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Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)

Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
Autoren: Brett McBean
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Eins
    »Halten Sie den Fahrstuhl auf!«
    Paul Farmer schielte aus der kleinen Kabine und sah eine Frau und ein Mädchen im Teenageralter durch den leeren Korridor rennen. Er wechselte die große Toys-R-Us-Tüte in die linke Hand und drückte mit dem Zeigefinger der rechten auf die silberne Taste zum Öffnen und Schließen der Tür.
    »Danke«, sagte die Frau, als sie sich mit dem Mädchen in das enge Abteil quetschte.
    »Welche Ebene?«
    »Wir stehen auf vier.«
    Paul drückte auf den Knopf für das vierte Parkdeck, und als sich die Tür des Fahrstuhls schloss, betrachtete er die beiden Frauen, die neben ihm standen, ausführlich.
    Die Ältere schien Mitte 40 zu sein. Sie trug sportlich-elegante Kleidung – eine perfekt gebügelte cremefarbene Hose und eine schwarze Bluse, die einen schmalen Streifen ihres leicht gebräunten Halses freigab –, und mit ihrem blond gesträhnten Haar sah sie aus, als sei sie der Cosmo oder Marie Claire entsprungen. Das Parfüm, das sie aufgelegt hatte, roch teuer.
    Reiche Schlampe, dachte Paul und unterdrückte ein Grinsen.
    So hatten er und seine Ex immer die Frauen genannt, die ihre ganze Zeit in Beautysalons und Cafés verbrachten, wo sie an ihrem Café au Lait oder Chai nippten. Frauen, die für ihr Geld nicht hart arbeiten mussten.
    Natürlich konnte Paul sich auch täuschen. Bei dieser Lady mochte es sich durchaus um eine hart arbeitende, alleinerziehende Mutter handeln – aber sie sah verdammt noch mal aus wie eine reiche Schlampe. Attraktiv, aber hochnäsig. Er ließ seinen Blick über die Einkaufstüten der Frau schweifen, neugierig, wofür sie ihr schwer verdientes – wohl eher: schwerlich verdientes … okay, hör auf damit!  – Geld ausgegeben hatte. Sie hatte Tüten von Myer, David Jones und Ralph Lauren dabei. Oh, nein, diese feine Dame kaufte nicht bei den günstigeren Läden wie Target oder Reject Shop ein.
    Das Mädchen, von dem Paul annahm, dass es sich um die Tochter der Frau handelte, hielt eine der grellen gelben Tüten von JB Hi-Fi in der Hand. Auch sie war attraktiv, aber ihre schwarz umrandeten Augen – mit derselben Farbe hatte sie auch ihre Lippen angemalt – wirkten stumpf und apathisch. Mit ihrem weiß geschminkten Gesicht erinnerte sie Paul an seine Nichte, die vor zwei Jahren an einer Überdosis Drogen gestorben war. Genauso hatte sie bei der Beerdigung in ihrem Sarg ausgesehen. Das Mädchen schien ungefähr im selben Alter zu sein wie seine Nichte, als sie starb: 17.
    »Ich hab schon gedacht, sie würden uns über Nacht im Einkaufszentrum einschließen«, meinte die Frau und lachte nervös.
    »Sie haben es wohl gerade noch rechtzeitig geschafft, hm?«, erwiderte Paul.
    »Mit knapper Not.«
    »Oh, bitte«, stöhnte das Mädchen. »Da drin putzen nachts doch irgendwelche Trottel den ganzen Scheiß weg, da hätte uns schon jemand rausgelassen.«
    »Candice«, ermahnte sie die Frau. »Ausdrucksweise.«
    Das Mädchen verdrehte die Augen und lehnte sich gegen die hintere Wand der Kabine, als der Lift seinen Abstieg in die Tiefgarage begann.
    Als sie den Small Talk hinter sich gebracht hatten, richtete Paul seinen Blick wieder nach vorn, starrte auf die Metalltür des Fahrstuhls und wartete darauf, dass die kurze Fahrt zur untersten Parkebene endete.
    Der Fahrstuhl rumpelte an C1, C2 und C3 vorbei und kam mit einem sanften Ruck bei C4 zum Stehen.
    Als sich die Tür öffnete, sagte Paul: »Ladies first.«
    Die Frau lächelte. »Danke.« Das Mädchen schnaubte nur kurz und folgte ihrer Mutter mit einem amüsierten Grinsen aus dem Fahrstuhl.
    Pauls Blick wanderte zum Hintern des Mädchens – er war klein, bot in den hautengen blauen Jeans aber einen sehr knackigen Anblick. Paul spürte, wie sich in seinem Schritt etwas regte.
    Als er die Fahrstuhlkabine verließ, erhaschte er einen Blick auf sein Spiegelbild an einer der glänzenden Metallwände. Das Bild, das ihn anstarrte, hatten auch die Frau und das junge Mädchen gesehen: einen Mann im mittleren Alter, der seine besten Jahre hinter sich hatte und dessen zerzauste Frisur in den 80ern zum letzten Mal angesagt gewesen war. In seinem fleischigen Gesicht, das dringend eine Rasur nötig hatte, saßen kleine, zusammengekniffene Augen, und er versuchte – wenn auch mit wenig Erfolg – seinen Bauch unter schwarzen Jeans, einem alten, weiten Flanellhemd und einer billigen Nylonjacke zu verstecken, die er bei Target erstanden hatte.
    Zugegebenermaßen sah er für gewöhnlich etwas besser aus. Nicht wesentlich,
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