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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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1   Die Insel
    Finn setzte den Moon Zoomer auf und schaute in den tiefen Nachthimmel. Zwischen den schwach glitzernden Sternen konnte er einen Space-Racer ausmachen, der Geologen zum Mars brachte. Oder waren sie auf dem Weg nach Hause? Aus dieser Entfernung war das schwer zu erkennen. Oh! – die Scheinwerfer des Racers blinkten grün. Vielleicht ein Grußsignal für den Sonnenkreuzer weiter rechts, vollbesetzt mit Bungee-Jumpern, vermutete Finn. Er mochte sie nicht, diese Sprünge in die Schwerelosigkeit, diese Suche nach dem ultimativen kosmischen Kick.
    Sehr viel tiefer schwebte der Elf-Uhr-Citygleiter. Er flog eine geräuschlose Schleife landeinwärts und segelte über Finn hinweg, ehe er hinter ihm, auf der anderen Seite der Bucht, sanft auf dem Long Island Metroport landete.
    Und das Meer rauschte weiter. Die Wellen rollten heran. Und wieder hinaus. Vor und zurück. Das Wasser stieg. Und fiel.
    Die Luft war noch bleiern von der Hitze des Tages, von Salz, Gischt und dem Duft von Jasmin im Nachbarsgarten. Finn glaubte, glatt einschlafen zu können, gleich hier am Strand, unter den Sternen – so müde war er. Aber dann huschte ihm ein Krebs über den nackten Fuß. Und dann noch einer. Irgendwas musste sie aufgeschreckt haben.Finn hörte, wie sich leise Schritte näherten. Das Rascheln von Stoff. Er drehte sich um   … und da stand Rouge.
    «Oh!», keuchte sie erschrocken, doch dann lachte sie auf. «Finn! Was in aller Welt trägst du da im Gesicht? Das sieht ja gespenstisch aus!»
    Finn stand auf und zog sich den Moon Zoomer vom Kopf. «Entschuldigung. Dein Besuch kommt etwas überraschend.»
    Rouge ließ ihre Sandalen in den Sand fallen. Sie begrüßten sich mit Wangenküssen rechts, links und wieder rechts. Aber irgendwie herrschte eine gewisse Verlegenheit zwischen ihnen. Finn mochte keine Überraschungen, nicht einmal so hinreißende wie Rouge Marie Moreau, so elegant, so schön, eine langstielige Rose auf diesem verlassenen Streifen Strand von Fire Island.
    «Ist nicht leicht, dich zu finden», sagte sie und strich sich Haarsträhnen aus den Augen. Ah, diese Augen! Stahlgrün und scharf. «Stimmt was nicht mit deinem Brain Button?» Im Mondlicht schimmerten ihre Locken metallisch, metallisch rot, wie Kupfer.
    Finn schüttelte den Kopf. «Nein. Der ist abgeschaltet. Alles ist für ein paar Tage abgeschaltet.»
    «Alles?», fragte sie.
    Er nahm einen feinen, verführerischen Unterton in ihrer Stimme wahr. Sie waren einmal ein Paar gewesen. Die Affäre war schon nach kurzer Zeit wieder zu Ende gewesen – er hatte das Gefühl gehabt, dass sie als Partner schlecht zueinander passten   –, aber sie waren Freunde und sogar Wohngenossen geblieben. Doch in letzter Zeit glaubte Finn eine leichte Veränderung in ihrem Verhalten wahrzunehmen. Waren das Annäherungsversuche? Oder bildete er sich das nur ein?
    Rouge schien seine Zurückhaltung zu spüren. «Was ist das denn für ein Ding?», fragte sie, um das Thema zu wechseln.
    «Ein Moon Zoomer», sagte er. Er wiederholte das Wort noch einmal – Moon Zoomer   –, und ließ sich den Binnenreim auf der Zunge zergehen.
    Rouge dagegen schien ihn gar nicht zu bemerken.
    «Der hat Mannu gehört», erklärte er. «Ein Geschenk von unserem Vater. Vor vielen Jahren. Er lag in einer von Mannus Schubladen.» Finn reichte Rouge das Gerät und zeigte auf einen Schriftzug innen am Rahmen. «Siehst du? Da steht: ‹Made in USA›. Also muss er auf jeden Fall vor 2095 hergestellt worden sein. Unser Vater meinte, so um 2030.»
    «Hm», machte Rouge und betrachtete die klobig aussehende Brille. «Über 230   Jahre alt. Mitten im Dark Winter hergestellt.» Sie musterte das Teil, drehte und wendete es in den Händen. «Die Hälfte der Weltbevölkerung lag im Sterben, und die Amis suchten noch immer fröhlich nach neuen Welten.»
    «Na und?», entgegnete Finn mit einer gewissen Schärfe. Gerade bei Rouge fühlte er sich häufig genötigt, sein Heimatland verteidigen zu müssen. Er betrachtete sich selbst gern als Kontinentaleuropäer, aber jetzt musste er schon wieder eine Lanze für die Nordamerikaner brechen. «Sie glaubten, diese Welt sei am Ende. Warum dann nicht nach neuen suchen?»
    «
Touché »
, sagte Rouge und widmete sich dann wieder der Brille. «Funktioniert das Ding denn noch?»
    «Ja», sagte er. «Mehr oder weniger. Aber nur bis zu einer maximalen Entfernung von 400   000   Kilometern. Vor ein paar Minuten war ein Space-Racer in der Nähe vonAlpha Sextantis zu
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