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Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman

Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman

Titel: Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
Autoren: Kirsten Miller
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KAPITEL 1
    H aven war zurück. Sie blickte sich in dem kleinen Zimmer um, das sie so gut kannte. Durch das hohe Dachfenster über dem ungemachten Bett sah sie silbrige Wolken dahinziehen. Eine Kerze stand nah an der Kante des Toilettentischs, als warte sie darauf, dass die schwachen Sonnenstrahlen verblassten. Ihr Blick wanderte zurück zu dem Spiegel vor ihr. Sie glättete eine Strähne ihres blonden Bubikopfs und steckte sie hinters Ohr. Das Spiegelbild zeigte nicht sie, und doch kannte sie es genauso gut, als wäre es ihr eigenes. Die großen braunen, mit Kajal umrandeten Augen. Die lächelnden Lippen zu einem roten Schmollmund geschminkt. Wieder betrachtete sie die schlanke Hand mit dem Granatarmband, die ein mit Goldfäden verziertes Kleid glatt strich. Haven spürte die Seide unter ihren Fingern entlanggleiten.
    Das Mädchen im Spiegel wartete. Eine Uhr auf dem Kaminsims war auf fünf vor sechs stehen geblieben. Die Minuten schienen unendlich langsam dahinzutröpfeln.
    Draußen heulte der Herbstwind. Im Park, von dem sie seltsamerweise wusste, dass er weniger als einen Block entfernt war, ächzten die Bäume. Das prasselnde Feuer hatte die Abendkühle verdrängt. Aber das Mädchen verspürte kein Bedürfnis nach seiner Wärme.
    Unten auf dem Kopfsteinpflaster hörte sie das Klappern hoher Damenabsätze. Havens Herz machte einen Sprung, und sie huschte über die bloßen Holzdielen ans Fenster, vorsichtig, um nicht mit ihren Pantöffelchen in den Rillen zwischen den Brettern hängen zu bleiben. Sie spähte durch die Samtvorhänge. Ein Stockwerk tiefer gingen auf einer malerischen kleinen Gasse zwei Frauen in Pelzmänteln vorbei. Sie hatten sich untergehakt, und ihre Schuhe und die Form ihrer Hüte waren das letzte Mal vor fast hundert Jahren in Mode gewesen. Die Frauen blieben nicht stehen und das Mädchen seufzte erleichtert auf, als sie schließlich außer Sichtweite waren. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war ein Besuch von ihrer Mutter, ausgerechnet heute, an ihrem ersten Abend allein miteinander.
    Ihr Blick schweifte zu dem Skelett eines Wolkenkratzers, der in der Ferne gebaut wurde, und dann wieder zurück in die Gasse unter ihrem Fenster, wo nun eine dunkle Gestalt auftauchte. Der Atem des Mädchens ging schneller, als die Gestalt an ihrer Tür stehen blieb und sich unauffällig in beide Richtungen umsah. Sie hörte einen Schlüssel im Schloss und schwere Schritte, die in den ersten Stock heraufkamen.
    Einen Augenblick später stand er in ihrem Zimmer, Mantel und Hut noch in der Hand. Zerzaustes bernsteinfarbenes Haar. Blitzende grüne Augen. Der altmodische Tweed-Anzug an den Ärmeln leicht ausgefranst. Sie empfing ihn schon an der Tür und schlang die Arme um seinen Hals. Er ließ den Mantel zu Boden fallen und legte ihr seine kalten Finger um die Taille. Dann fanden seine feuchten Lippen ihre. Sie drängte sich an ihn und spürte seine Wärme unter den Schichten aus Wolle und Baumwolle.
    »Ich hab eine Ewigkeit gewartet«, sagte sie.
    »Jetzt bin ich ja hier«, flüsterte er und ließ seine Hände über ihren Körper gleiten.
    »Ethan«, murmelte sie, bevor ein gleißendes Licht den Raum erfüllte.

KAPITEL 2
    H aven Moore stand auf einem Hocker; sie starrte aus dem offenen Fenster und zwang sich, stillzuhalten. Während des Winters hatte eine unbestimmte Vorahnung von ihr Besitz ergriffen. Als das Wetter schließlich wieder wärmer wurde, konnte sie kaum noch schlafen oder stillsitzen. Es fühlte sich an, als würde jede einzelne Zelle ihres Körpers tanzen.
    Irgendwo jenseits der hohen Berge, die Snope City umgaben, wartete etwas auf sie, und die Unruhe wurde immer unerträglicher. Am liebsten wäre Haven aus dem Fenster gesprungen, in dem Vertrauen, dass der Wind sie über die Baumwipfel tragen und genau dort absetzen würde, wo sie sein sollte. Das Einzige, was sie am Erdboden hielt, war Beaus Hand am Saum des Kleids, an dem sie gerade arbeiteten.
    »Wo ist nur wieder diese Fernbedienung? Haven, komm her und hilf mir!«
    Die krächzende Stimme ihrer Großmutter riss sie aus ihren Gedanken. Einen Moment lang schwankte sie, dann sprang sie unbeholfen von ihrem Hocker.
    »Verdammt, Haven! Seit wann bist du eigentlich so tollpatschig?«
    Haven hörte eine Nadel auf den Boden fallen und sah, wie Beau sich den schmerzenden Finger in den Mund steckte.
    »Ach, du Armer.« Sie wuschelte dem Jungen durch sein wirres blondes Haar. »Bin sofort wieder da. Imogene setzt sich ständig auf die
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