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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi
Autoren: emons Verlag
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ich habe
ihm das geglaubt, ich war gerne jemandes Traumfrau. Aber dann redete er dauernd
von Familie und auswandern, er wollte mit mir ein neues Leben anfangen und
lauter so Zeug. Ich war noch nicht so weit, ich wusste nicht, ob ich das überhaupt
wollte, und außerdem war da noch Papa …«
    »… der von nichts wusste«, ergänzte Keilberth. »Hat Ihr Vater
denn etwas geahnt?«
    »Ja, er hat mich angesprochen, ob ich verliebt wäre. Man könnte das
sehen, ich hätte so glänzende Augen. Ich habe es dann zugegeben, aber nicht, in
wen. Es war schließlich ganz allein meine Sache. Papa mischt sich immer in
alles ein, will immer wissen, was ich mache … Wie ich das hasse!«
    »Und wie kam es dazu, dass Ihr Vater doch erfuhr, wer Ihr Liebhaber
war?«, fragte wieder Sina.
    »Mein Vater hat nicht aufgehört, mich zu löchern. Ich könne ihm
ruhig sagen, wer es ist, er sei schließlich tolerant, aber er wolle sich den
Mann schon ansehen, der seine Tochter heirate. Dabei war von Heiraten gar nicht
die Rede gewesen.«
    »Und auf der anderen Seite bedrängte Sie Helmut Hauke, alles stehen
und liegen zu lassen und mit ihm ins Ausland zu gehen. War es so?«
    Christina Fischer nickte kaum sichtbar. »Helmut wollte mit dem
Versteckspiel aufhören und Papa alles sagen. Dass er sich scheiden lassen, sein
Geschäft verkaufen und mit mir ein neues Leben anfangen wolle. Ich hatte von
Anfang an ein schlechtes Gefühl dabei, aber Helmut ließ nicht locker.«
    »Und dann kam es zur Aussprache …«
    »Papa konnte es nicht fassen. Helmut war noch nicht ganz im Haus, da
kam es schon zum Streit. Papa beschimpfte ihn. Hurenbock hat er ihn genannt.
Wir standen immer noch im Flur an der Haustür. Helmut war im schwarzen Anzug
und nicht mehr ganz nüchtern. Er versuchte immer, Papa etwas zu erklären, aber
der hörte ihm nicht zu. – ›Wo kommst du jetzt her?‹, schrie Papa ihn an.
›Aus dem Puff oder aus der Spielbank?‹ Ich dachte, er spinnt. Papa ist immer
schnell an der Decke, aber diesmal war es so heftig …«
    »… dass er zugeschlagen hat?«, fragte der Kriminalrat.
    »Ja, er hat Helmut eine oder zwei verpasst …«
    Sie unterbrach sich. Kam offenbar in die verbotene Zone. Auch wenn
ihr Papa nervig war, hatte sie nicht die Absicht, ihn zu verraten.
    »Und Hauke hat sich gewehrt?«, versuchte Sina den Faden nicht
abreißen zu lassen, obwohl die Berichte der Kriminaltechnik sagten, dass Hauke
eher nicht zurückgeschlagen hatte.
    Auf die Frage sprang Christina Fischer wieder an, fand sich in der
aufgewühlten Situation im Hausflur wieder.
    »›Aufhören!‹, hab ich geschrien, immer nur: ›Aufhören!‹, und mich
mit ausgebreiteten Armen zwischen die beiden gestellt. Papa brüllte, dass
Helmut sich wieder zu seinen Nutten verziehen und mich in Ruhe lassen sollte.
Er sei für alle Zeiten für ihn gestorben und solle sich nicht unterstehen,
jemals noch einmal in seinem Haus aufzukreuzen. Dann stürmte er ins Wohnzimmer
und knallte die Tür zu.«
    »… und Sie standen mit Helmut allein im Flur …«
    »Zuerst war ich wie gelähmt. Auch wenn Papa ausgerastet ist, er
würde nie einen alten Freund falsch beschuldigen. Helmut ging in den Puff? Ich
konnte das gar nicht so schnell verarbeiten. Er hatte mir doch geschworen, dass
ich seine große Liebe sei, die große Chance in seinem Leben …«
    »Aber Sie waren sich plötzlich nicht mehr sicher …«
    »Ich war verwirrt und enttäuscht, maßlos enttäuscht von Helmut. Dann
bin ich hysterisch geworden. Er sollte gehen, habe ich ihn angeschrien, es sei
aus. Er fing an zu weinen und packte mich an den Schultern. Da habe ich ihm
einen Stoß gegeben, dass er mich in Ruhe lassen sollte … einfach nur einen
kleinen Stoß.«
    Ihre Stimme versagte, sie verharrte in Fassungslosigkeit.
    Als sie fortfuhr, klang ihre Stimme heiser.
    »Helmut kippte nach hinten über und schlug mit dem Nacken auf den
Treppenabsatz.«
    Schweigen.
    »Ich dachte, er steht wieder auf, aber er blieb liegen. Ich holte Papa.
Er sagte, Helmut hätte sich das Genick gebrochen, und wir wussten nicht, was
wir mit ihm machen sollten. Ich war verrückt vor Angst. Papa sagte, er würde
sich was einfallen lassen, gab mir zwei Schlaftabletten und schickte mich ins
Bett. Irgendwann am Morgen muss ich eingeschlafen sein.«
    Und ihrem Vater war offensichtlich nichts Besseres eingefallen, als
den toten Hauke ins Auto zu packen, ihn in den Wallanlagen auf eine Bank zu
legen und auf diese Weise einen Mordfall zu inszenieren,
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