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Party Prinzessin

Titel: Party Prinzessin
Autoren: Meg Cabot Katarina Ganslandt
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Pullover), zeigte uns dafür aber ein paar Kerzen-Kataloge, die sie zufälligerweise herumliegen hatte.
    Kein Witz. Das war ihr toller Hilfsvorschlag. Wir sollen von Haus zu Haus gehen und den Eltern und Nachbarn unserer Mitschüler Kerzen verkaufen, um so das notwendige Geld zusammenzusammeln.
    Lilly hat sie bloß verächtlich angesehen. »Wollen Sie uns ernsthaft vorschlagen, in die nihilistische Schlacht zwischen den Habenden und den Mehr-Habenden zu ziehen, wie sie in Robert Cormiers ›Schokoladenkrieg‹ beschrieben wird, Mrs Hill? Das Buch haben wir nämlich alle in Englisch als Lektüre gelesen, wir wissen doch genau, was dann passiert.« Mrs Hill hat beleidigt geguckt und gesagt, man könne eine solche Aktion auch als harmlosen Wettbewerb betrachten, bei dem es darum geht, möglichst viele Kerzen zu verkaufen. Das müsse nicht notwendigerweise zu einem kompletten Zusammenbruch der sozialen Ordnung oder zu nihilistischen Sinnkrisen führen.
    Aber als ich einen Blick in einen der Kataloge warf und mir anschaute, was für Farben und vor allem Duftrichtungen dort angeboten wurden – Erdbeer-Sahne! Zuckerwatte!
    Karamell-Keks! –, erlitt ich insgeheim meine ganz eigene, private nihilistische Sinnkrise.
    Weil ich nämlich lieber riskiere, dass die Abschlussklasse mir das antut, was Obi Wan Kenobi Anakin Skywalker in »Die Rache der Sith« angetan hat (sprich: dass mir die Beine mit einem Lichtschwert abgetrennt und ich in den Lavasand geworfen werde, um dort elendig zu verbrennen), als bei meiner Nachbarin Ronnie zu klingeln und sie zu fragen, ob sie vielleicht Interesse an einer Erdbeer-Sahne-Duftkerze hat, die wie eine lebensechte Erdbeere geformt ist und nur lächerliche fünfundzwanzig Cents kostet. Den Leuten aus der Abschlussklasse ist übrigens durchaus zuzutrauen, dass sie mir wirklich das antun, was Obi Wan Anakin angetan hat. Vor allem Amber Cheeseman, die dieses Jahr die Abschlussrede halten wird und einen braunen Gürtel in Hapkido trägt, obwohl sie kleiner ist als ich, und die mir mit Leichtigkeit das Gesicht zu Brei schlagen könnte. Jedenfalls, wenn sie auf einen Stuhl klettern oder sich von jemandem hochheben lassen würde, um an mein Gesicht zu gelangen.
    An diesem Punkt der Sitzung wurde mir so mulmig, dass ich mich gezwungen sah, zu sagen: »Ich stelle einen Antrag auf Vertagung der Sitzung.« Ein Antrag, der zum Glück von allen Anwesenden einstimmig angenommen wurde.
    »Unsere Beratungslehrerin hat uns vorgeschlagen, von Tür zu Tür zu gehen und Kerzen zu verkaufen«, gestand ich Grandmère, weil ich hoffte, sie würde die Vorstellung, dass ihre Enkelin mit Wachsnachbildungen von Früchten hausieren geht, so abstoßend finden, dass sie ihr Portmonee zücken und mir umgehend die fünftausend Dollar in die Hand drücken würde.
    »Kerzen?« Grandmère sah tatsächlich etwas besorgt aus. Leider aber aus anderen Gründen, als von mir erhofft. »Wenn ich mir den durchschnittlichen Albert-Einstein-Schüler und seine Eltern vor Augen halte, rate ich euch von Kerzen dringend ab. Wäre es nicht geschickter, edle Pralinen zu verkaufen?«, sagte sie.
    Natürlich hat sie Recht – wobei das entscheidende Wort in diesem Fall »durchschnittlich« ist. Ich kann mir zum Beispiel kaum vorstellen, dass mein Vater, der im Moment wieder in Genovia ist, weil die Parlamentspause beendet ist, unter den Abgeordneten ein Kerzenbestellformular herumgehen lässt und sagt:
    »So, Herrschaften, es geht darum, Geld für die Schule meiner Tochter zu sammeln. Wer die meisten Kerzen kauft, wird zum Ritter geschlagen.«
    »Das lasse ich mir noch mal durch den Kopf gehen«, sagte ich matt. »Danke, Grandmère.«
    Danach ließ sie sich weiter über John Paul Reynolds-Abernathy den Dritten aus und erzählte mit leuchtenden Augen von der Benefizgala zugunsten der genovesischen Olivenbauern (die gerade streiken, um gegen eine neue EU-Regelung zu protestieren, die den Supermärkten mehr Freiheit bei der Preisgestaltung einräumt), die sie am kommenden Mittwoch veranstaltet, um die Bauherren von »The World« und die anderen Kaufinteressenten mit ihrer grenzenlosen Großzügigkeit zu beeindrucken (für wen hält sie sich – die genovesische Angelina Jolie, oder was?).
    Grandmère rechnet fest damit, dass man sie nach dieser großherzigen Geste ANFLEHEN wird, doch bitte, bitte auf die künstliche Insel Genovia zu ziehen – und damit wäre der arme John Paul Reynolds-Abernathy der Dritte dann endgültig aus dem Rennen. Hurra.
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