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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi
Autoren: emons Verlag
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schluckte den bittersüßen
Speichel hinunter. Kaute, schluckte und schaute.
    Die Kleine trat unschlüssig von einem Bein
aufs andere. »Lassen Sie uns anfangen. Ich hab keine Lust, ewig hier
herumzustehen.«
    Ihre Worte spornten ihn an. Sie hatte es
also eilig. Der Zwang zu kichern wurde übermächtig, er konnte ihn nicht länger
zurückhalten. Trotz der Dunkelheit sah er, wie sich der Ausdruck ihrer Augen
veränderte. Fragend erst, dann verwundert, und schließlich voller Angst. Jetzt
hatte er sie dort, wo er sie haben wollte. Das war der schönste Moment: diese
Furcht, die in die Glieder seines Opfers fuhr und es zu einer Salzsäule
erstarren ließ. Es war die Rache für alles, was ihm widerfahren war.
    Fast hätte er den Augenblick verpasst. Die
Kleine stieß ihn beiseite, sie wollte fliehen, doch er war schneller. Er packte
sie und drehte ihr den Arm auf den Rücken. Sie wehrte sich und trat nach ihm.
Er drehte den Arm ein Stück höher, bis sie wimmernd in die Knie ging. Ein
kurzes Gerangel, dann war alles erledigt.
    Konzentriert verrichtete er seine Arbeit.
Er kannte die Handgriffe, er hatte sie schon einige Male vorgenommen. Trotzdem
kam er außer Atem. Das war ihm bislang noch nie passiert. Er ärgerte sich
darüber, aber nur kurz. Hauptsache, er hatte die Angelegenheit zu Ende
gebracht. Ein für alle Mal, das war ihm wichtig.
    Bevor er den Platz verließ, vergewisserte
er sich, dass alles war, wie es sein musste. Kein sichtbarer Hinweis, keine
Spuren. Das war das oberste Gebot, und er hatte auch dieses letzte Mal nicht
vor, davon abzuweichen. Zufrieden bückte er sich unter den tief hängenden
Zweigen hindurch, dann verschwand er in der Dunkelheit.
    »Sie haben Glück, es hat
aufgeklart. Aber auch ohne die Sonn ist Urlaub besser als daheim«, sagte Frau
Ritter, die Wirtin der Pension. Wie jede echte Thüringerin sparte sie sich das
»e« an den Wortenden und dehnte beim Reden die Silben.
    Es war Sonntag. Das Thüringer Land, das
abseits der Städte schon unter der Woche voller Geruhsamkeit war, lag still und
friedlich im hellen Sonnenlicht. Kein Straßenlärm, keine Bauarbeiten störten
die Ruhe. Nur die Glocken der Dorfkirchen waren je nach Entfernung laut oder
leise zu hören.
    Carla Schreiber und Ralph Bartwick waren
am späten Nachmittag des Vortages in der Pension mit dem hoffnungsvollen Namen
Waldidyll angekommen. Frühstück ab neun, hatte Frau Ritter beim Einchecken
erklärt, doch Carla und Ralph waren die einzigen Gäste, und Carla hatte sie
überreden können, für sie eine Ausnahme zu machen.
    Frau Ritter entsprach in jeder Hinsicht
dem Bild einer umtriebigen Herbergsmutter. Zweckmäßig in eine
blümchengemusterte Schürze gekleidet, die Haare am Hinterkopf zu einem Zopf
zusammengezwirbelt, die Augen wachsam, als wartete sie nur darauf, einen Mangel
zu entdecken, den es zu beheben galt. Sie hielt eine Papierserviette unter die
Tülle der Kaffeekanne, als sie die Tassen füllte. Der Duft nach frisch
gebrühtem Kaffee breitete sich aus. Dann stellte sie die Kanne auf einen
hölzernen Untersetzer, der wie alles in dem Raum mit dem übrigen Interieur
harmonierte.
    Die Holzpaneele passten zu den rustikalen
Stühlen mit den gedrechselten Beinen. Aus Holz waren auch die Rahmen der
Kunstdrucke an den Wänden. Carla erkannte Liotards
     »Schokoladenmädchen«, ein Bild, das früher in
jedem Café oder Hotel gehangen hatte.
    Ralph saß Carla gegenüber. Seine
halblangen Haare waren zerzaust, die Augen hinter seiner Brille blickten müde.
Er hatte gleich am ersten Abend die Gegend erkunden wollen. Als Carla gegen
Mitternacht auf den Wecker geschaut hatte, war er noch nicht zurück gewesen.
    Sie griff nach dem Vollkornbrot, das auf
einem hellen handgeschnitzten Brettchen lag. »Es kann schließlich nicht immer
regnen.«
    »Haben Sie schon Pläne? Wo soll es heute
hingehen?« Frau Ritter zupfte den geblümten Vorhang zurecht.
    Ralph tippte auf den Reiseführer. »Zur
Barbarossahöhle.«
    Carla verzog das Gesicht. »Wir wollten
doch wandern«, erinnerte sie ihn.
    »Im Wald ist es viel zu nass.«
    »Ach was, wir haben wetterfeste Kleidung.«
    »Warum schauen Sie nicht am Vormittag zu
Barbarossa und danach in den Wald? Dann dürfte ein Gutteil getrocknet sein. Der
Wetterdienst hat über zwanzig Grad vorhergesagt.« Frau Ritter stellte ein Glas
roter Marmelade auf den Tisch.
    Carla nickte ergeben. Sie wollte nicht
streiten. Sollte Ralph seinen alten König haben. Dann würden sie eben später
wandern.
    Während
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