Korb geben«, sagte Claire ehrlich.
    »Hast du heute schon etwas getrunken?«
    »Kaum.«
    »Warum nicht?«
    »Es war nichts zu kriegen. Du warst immer schneller als ich.«
    »Ich bringe dir einen Drink«, sagte Eugene Walton sofort. »Und dann ziehen wir uns in eine stille Ecke zurück und tun dasselbe wie Norman Coughlin und Neely Boyd.«
    Kaum war Walton verschwunden, da machte sich Claire aus dem Staub. Sie verließ die Party, hatte die Absicht, einen Rundgang um den Häuserblock zu machen.
    Sie wollte allein sein und über Norman und sich nachdenken.
    Hatte das mit ihnen beiden
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