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Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene

Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene

Titel: Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
Autoren: Leonard Carpenter
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P ROLOG
     
     
    Am achten Tag des achten Monats des achten Zyklus seiner Regierung, während des siebten langen Jahres der Dürre, welche die Stadt heimsuchte, erwachte König Anaximander von Sark am Vormittag und hatte eine Vision.
    Der König hatte tief und traumlos geschlafen. Das helle Tageslicht vergoldete bereits die schweren Vorhänge vor seinem Terrassenfenster. Er war später als gewöhnlich erwacht. Anaximander fühlte sich ausgeruht und sehr wohl, auch wegen der großen Palmwedel, die sich beständig über dem Kopfende seines Bettes bewegten und eine kühle Brise über seinen schlanken königlichen Körper schickten.
    Die Sklavinnen, die ihm Kühlung zufächelten, waren schöne junge Frauen aus Zamora, mit honigfarbener Haut und bloßen üppigen Brüsten. Man hatte ihnen beigebracht, ihren Dienst stets schweigend zu verrichten, sodass lediglich das leise Rascheln der Palmwedel zu hören war. Die kühlende Brise durfte nur so leicht sein, dass sie keine Locke seines geölten Haupthaars oder des langen, gerade geschnittenen Barts bewegte; ansonsten hätten die Sklavinnen grauenvolle Folterungen über sich ergehen lassen müssen. Nur durch derart harte Strafen waren Sklaven nach Anaximanders Meinung dazu zu bringen, ihre Aufgaben Tag für Tag völlig makellos zu erledigen.
    An diesem Vormittag schnippte der König nicht mit seinen gepflegten Fingern wie sonst, um Diener oder Konkubinen herbeizurufen, sondern er tat etwas Ungewöhnliches. Er erhob sich von dem harten kühlen Bett und hüllte seinen nackten Körper in die dünne seidene Decke, die auf dem Bett lag. Ohne all die Sklavinnen eines Blickes zu würdigen, schritt er zum Terrassenfenster und zog die Vorhänge beiseite. Dann trat er in das gleißende Sonnenlicht hinaus.
    Nur zum Teil sah er, was er zu sehen erwartet hatte: Unter ihm war der für die Öffentlichkeit zugängliche Hof fast menschenleer. Einige Ausgestoßene und Bettler lungerten in dem schmalen Schattenstreifen an der Nordmauer des Palasts. Aus der Höhe war es nicht leicht zu erkennen, wie viele am Verdursten und wie viele nur faul waren. Jenseits des Hofs und den Reihen niedriger Unterkünfte erhob sich Sarks äußere Stadtmauer mit den zahnähnlichen Zinnen. Wie immer patrouillierten dort die Stadtwachen mit ihren kegelförmigen Helmen und bronzenen Schuppenhemden, die langen Speere mit den Bronzespitzen hochgereckt.
    Doch außerhalb der Stadtmauer erblickte er etwas Ungewöhnliches. Erwartet hatte er den Anblick eines ausgetrockneten Flussbetts, inmitten sonnenverbrannter brauner Äcker und Felder, wo der rissige, unter der sengenden Wüstensonne gebackene Lehmboden an ein aus vielen Teilen zusammengesetztes Bild erinnerte. Doch stattdessen erhob sich auf der Ebene eine Stadt, so als wäre sie aus dem Boden gewachsen, während Anaximander geschlafen hatte. Oder war es nur die Vision einer Stadt?
    Doch alles schien völlig echt zu sein: eine vornehme Stadt mit Ziegeldächern, umgeben von einer hohen Mauer aus hellem gebranntem Stein. Innerhalb dieser Mauer standen prächtige Villen; weiße Kuppeln und schlanke Türme erhoben sich darüber. Weiße Vögel kreisten über der Stadt und ließen sich auf den dunkelgrünen Baumkronen nieder. In der Mitte der Mauer befand sich das Tor zur Stadt, ein mächtiger Torbogen mit schweren Bronzetüren, durch den sich die Bewohner drängten. Zwischen den Bronzetüren tauchte eine Kamelkarawane auf. Die Männer trieben die Tiere zur Eile an, da außerhalb der Mauer bereits eine andere Karawane wartete. Steuereintreiber mit behelmten Köpfen verhandelten wegen der Abgaben auf die Waren.
    Am beeindruckendsten war jedoch der große blaue Fluss, der vor der Stadt glänzte. Die Ufer waren üppig begrünt. Die Wüstenbewohner füllten ihre Schläuche mit seinem Wasser, Frauen wuschen ein Stück weiter flussabwärts Wäsche.
    Vor vielen Jahren hatte auch das Land vor Anaximanders Stadt Sark diesen Anblick geboten ... bis der mächtige und großzügige Gott Votantha aus unerforschlichen Gründen der Stadt und ihren treuen Anbetern den Rücken gekehrt hatte, und damit auch seinem fähigen Diener König Anaximander. Voller Bitterkeit musste der König jetzt daran denken.
    Aber an diesem schicksalsträchtigen Vormittag hatte nicht nur der König diese Vision. Das verrieten ihm die wie gelähmt dastehenden Wachposten auf der Stadtmauer. Er rief jedoch nicht den Waffenmeister, um die Säumigen zur Rechenschaft zu ziehen, weil auch ihm sonderbar zumute war. Er
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