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Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Titel: Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
Autoren: Moritz von Lech
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Prolog
     
    Der Schwan
    Nicht einmal auf der Jagd hatte er noch Erfolg. Gerade als er auf den Bären angelegt hatte, den sie seit Tagen verfolgten, machte das Tier eine We n dung, rettete sich einen Abhang hi n unter und ve r schwand schwimmend im See. Resigniert steckte er seinen Pfeil zurück in den Köcher. Nicht ein einz i ger Schuss war ihm seit Beginn der Jagd geglückt. Es dämmerte bereits, als sie das L a ger am Ufer des Sees aufschlugen. Sie brieten einige Hasen, die sie in Fallen gefangen hatten. Er wollte a l lein sein, die Blicke der Krieger störten ihn, deshalb zog er sich bald in sein Zelt zurück. Die anderen Männer l a gerten in respektvollem Abstand im U m kreis.
    Müde warf er sich auf das Lager aus Fellen, sich t baren Zeichen von früheren, erfolgreicheren Ja g den, doch er konnte nicht einschlafen. Der schlec h te Ausgang der heutigen Jagd war für ihn ein we i teres Zeichen für das Unheil, das nun schon seit mehreren Jahren auf ihm und se i nem Stamm last e te. Die Winter wurden von Jahr zu Jahr kälter und länger und in den kurzen So m mern fiel soviel R e gen, dass das Getreide auf den Ha l men verfaulte. Das Vieh gedieh schlecht auf den m o rastigen Wi e sen, so dass es immer weniger Menschen schafften mit den geringen Vorräten, die Winter zu überst e hen. Obwohl alle Länder und Stämme in der U m g e bung heimgesucht wurden, spürte Bojord den unausgesprochenen Vorwurf seiner Leute. Er wus s te, es war seine Pflicht, seinen Stamm vor dieser schle i chenden Katastrophe zu schü t zen. Doch seine Macht reichte nicht aus, einen Schild gegen den Willen der Götter zu bilden. Er ahnte das Murren hinter vorgeha l tener Hand, wusste um den Vo r wurf, Odin selbst zürne ihm, da er es versäume, den Vertrag, den sein G e schlecht seit Jahrhunderten mit dem Gott verbinde zu erfüllen. Er selbst em p fand genau wie sein Volk.
    Sein Versagen lastete immer mehr auf ihm, ja übe r schattete sogar seine Herrschaft. Sein Sohn, sein Nac h folger auf dem Thron war inzwischen elf Ja h re alt, ein starker Knabe, den er von Herzen liebte. Doch der zweite Sohn, der dem Dienst an Odin geweiht werden sollte, blieb aus.
    Er hatte vier legitime Gattinnen, die regelmäßig Mä d chen geboren hatten. Am Schlimmsten war der Winter vor vier Jahren gewesen als eine von ihnen den lang ersehnten Knaben zur Welt gebracht ha t te. Die Mutter war während der Geburt, der ne u geborene Knabe kurz darauf gestorben. Das Omen hätte nicht schlechter sein können. Die Leichen der beiden wurden ins Moor g e legt und mit Zaube r sprüchen und Geflechten bedeckt um eine Wiede r kehr der Toten zu verhindern. Danach wurden alle nur denkbaren Maßnahmen ergriffen, die erzürnten Götter zu beschwichtigen. Doch bis zum heutigen Tag hatte er keinen männlichen Nachkommen mehr gezeugt.
    Immer lauter wurden die Stimmen, vor allem unter den jüngeren Kriegern, die rieten, das Land zu ve r lassen, um vor dem Unheil weiter in den Süden zu fliehen. Auch ihm selbst schien diese Aussicht ve r lockend, doch scheute er vor einer so gefahrvollen und riskanten Unternehmung zurück, solange er sich nicht unter dem Schutz Odins fühlen konnte.
     
    Lange wälzte er sich auf dem Lager, bevor ihn die M ü digkeit überwältigte. Sein Schlaf war u n ruhig erfüllt von lebhaften Träumen, so dass er mitten in der Nacht hoch schreckte in dem B e wusstsein, nicht allein im Zelt zu sein.
    Neben seinem Lager stand ein großer Schwan. B o jord richtete sich halb auf und versuchte den Vogel zu ve r scheuchen. Aber der Schwan ergriff nicht die Flucht, sondern reckte den Hals, sein Schnabel öf f nete sich zu einem bedrohlichen Fauchen. Der V o gel begann mit den Flügeln zu schlagen, unter dem lauten, klatsche n den Geräusch der Schwingen löste sich das Gefieder. Innerhalb kurzer Zeit war das Zelt erfüllt von weißen Schwanenfedern und Flaum, so dass es Bojord schien, als sei er in einen Schneesturm geraten. Sein Herz hämmerte in der Brust, er fragte sich, wieso seine Leute vom Lärm der schlagenden Flügel nicht erwachten und ihm zu Hilfe eilten. Das Gestöber wurde immer dic h ter, doch gerade als er glaubte keine Luft mehr zu b e kommen, hielt der Vogel inne. Stille breitete sich aus, die Federn sanken langsam zu Boden und ve r teilten sich als weißer Teppich in seinem Zelt. Statt des Schwanes stand eine Frau vor ihm. Sie war nackt, ihr Körper war schlank, ihre Haut von schneeigem Weiß. Auch das Haar, das ihr lang und seidig auf die Schu l tern
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