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Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene

Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene

Titel: Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
Autoren: Leonard Carpenter
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legte die Hand über die Augen, die von der geheimnisvollen Erscheinung wie geblendet waren.
    Doch dann wagte er abermals einen Blick. Schon begann das Bild schwächer zu werden, und sein von der Sonne ausgetrocknetes Land schob sich vom Rand her vor die geheimnisvolle Stadt, die gleich darauf in den Hitzeschlieren verschwunden war.
    Der König wandte sich von diesem trostlosen Anblick ab. Der Anführer seiner Leibgarde stand an der Schwelle des königlichen Schlafgemachs. Auch seine Augen waren groß vor Staunen über die Vision. Anaximander befahl ihm, sofort den Hohenpriester Khumanos zu holen.
    Atemlos erschien der Priester kurz darauf vor dem König, der auf dem vergoldeten Faltstuhl Platz genommen hatte. Er trug sein Staatsgewand: Eine mit Goldfäden durchwirkte Zeremonienweste, dazu die mit Juwelen besetzte Tunika und den makellos gefältelten Rock. Dienerinnen widmeten sich hingebungsvoll der Pflege seiner Füße und Hände. Der Hohepriester war ein schlanker Mann mit dunkler Haut und für das hohe Amt erstaunlich jung. Wissbegierde funkelte in seinen Augen.
    »Hast du von der Vision gehört, welche unser Gott mir gewährte? Hast du sie vielleicht selbst gesehen?« Der Priester nickte. »Es war das Bild unseres uralten Handelsfeinds, der Stadt Qjara, die viele Meilen nordöstlich von hier liegt«, fuhr der König fort. »Durch den Willen Votanthas wurde sie vor unsere Schwelle versetzt.« König Anaximander schüttelte den Kopf. »Die Stadt blühte, es gab reichlich Wasser und zwei Karawanen. Offenbar genießen Stadt und Bewohner die ungetrübte Gunst ihrer geliebten ... Göttin.«
    Diese Worte waren wie ein spitzer Dorn für Khumanos. Er wusste besser als alle anderen, wie sehr die Priesterschaft in den letzten Jahren beim König und der Stadt versagt hatte. Es war ihr weder gelungen, Regen vom Himmel zu erbitten, noch sonst irgendwelche Beweise für göttliches Wohlwollen zu erbringen, das für den Stadtstaat Sark Lebensblut und zugleich Stärke bedeutete. Obgleich Anaximander als Priesterkönig des Reichs laut Tradition und Titel das Oberhaupt der Priesterschaft war, trug er keinerlei Schuld, sondern allein die Priester, die sich zu gewissen Zeiten versammelten, um für die Schande ihrer Stadt zu sühnen.
    Doch verteidigte sich der junge Priester jetzt nicht, sondern wirkte äußerlich ruhig, wenngleich auch besorgt. »Hoheit, die Vision rührt eindeutig von unserem großen Gott Votantha her. Es könnte eine Prophezeiung sein, doch auch eine Warnung. Wenn Ihr es wünscht, werde ich mit meinen Astrologen eine Deutung erarbeiten ...«
    »Nein, Priester. Ich werde dir sogleich die Deutung geben – eigentlich müsste sie allen offenbar sein.« Der König schien vor dem jungen Priester nicht allzu viel Achtung zu haben. Er blickte mit gerunzelter Stirn an den Sklavinnen vorbei, die seinen lockigen Bart kämmten. »Priester, als Erstes erkläre ich, dass ich mir wegen meiner Nachlässigkeit Vorwürfe mache. Vielleicht bin ich in den ruhigen Zeiten meiner Herrschaft den Versuchungen des Wohllebens zu sehr erlegen. Vielleicht war ich blind gegenüber den Bedrohungen meines Königreichs und dem Niedergang unseres Ansehens bei den benachbarten Stadtstaaten.«
    Der Hohepriester holte tief Luft. »Aber, Sire, man könnte Schritte unternehmen, um ...«
    »Nein, dafür ist es zu spät«, schnitt der König dem eifrigen Priester das Wort ab. Dann schüttelte er ungeduldig die Hände der Sklavinnen ab, als wollte er so seine neue Entschlossenheit kundtun. »Jetzt verlangt unser Gott eindeutig ein Opfer von der Stadt, das mehr ist als das Schlachten einiger Säuglinge oder Jungfrauen auf der Stufenpyramide am Mittsommerabend ... mehr, als Brunnen und Wasserstraßen mit dem Blut verurteilter Verbrecher und gefangener Nomaden rot zu färben. Nein, es fordert ein wahres Opfer, eines wie unsere heiligen Legenden aus grauer Vorzeit berichten. Indem Gott Votantha uns diese Vision schickte, verlangt er als ein ihm zustehendes Opfer ein ganzes blühendes Königreich ... seinem göttlichen Ratschluss nach ist es der Stadtstaat Qjara!«
    Der König hatte sich erhoben und überragte seine zitternden Sklavinnen. »Mit ist jetzt klar, dass wir große Segnungen zu erwarten haben, wenn wir dieses Opfer darbringen. In den Hügeln wird Regen fallen und unsere Brunnen und Zisternen füllen. Die Flüsse werden über die Ufer treten und unsere Felder bewässern. Karawanen werden wieder auf den alten Straßen durch Sark ziehen, nicht mehr
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