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Hexe sucht Besen (German Edition)

Hexe sucht Besen (German Edition)

Titel: Hexe sucht Besen (German Edition)
Autoren: Simone Dietze
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    D er Himmel lacht, die Sonn e strahlt, die Vögel zwitschern von den Bäumen, und die Natur zeigt sich in ihrem prächtigsten Farbenkleid. Alles blüht und sprießt. Die Luft schmeckt nach Sommer und signalisiert verheißungsvoll Aufbruchsstimmung.
    Es ist Anfang Mai , und der Frühling hat aus dem wi n terlichen Grau ein farbenfrohes Naturparadies geschaffen.
     
    Ich stehe mit einem Glas Sekt am Fenster . B eobachte verliebte Pärchen, die ungeniert herumturteln . S ehe junge glückliche Familien, die mit ihren aufgeweckten Ki n dern spazieren gehen und amüsiere mich über das Balzverha l ten einiger Möchtegerncasanovas, die in ihren Cabriolets ihre Runden dr e hen. Dabei spüre ich die wohltuenden Stre i cheleinheiten meines Katers Te u fel , der sich schnurrend an meine nackten Beine schmiegt.
     
    Wenn ich meiner Geburtsurkunde Glauben schenken darf, werde ich heute 37 Jahre alt. Somit ist die H älfte meines Lebens bereits verstrichen und ich befinde mich quasi im Spätso m mer meiner Existenz. Ich bin schwanger, von einem glatzköpfigen Porschefahrer , den ich nicht haben will , und in vier Wochen werde ich rechtlich, aber gegen meinen tiefsten Willen , von meinem Mann geschieden.
     
    Seit mein Gatte Walter die Scheidung eingereicht hat, fri s te ich ein unfreiwilliges Singledasein. Außer ein paar missglückten Affären und zwei peinlichen One-Night-Stands, die bei mir den schalen Nachgeschmack einer Steinzeitbega t tung hinterließen, habe ich in diesem Jahr nichts Erwä h nenswertes auf die Reihe bekommen . W enn man mal von meinem plötzlichen Geldsegen absieht, den mir die Erbschaft meines Onkels Jonathan beschert hat. A ber der hat mit illegalen Geschäften sein Geld verdient. Deshalb bin ich besorgt, dass irgendwann ein Killerkommando vor meiner Tür steht und mi r mit der Kalaschnikow mein Gehirn wegpustet. Und was nützt mir d er ganze Zaster, wenn man ganz alleine ist ? Wenn eine n keiner haben will ? A ußer man hängt sich anstatt einer Halskette den Kontoauszug um den Hals!
     
    Prost! Ich bin ein armes Schwein!
     
    Ich fühle mich wie ein abgelaufenes Marm e ladeglas, dessen optische Aufmachung über den angeschlagenen Inhalt hi n wegtäuschen will. Meine Gemütslage hängt auf Halbmast . W eil die Sonne i m mer noch scheint, als wäre nichts passiert . D ie Vögel immer noch d a herzwi t schern, als wären sie allein auf dieser Welt und mir dabei meinen schönen Ba l kon voll scheißen. Wenn dieses Federvieh mir wenigstens ein Requiem vorträllern würde, könnte ich ja wenigstens noch mit einstimmen. Ach ja, und was diese verliebten Pärchen anbelangt, die so ungeniert ihr Glück zur Schau stellen, ob die in einem Jahr auch noch so verklärt heru m turteln, ist fraglich. Ganz zu schweigen von diesen verhi n derten Deckhengsten, die sinnlos herumkurven und dabei die Luft verpesten. Denen wird man bald die Steuerplakette von ihren Geschossen herunter kratzen, weil sie ihre motor i sierte Potenz gar nicht unterhalten können.
    Außerdem fahren moderne, selbstb e wusste Stuten heute selbst in Nobelkutschen umher und haben es nicht nötig lächerlichen Hengstmanieren bewundernd hinterher zu wiehern. Zumal man bei manchen A u tohändlern die Karossen schon fast geschenkt bekommt . N och nicht einmal eine Anzahlung ist von Nöten, um Imponiergeh a be zur Schau zu stellen und Wohlstand vorzutäuschen.
     
    Ob mich noch jemand geschenkt nehmen würde? Irgendwann habe ich mal gehört, dass für eine vierzig jährige Frau die Chance größer ist von einem Zug überrollt zu werden, als noch einmal einen halbwegs vernünftigen Mann zu fi n den. So gesehen, habe ich noch drei Jahre Galgenfrist, meine He n kersmalzeit habe ich bereits in der Hand.
     
    Prost!
     
    Das Ve r heerende an diesen abscheulichen Sprüchen ist, dass sie meist aus den Gehirnwindungen von Frauen stammen . S o als wollten die Urheberinnen der Selbstkasteiung noch etwas Verlockendes abgewinnen.
    Zum Teufel! Apropos, mein Kater schleicht immer noch mit erhobene m Schwanz um meine stachligen Waden herum . A ber das tut er auch nur, weil er Hunger hat. Ich lass mich heute nicht aus der Ruhe bringen, schließlich habe ich G e burtstag.
     
    Prost Teufel!
    Na ja, was gibt es da eigentlich zu feiern? Dass man wieder zwangsweise ein Jahr älter geworden ist, dass sich vermehrt Krähenfüße und Lachfältchen als sichtbare Zeitzeugen im G e sicht verewigen? Sind diese Tatsachen Grund genug sich hochleben zu la s sen? Die Uhr tickt wie
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