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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi
Autoren: emons Verlag
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holen«, brummte Keilberth. »Aus der
Sache kommt er nicht mehr so leicht heraus.«
    »Und jetzt?«, fragte Sina irritiert.
    »Christina Fischer sitzt nebenan. Bis jetzt hat sie den Mund nicht
aufgemacht«, antwortete Keilberth, schälte sich aus seinem Plastikstuhl und
verließ den Raum.
    Also doch ein Bluff, dachte Sina.
    Keine zwei Minuten später kam der Kriminalrat zurück, gefolgt
von einer jungen Frau in Jeans und bauchfreiem Top, Anfang zwanzig, etwa eins
fünfundsiebzig groß, schlank, schulterlanges schwarzes Haar, das weißhäutige
Gesicht mit zartbraunen Sommersprossen bedeckt. Ihre Lippen waren mit einem
leuchtenden Granatapfelrot geschminkt, das wohl von den auffallend dunklen
Schatten unter ihren Augen ablenken sollte. Sie grüßte nicht, setzte sich
verlegen auf den Stuhl, den Sina ihr zuwies, und vermied es, irgendjemand
anzusehen.
    »Sie sind Frau Christina Fischer?«, schlug Sina einen Ton an, der an
eine Kindergärtnerin erinnerte, die einem eingeschüchterten Kind gut zureden
will.
    Die junge Frau nickte.
    »Zuerst einmal brauche ich Ihre Personalien …«
    »Habe ich alles schon angegeben«, sagte Christina Fischer mit einer
mädchenhaften Stimme, die zu ihrer Erscheinung passte.
    Keilberth reichte Sina den Bogen, auf den sie einen kurzen Blick
warf.
    »Wir haben eben mit Ihrem Vater gesprochen. Wir brauchen noch Ihre Sicht der Dinge …«
    Sie durfte keinen zu großen Druck aufbauen. Wenn sie erfolgreich
sein wollte, musste die Befragung selbstverständlich wirken, als wäre es das
Normalste der Welt. Was immer auch an dem Abend mit tödlichem Ausgang geschehen
war, es musste einfach nur der Ordnung halber aufgeschrieben werden. Ein
unaufgeregter Verwaltungsakt sozusagen.
    Christina Fischer wirkte vor allem verängstigt, aber ihr verschämtes
Verhalten deutete auch auf ein schlechtes Gewissen hin. Wenn sie nicht
blockierte, würde dieses schlechte Gewissen sie zum Reden bringen.
    »Frau Fischer, in welcher Beziehung standen Sie zu Herrn Helmut
Hauke?«
    Sina traf ein hilfloser Blick; in den Augen der jungen Frau schimmerten
Tränen.
    »Ich habe Helmut sehr gerne gehabt, wissen Sie …«
    Sie will reden, dachte Sina, aber vor allem will sie verstanden werden.
    »Das glaube ich Ihnen«, signalisierte sie ihr Mitgefühl. »Kannten
Sie ihn schon lange?«
    Christina Fischer schien noch zu überlegen, ob es einen anderen Weg
aus ihrer Zwangslage gab, aber dann redete sie: »Papa und Helmut waren alte
Freunde. Ich glaube, sie kannten sich schon seit der Schulzeit. Helmut ging mit
Papa zur Jagd und holte ihn immer mit seinem Mercedes ab. Da sah ich ihn ein
paarmal. Aber da war ich noch ein Kind. Später bin ich ihm nicht mehr begegnet,
ich weiß selbst nicht, warum …«
    »Und wann haben Sie ihn wiedergetroffen?«
    »Das war vor etwa einem Jahr, auf dem Marktplatz hier in Goslar.
Kollegen und ich haben einen kleinen Flohmarkt veranstaltet, für die
Kinderkrebshilfe. Da stand er mir plötzlich gegenüber und lächelte mich an. Ich
war ziemlich verlegen, weil er mich regelrecht anbaggerte und gar nicht mehr
gehen wollte. Die anderen schauten schon ganz verwundert zu uns herüber. Um ihn
loszuwerden, hab ich mich mit ihm am nächsten Tag zum Mittagessen verabredet …«
    »Sie arbeiten als Rechtsanwaltsgehilfin hier in Goslar, ist das
richtig?«
    »Ja, Kanzlei Schlüter in der Charley-Jacob-Straße.«
    »Erkannten Sie Helmut Hauke und erkannte er Sie, als er Sie auf dem
Flohmarkt ansprach?«, wollte Keilberth in seinem voluminösen Bariton wissen,
den er aber jetzt von bedrohlich auf beinahe väterlich eingestellt hatte.
    »Ich habe ihn sofort erkannt, aber er mich nicht. Ich hatte mich
natürlich in den Jahren viel mehr verändert als er.«
    »Und dann fingen Sie ein Verhältnis mit ihm an. Haben Sie ihm
gesagt, dass Sie die Tochter seines Freundes Fischer sind?«
    »Ja. Helmut bekam zuerst einen Schreck und wollte nicht, dass mein
Vater von unserem Verhältnis erfuhr, jedenfalls noch nicht, sagte er. Ich hab
es ihm versprochen, damals wusste ich zwar, dass er verheiratet war, aber
nicht, dass …«
    »… dass er als Frauenheld bekannt war?«, fragte Niebuhr.
    Christina Fischer sah mit unverkennbaren Spuren der Kränkung in
ihrem weichen Gesicht zu ihm auf.
    »Wann haben Sie das erfahren?«
    Keine Antwort.
    »An dem Abend?«, fasste Sina vorsichtig nach.
    »Am Anfang war es schön mit Helmut und mir, und er war sehr zärtlich.
Er sagte, ich wäre seine Traumfrau und die Liebe seines Lebens, und
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