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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi
Autoren: emons Verlag
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viele Beziehungen, die das erste Jahr nicht
überstehen.
    Vor Haukes Augen war die Blume gewachsen. Also in seinem unmittelbaren
Umfeld. Er war täglich an ihr vorbeigegangen, hatte sie aber die längste Zeit
nicht bemerkt, bis ganz plötzlich und unerwartet irgendein Mauerblümchen zur
Rose mutierte. Sina griff zum Handy. Auch wenn sie auf ihn immer noch nicht gut
zu sprechen war, sie brauchte Niebuhr jetzt.
    »Besorg mir bitte ein paar Daten aus der Stadtverwaltung«, sagte sie
in unterkühltem Ton. »Alle Namen von weiblichen Mitarbeitern um die dreißig und
jünger. Dazu hast du genau eine Cappuccinolänge Zeit.«
    »Gerne doch für meine Lieblingskollegin«, buhlte Niebuhr
unverdrossen, aber so einfach wollte sie es ihm nicht machen.
    ***
    Als Sina auf dem Asphalt vor der Hauke GmbH hielt, hatte
sich Niebuhr noch nicht zurückgemeldet. Sie ging ins Haus. Die Tür zum Büro des
Geschäftsführers stand halb offen, Rupert Stör war im Gespräch.
    »Ich schicke Ihnen so schnell wie möglich Ersatz«, versuchte er einen
offenbar aufgebrachten Kunden am Telefon zu beruhigen. »Ich kann doch auch
nichts dafür, dass unser Mitarbeiter so plötzlich …« Anscheinend hatte der
Kunde am anderen Ende aufgelegt. Stör schüttelte den Kopf, war kein bisschen
überrascht, als Sina vor ihm stand, hatte sie vermutlich durch die halb offenen
Jalousien kommen sehen.
    »Einer unserer Mitarbeiter ist Vater geworden«, sagte er, »hat alles
stehen und liegen gelassen und ist ab zu seiner Frau ins Krankenhaus. Die
jungen Leute heutzutage …« Doch über sein Gesicht huschte ein
verständnisvolles Lächeln.
    Sina zuckte mit den Schultern. Kinderkriegen war für sie seit Torsten
und Caro nur noch ein Reizthema. Viel mehr interessierte sie der Freundeskreis
von Helmut Hauke.
    Als Politiker hätte sein ehemaliger Chef natürlich jede Menge
sogenannte Freunde und Bekanntschaften gehabt, das hätte er ja schon ganz am
Anfang gesagt, aber mit wem er vor seinem Tod noch Kontakt hatte, wusste Stör
nicht. Der Wald, in dem Sina den einen Baum suchte, war wieder verflucht groß
geworden.
    »Zeigen Sie mir noch mal den Spind mit den alten Fotos?«
    ***
    Niebuhr hatte drei Mitarbeiterinnen der Stadt unter
dreißig und eine Ratsfrau der Liberalen ausfindig gemacht. Eine der Frauen im
Amt für Stadtplanung und Vermessung war schwanger und glücklich mit ihrem Mann
verheiratet, eine andere eins fünfundsechzig groß und mindestens zwei Zentner
schwer, also mehr ein Nilpferd als eine Blume. Die dritte war leberkrank, hatte
den Teint einer Mumie und kannte Hauke nur aus der Zeitung. Blieb die Ratsfrau
der Liberalen, die Sina auf der Treppe zum Sitzungssaal im Rathaus erwischte
und die – mit ihren achtundzwanzig Jahren eine schlanke, hochgewachsene
Schönheit – schon eher in die Riege von Haukes Verflossenen passte. Doch
nach ein paar Fragen stellte sich heraus, dass sie kürzlich mit einem
Jungunternehmer der IT -Branche in Braunschweig
zusammengezogen war und ältere Männer nicht ihrem Beuteschema entsprachen.
    Wieder nichts. Sina blieb nur noch ein Hoffnungsschimmer. Ohne
anzuklopfen, betrat sie das Büro, auf dessen Tür »Ordnungsamt« zu lesen war.
    »Kramer, Kripo Goslar. Ich hätte gerne Herrn Fischer gesprochen.«
    ***
    Um zwölf Uhr achtunddreißig hatten Sina und Niebuhr im Verhörraum
des Polizeipräsidiums ihre Plätze eingenommen. Keilberth hatte im Kontrollraum
hinter dem Spiegel Stellung bezogen.
    Vor ihnen saß Diethelm Fischer, siebenundvierzig Jahre alt, Beamter
im Ordnungsamt der Stadt Goslar, geschieden von Karla Fischer geborene Drews,
eine gemeinsame Tochter Christina, dreiundzwanzig, Anwaltsgehilfin in Goslar,
die noch bei ihrem Vater lebte.
    Fischer war eins dreiundachtzig, so stand es in seinem Personalausweis,
ein hellhäutiger Typ, sein Gesicht mit Sommersprossen übersät – sogar die
Arme waren voll davon –, das Kopfhaar dünn mit rötlichem Einschlag.
    »Wir haben Sie hier aufs Präsidium gebracht«, sagte Sina freundlich,
»weil wir Sie zu dem immer noch ungeklärten Tod von Helmut Hauke befragen
wollen.«
    Fischer nickte.
    »Sie kennen Helmut Hauke schon seit der Schulzeit?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Und später sind Sie mit ihm jahrelang auf die Jagd gegangen?«
    Das hatte Sina von Stör erfahren. Und sie war wütend auf sich selbst
geworden, dass sie die Fotos in dem Kleiderspind in Haukes Firma, auf denen
immer wieder sein alter Freund Diethelm Fischer abgebildet war, einfach völlig
vergessen
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