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Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman

Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman

Titel: Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
Autoren: Kirsten Miller
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flüsterte Haven. Sie spürte ein Kribbeln, das sich von ihren Zehenspitzen aus langsam seinen Weg aufwärts bahnte. Im nächsten Moment gaben ihre Beine unter ihr nach.
    Eine ganze Bilderflut verebbte, als Haven wieder zu sich kam. Ihre Augen waren noch immer geschlossen, ein Bein unangenehm unter ihr verdreht. Neben sich hörte sie ihre Mutter und ihre Großmutter miteinander flüstern.
    »Wir können sie nicht gehen lassen«, beharrte ihre Großmutter.
    »Aber es ist doch schon seit Jahren nicht mehr passiert.« Ihre Mutter klang verängstigt.
    »Du warst nicht dabei, Mae. Du hast nicht gehört, was sie gesagt hat. Es fängt alles wieder von vorne an.«

KAPITEL 3
    D as Snively-Anwesen stand auf einem breiten, grasbewachsenen Sockel, der wirkte, als wäre er aus dem Hang des dahinterliegenden Hügels herausgeschnitzt. Mit seinen zwei hohen Stockwerken und dem verspielten Türmchen, in dem sich wunderbar die eine oder andere Prinzessin gemacht hätte, bildete es eine Art Wahrzeichen, nach dem jedes Kind auf der Fahrt in die Stadt Ausschau hielt. Morgens strahlte seine weiße Fassade im Sonnenlicht, und die tiefroten Azaleenbüsche, die das Erdgeschoss einrahmten, leuchteten wie Feuersglut. Am späten Nachmittag jedoch, wenn die Schatten der Berge über das Tal krochen, entfaltete das Haus einen weitaus dunkleren Zauber. Selbst in der Dämmerung, wenn in den Fenstern die Lichter brannten, hätte es kaum weniger einladend wirken können.
    Kurz nach zehn Uhr morgens schleppte Haven einen schweren, hölzernen Liegestuhl bis ans hintere Ende des Rasens. Sie rückte ihre riesige Sonnenbrille mit den runden Gläsern zurecht und löste den Gürtel ihres Kimonos. In der spätmorgendlichen Brise blähte sich der Seidenstoff auf und entblößte beinahe Havens nacktes Hinterteil. Manchmal trug sie sonntags ganz gerne gar keine Kleidung – denn genau so hatte Gott es ihrer Meinung nach vorgesehen.
    Am Fuß des Hügels, weit unterhalb des riesigen Hauses ihrer Großmutter, lag Snope City. Zweihundert Jahre nach ihrer Gründung durch Havens Vorfahren war die »Stadt« immer noch kaum mehr als eine bescheidene Ansammlung von Geschäften, die nichts anboten, was den Kauf wert gewesen wäre. Doch in Bezug auf die Stadt grassierte in der Familie ein gewisser Größenwahn. Für Imogene Snively, die sich weigerte, Tennessee jemals – und sei es auch nur für einen kurzen Ausflug – zu verlassen, war Snope City der Mittelpunkt des Universums. Dies und die lockere Einstellung zur Nacktheit waren nur zwei der vielen Themen, in denen sie und ihre Enkelin wohl niemals einer Meinung sein würden.
    Während im Tal die Kirchenglocken läuteten, ließ sich Haven auf den Gartenstuhl fallen und schlug ein großformatiges Skizzenbuch auf. Nachdenklich kaute sie an ihrem Bleistift und versuchte, sich auf das Bild zu konzentrieren, das nun an ihren Knien lehnte – ein kopfloser, üppiger Frauenkörper in einem smaragdgrünen Kleid. Kurz vor dem Abschlussball hatte das kleine Unternehmen, das sie mit Beau zusammen gegründet hatte, immer Hochsaison. Da es so gut wie unmöglich war, im Umkreis von hundert Meilen auch nur ein einziges halbwegs annehmbares Kleid zu ergattern, wurden Haven und Beau jedes Jahr für drei Monate zum gefragtesten Duo der Blue Mountain Highschool. Den Rest der Zeit hielten die anderen Schüler sich eher von ihnen fern. Sie waren zwar selten richtig unfreundlich zu ihnen, begegneten ihnen aber stets unterkühlt.
    Haven betrachtete ihre Skizze vom Vortag genauer. Das grüne Kleid im Stil der Zwanzigerjahre kam ihr bekannt vor, wie sie alle ihre Entwürfe bereits zu kennen schien. Sie kämpfte gegen das vage Déjà-vu-Gefühl an und versuchte sich zu erinnern, wo sie es schon mal gesehen haben könnte. Aber sobald sie die Augen schloss, um sich besser konzentrieren zu können, sah sie nur den Jungen aus dem Fernsehen vor sich. Sie hatte zwar keine Ahnung, woher, aber sie kannte ihn, da war sie sich sicher. Als er direkt in die Kamera geblickt hatte, war es ihr vorgekommen, als suchte er nach ihr .
    Haven spürte ein Flattern im Magen und legte sich unter ihrem Kimono die Hand auf den Bauch. Sie wusste noch immer nicht genau, wie viel Ärger sie sich mit ihrem Zusammenbruch eingehandelt hatte. Danach war sie einfach zu erschöpft gewesen, um sich irgendwelche Ausflüchte auszudenken. Beau hatte sie ins Bett getragen, wo sie sechzehn Stunden später wieder aufgewacht war, voll Scham über ihren Kontrollverlust und voll
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