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Pandaglueck

Pandaglueck

Titel: Pandaglueck
Autoren: Sophia Berg
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1.      Kapitel
    „ Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“
    Mein Herz schlä gt mir bis zum Hals, meine Knie schlottern und meine Hände zittern leicht. Immerhin heirate ich meinen Traummann. Eine gewisse Nervosität und damit verbundene Anspannung ist nicht verwunderlich. Mit einem glücklichen Lächeln sehe ich mich in der Kirche um. Dabei erblicke ich meine Familie. Meine Eltern sitzen mit meiner älteren Schwester, Miriam, in der ersten Reihe und erwidern meinen Blick mit feuchten Augen. Miriam wirkt mit ihren blonden Locken und der roten Schleife im Haar, wie ein Hollywood Star. Sobald ich sie ansehe, winkt sie mir zu und nickt aufmunternd in meine Richtung. Ihre lockige Haarpracht schwingt dabei rhythmisch mit. Meine Mutter zückt eine Packung Taschentücher aus ihrer Hosentasche und tupft sich vorsichtig ihre Augenwinkel ab. Dann reicht sie die Tücher an meinen Vater, der rechts neben ihr sitzt, weiter. Er ist offensichtlich die Person, die ein Taschentuch am meisten benötigt. So emotional erlebe ich ihn selten.
    Mein Bl ick wandert von meiner Familie zu dem Mann vor mir. Er kann seine nussbraunen Augen nicht von mir abwenden. Ich habe es tatsächlich geschafft und jemanden gefunden, der das Gesamtpaket Lara Berghausen will! Und das vor meinem 25. Geburtstag! In mir drin tobt ein Feuerwerk der Glückseligkeit. Mein Traummann lächelt mich mit leicht gesenktem Kopf an. Mehr braucht es nicht, um meine Welt perfekt zu machen. Abgesehen von dem Hochzeitskuss, der immer noch fehlt. Ich schließe die Augen und spitze meinen Mund. Jetzt wird er mich küssen. Ich spüre, wie er einen Schritt auf mich zu kommt und mich in seine Arme schließt. Er beugt sich vor und drückt sanft seine Lippen auf meine und es fühlt sich bezaubernd an. Mein Magen zieht sich zusammen und ich könnte vor Glück schreien.
    Auf einmal wird sein Kuss aber feuchter als gedacht. Sehr viel feuchter sogar.
    Ich schlage die Augen auf und kann mich dieses Mal wegdrehen, bevor mich Fridolienes eklige Zunge erneut im Gesicht erwischt.
    „ Iihh…“, murmle ich, während ich mir den Sabber mit meinem Ärmel von der Wange wische. Ich rapple mich auf meinem Stuhl auf und funkle die französische Dogge vor mir an. Ich muss über meinen Berichten für den Zoo eingeschlafen sein. Spektakulär gestaltet sich die Dokumentation für die Pandabären nicht und gestern Nacht kam ich erst relativ spät zu meinem wohlverdienten Schlaf. Erst hatte ich Germanys Next Topmodel zu Ende geschaut, dann drängten sich die Sondersendungen im Anschluss auf, und bis ich mich schließlich im Bett befand, war es 2.03 Uhr.
    Schlafmangel ist fü r mich kein Problem, denn ich verbringe den Großteil meiner Arbeitstage an der frischen Luft. Heute habe ich mir aber die Dokumentation für die Pandapflege vorgenommen, die ich in den letzten Wochen produktiv verdrängte. Meine Entscheidung, den Berichten am heutigen Tage endlich meine aktive Aufmerksamkeit zu schenken, war nicht verkehrt, da momentan eine Hitzewelle in Deutschland vorherrscht und das Büro über eine Klimaanlage verfügt. Sobald mein Blick nach draußen wandert, läuft mir der Schweiß den Rücken herunter. Heute Morgen wurde ich von einem strahlend blauen Himmel begrüßt und dementsprechend fallen die Besucherzahlen aus. Trotz der extrem heißen Temperaturen strömen die Leute mit ihren Kindern förmlich in den Zoo.
    Als ich auf di e Uhr sehe, seufze ich erleichtert auf. Zum Glück habe ich nicht den ganzen Tag verschlafen. Obwohl mir ein paar perfekte Küsse mehr von meinem unglaublichen Traumehemann auch gefielen. Ich blicke den Papierstapel vor mir an und verspüre eine Dankbarkeit gegenüber Fridoliene und ihrer ungewöhnlichen Weckmethode, denn es liegt einiges an Arbeit vor mir.
    Ich vernehme ein Kichern hinter mir und drehe mich um. Greta, Hundebesitzerin und Kollegin von mir, sitzt mit einer Klatschzeitschrift vergnü gt im Büro und amüsiert sich über die Szene, die sich vor ihr abspielte. So wie ich sie kenne, hatte sie mir den Hund absichtlich auf den Tisch gesetzt, um mich zu ärgern. Ich nehme ein Taschentuch aus einer Box, die in Reichweite steht, und wische mir erneut über Fridolienes Sabberstelle in meinem Gesicht. Greta hat es sich in der Sitzecke des Büros gemütlich gemacht und legt ihre Zeitschrift für einen Moment nieder, um an einer dampfenden Tasse Kaffee zu nippen. So eine kann ich ebenfalls gebrauchen.
    „ Na vielen Dank auch“, grummle ich in ihre Richtung und tätschle
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