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Hexe sucht Besen (German Edition)

Hexe sucht Besen (German Edition)

Titel: Hexe sucht Besen (German Edition)
Autoren: Simone Dietze
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schnauzbärtigem Vertretertyp, der nicht nur seine Goldkette über dem Pullover, sondern auch seinen Bierbauch über dem Hosenbund trug.
     
    Es war bereits kurz nach Mitternacht und ich beschloss langsam aufzubrechen. Schon allein wegen dem Kärtchen, das immer noch unangetastet in meiner Tasche schlummerte und mir keine Ruhe ließ. Deswegen ging ich zu Ellen hinüber und sagte ihr, dass ich jetzt noch einen Kaffee trinke und dann nach Hause fahren möchte. Ohne mich zu fragen, stellte sie mir mit geschwellter Brust Herbert, ihrem Bar Komplizen vor. Ich erfuhr, dass Herbert eine Art Oberstaubsaugervertreter sei . Ü ber ein Einzugsg e biet von mehr als 200 Kilometer verfügt e , und einen Jahre s umsatz von 250.000 Euro zusammenfegt e . Aus Angst jetzt auch noch von ihm als Kehrbesenuntervertreterin angeworben zu werden, lief ich wieder zu me i nem Tisch zurück, wo Sybille mir bereits meinen Kaffee und die Rechnung se r viert hatte.
     
    Gerade als ich meine heiße Kaffeetasse in der Hand hielt, dabei u n auffällig mit meinem Herzblatt viel sagende Blicke austauschte, wurde ich plötzlich durch ein erbärmliches G e schrei am Trinken gehindert. Vor Schreck bekl e ckerte ich mein Kleid und starrte in Richtung Bar, wo sich Lisa mit einer schmächtigen Blondine raufte. Mehrere Gläser flogen im hohen Bogen durch die Gegend . E in Barhocker verlor das Gleichgewicht , und Lisas kräftige Hand hatte sich in der auftoupierten Hochfrisur ihrer Gegnerin verfangen. Das blonde Gift keifte lautstark und beschimpfte Lisa als Schlampe. Kaum hatte die Blondine ihre Beleidigung verkü n det, drückte ihr Lisa auch schon die Faust aufs Auge . Die Blondine flog gegen einen Tisch, versuchte sich , irgendwo festzuha l ten, erklomm das Tischtuch und begrub sich sozusagen selbst, so dass weiteres Geschirr zu Bruch ging.
     
    Das pei n liche Spektakel spielte sich innerhalb von wenigen Seku n den ab, so dass sowohl ich als auch die anderen Gäste zu spät reagieren konnten. Ellen kam wie ein Blitz angeschossen, stürzte sich auf Lisa, um sie zu beruhigen , und vor allem , sie daran zu hindern , wohlmöglich noch die
    ganze Ei n richtung zu demolieren. Giovanni kam ebenfalls angeflitzt, bekre u zigte sich mehrmals, schrie Mama mia und fluchte wuten t brannt auf I talienisch. Anstatt der Blondine beim Aufstehen zu helfen, mit der er doch vor nicht all zu langer Zeit heftig flirtete, begutachtet er das am Boden liegende G e schirr und hob es behutsam auf. Ich dagegen, saß sprachlos und kopfrechnend auf meinem Platz . D enn um mich hier wieder blicken lassen zu dürfen, würde ich den Schaden in Form e i nes horrenden Trinkgeldes begleichen müssen.
     
    Mir wäre es lieber gewesen, Lisa hätte auf den Tisch getanzt und ihr Können als Stripperin dargeboten. Das wäre vielleicht auch peinlich, aber mit Siche r heit nicht so kostspielig geworden.
     
    Das Teufelsweib , Lisa, saß zwischenzeitlich etwas abseits des Tatorts auf dem Parkettboden und fluchte immer noch wie ein Rohrspatz. Ellen versuchte wie ein Boxtrainer auf Lisa beschwichtigend einzureden. Sie versorgte sie mit e i nem Glas Wasser und tupfte mit einem Taschentuch die Spuren des Kampfes von ihrer Stirn. Obwohl die Gegnerin durch ein e r sichtliches KO niedergestreckt wurde, hatte ich irgendwie Angst, dass Lisa erneut in den Boxring steigen kön n te. De s wegen raffte ich mich auf und zahlte die Rechnung von L i sa, die nach der Summe von 175 EURO zu urteilen, offe n sichtlich die ganze Bar freigehalten hatte. Wogegen ich dem aufgebrachten Giovanni feierlich einen Scheck von 300 Euro fürs versehentliche Randalieren überreichte.
    Der fing auf einmal an, auf eine bewundernswerte italien i sche Art, die Sachlage zu verharmlosen. Freudestrahlend e r klärte er die Scherben als Glücksbringer , und mich bezeic h nete er als Bella . D abei küsste er mich beidseitig auf meine Wangen und beauftragte , die zu Schaden gekommene Blo n dine, die auf den Namen Barbie hörte, endlich einen Besen zu holen. Ich hingegen stellte ledi g lich richtig, dass Glassscherben kein Glück bringen.
 
    Die Verursacherin , Lisa , stand nun wieder in der Senkrechten an der Bar und starrte etwas beschämt in ihre Kaffeetasse, die ihr Giovanni sofort nach meiner Preisgeldübergabe höchstpersönlich servierte. Kameradschaftlich klopfte er seine Hand auf ihre Schulter und sagte ihr irgendetwas Au f munterndes, was sie zum Lachen brachte. Nur Ellen verhielt sich merkwürdig. Sie flüsterte peinlich bewegt
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