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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi
Autoren: emons Verlag
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haltmachen.«
    »Im Dorf wäre es viel schöner.«
    »Aber ich finde ein Picknick in der Natur
besser.« Sie mobilisierte ihre Kräfte. Ralph ließ sie vorausfahren.
    Am Waldrand angekommen, entdeckte sie eine
hölzerne Bank, die sich unter den ausladenden Ästen einer Tanne duckte.
»Schatten, wunderbar.«
    Carla öffnete den Rucksack und breitete
den Proviant auf der Bank aus. Frau Ritter hatte ein großes Lunchpaket gepackt.
    Ralph hielt das Gesicht den Wiesen
zugewandt und schaute kaum hin, als er ein Salamibrötchen nahm. »Was für eine
schöne Aussicht.«
    Carla warf ihm einen schnellen Blick zu.
Auch sie fand die Aussicht schön, doch das war noch lange kein Grund, so wie
Ralph angestrengt ins Tal zu stieren.
    Sie begutachtete die Picknickauswahl.
Edamer war zu fett, leider. Seufzend griff sie nach der Wasserflasche und schob
Ralph auch das Käsebrötchen zu. »Ich bewege mich mal ein bisschen.«
    Ralph schreckte auf. »Bleib doch.«
    Sie ignorierte ihn und ging ein paar
Schritte bis zu einem Baum, stützte das rechte Bein dagegen und begann mit den
Dehnübungen, die sie vor einigen Tagen in einem Fitnesskurs gelernt hatte.
Obwohl Carla Freude an Bewegung hatte und viel Sport trieb, hatte sie vorher
nicht geahnt, dass ihr Körper in der Lage war, sich derart zu verrenken.
    Sie spürte Ralphs Blick im Rücken und
straffte sich. Der Abstand zu dem Baum war zu groß, um bei den Übungen eine
wirklich gute Figur zu machen. Sie musste näher heran, damit sie das Bein
beugen konnte. Doch abgebrochene Äste und Zweige bildeten einen
undurchdringlichen Haufen um den Baum herum. Das Gehölz musste weg.
    Carla zerrte daran, und der Haufen
schwankte bedrohlich. Plötzlich gab der Ast, an dem sie zog, nach. Sie
stolperte rückwärts und stürzte mit einem erschrockenen Schrei ins Gras. Ralph
war sofort neben ihr und wollte ihr aufhelfen. Doch Carla ergriff seine Hand
nicht. Ihr Blick klebte an dem, was aus dem Gestrüpphaufen ragte.
    »Wir müssen etwas tun«, wisperte sie.
    »Nichts berühren.«
    Ralph starrte wie sie auf den weißen Fuß,
der wie das Ende eines kahlen Astes gen Himmel zeigte. Die Zehennägel waren
pinkfarben lackiert. An den Rändern war der Lack abgeblättert.
    »Vielleicht lebt sie noch.«
    »Sie?«
    »Frau, Kind – was auch immer.« Carla
rappelte sich auf und zerrte das Gehölz beiseite. Das Holz knackte, als der Fuß
auf die Erde fiel. Er endete in einem dürren Bein.
    Ralph riss an der anderen Seite des
Gestrüpps. Das zweite Bein lag seltsam weggeknickt. Er zog weiter, und ein
magerer Körper kam zum Vorschein, dann der Kopf.
    Carla würgte. Die Frau, die hier unter dem
Gestrüpp verborgen worden war, lebte nicht mehr. »So jung«, flüsterte sie.
    »Die arme Frau.«
    Ralphs Stimme klang überlaut in Carlas
Ohren. Sie stürzte weg von dem Baum und übergab sich. Im Moos unter ihr lag das
angebissene Käsebrötchen, das Ralph aus der Hand geglitten war, als er ihr zu
Hilfe gekommen war. Sie zitterte, als sie sich den Mund abwischte.
    »Was sollen wir bloß tun?«
    »Da kommt jede Hilfe zu spät.«
    »Die Polizei. Wir müssen die Kripo rufen.
Ich habe mein Handy dabei.«
    Mit fliegenden Fingern tippte Carla die
Notrufnummer ein. Sie verwählte sich und tippte erneut. Mühsam schluckte sie
die aufkommenden Tränen hinunter. Nach dem zweiten Klingeln meldete sich eine
weibliche Stimme. »Polizeinotruf.«
    Es dauerte zwei Stunden, bis
sich zwei Streifenwagen den Hang hinaufgequält hatten. Mehrere Personen stiegen
aus, allen voran ein Mann, der aussah, als wäre er der Reklametafel einer
Zigarettenfirma entsprungen. Ein Hauch von Abenteuer und Freiheit umwehte ihn.
Er hatte kurzes hellbraunes Haar und einen Dreitagebart. Über seiner rechten
Schulter hing eine Lederjacke, dazu trug er ein eng anliegendes weißes Shirt
und Jeans, die wie angegossen saßen. Genau der Typ, der Frauen den Kopf
verdrehen konnte. Carla beschloss, ihn nicht zu mögen.
    Sie wartete nicht, bis er sie ansprach,
sondern zeigte sofort zu den Bäumen. »Dort liegt sie.«
    »Hallo erst mal. Ich bin Torsten
Feuerbirk, Kriminalkommissar bei der Polizeidirektion Erfurt. Und wer sind
Sie?« Er sprach ohne Dialekt, und seine Stimme klang weich und dunkel.
    Eine Stimme zum Träumen. Carla rieb ihre
Unterarme, um die Härchen, die sich aufgerichtet hatten, zum Schweigen zu
bringen.
    Ralph legte ihr den Arm um die Schultern.
»Ralph Bartwick«, gab er dem Reklametypen Bescheid. »Dies hier ist Carla
Schreiber, meine Freundin. Wir
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