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Teufelsflut

Teufelsflut

Titel: Teufelsflut
Autoren: Colin Forbes
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PROLOG
    Die Welle, die einen reglosen Körper mit sich trug, rollte im blassen Licht des gerade aufgegangenen Mondes direkt auf sie zu.
    »Der Mann ist tot«, sagte Paula Grey düster. »Sehen Sie selbst.«
    Paula reichte Tweed, der neben ihr stand, das Nachtsichtglas. Die beiden lehnten an der Kaimauer von Appledore, einer alten Stadt nördlich von Dartmoor am Mündungsdelta der beiden Flüsse Torridge und Taw. Auf der anderen Seite des Meeresarmes konnte man im Mondlicht die weiß gekalkten Wände kleiner Häuser erkennen, die zur Ortschaft Instow gehörten.
    »Stimmt, er ist tot«, sagte Tweed. »Die Flut wird ihn gleich hier unten an den Strand spülen.«
    »Wahrscheinlich ein Fischer, der irgendwo draußen auf dem Meer über Bord gefallen ist«, bemerkte Superintendent Roy Buchanan von Scotland Yard. »Ich frage mich übrigens immer noch, weshalb Sie mich mitten in der Nacht hierher geholt haben.« Buchanan war ein großer, schlanker Mann Mitte vierzig.
    »Das habe ich Ihnen doch schon erklärt«, sagte Tweed leicht gereizt. »Es geht um die Botschaft, die wir in der SIS-Zentrale in London erhalten haben. Die Botschaft von Dr. Goslar, dem Genie des Verbrechens.«
    »Es könnte sich ja auch jemand einen Scherz mit Ihnen erlaubt haben…«
    In diesem Augenblick kam Bob Newman die Stufen vom Strand heraufgerannt. Der Auslandskorrespondent arbeitete schon seit Jahren für den SIS, dessen stellvertretender Direktor Tweed war.
    »Da stimmt was nicht!«, keuchte Newman. »Die Flut treibt ganze Schwärme von toten Fischen herein. Der Strand ist übersät damit.
    Köhlerfische, Seebarsche und Makrelen. Sieht so aus, als wären sie vergiftet worden.«
    »Das ist doch nicht möglich«, sagte Buchanan, während er mit dem Fernglas den Strand absuchte. »Aber stimmt. Sie haben Recht. Da hegen überall tote Fische herum. Seltsam.«
    »Außerdem habe ich einen merkwürdigen Kauz entdeckt, der die ganze Bescherung auf Video aufnimmt«, fuhr Newman fort. »Ich kann mir allerdings keinen Reim darauf machen, wozu.«
    »Was ist denn so merkwürdig an ihm?«, fragte Inspector Crake, der Polizeichef von Appledore. Crake war ein kleiner, untersetzter Mann, der beide Hände in die Taschen seines schäbigen Mantels gesteckt hatte.
    »Seine Kleidung«, sagte Newman. »Er trägt eine Sherlock-Holmes-Mütze und eine lange, karierte Jacke. Hagerer Typ mit knochigem Gesicht.
    Zappelt ziemlich viel herum.«
    »Das kann nur Sam Sneed sein, unser hiesiger Lokalreporter«, sagte Crake. »Der ist immer ganz scharf auf eine große Story in den überregionalen Blättern. Offenbar drängt es ihn hinaus in die große weite Welt.«
    »Können Sie uns vielleicht sagen, wo dieser Sneed wohnt?«, fragte Tweed.
    »Ja. Im Pendel’s Walk Nummer vier. Das ist in dem Gewirr kleiner, mit Kopfstein gepflasterter Straßen gleich hier hinter uns.«
    »Jetzt wird ein toter Seehund angespült«, platzte Paula heraus, die zuvor das Fernglas von Tweed zurückerhalten hatte. »Glaube ich zumindest.
    Aber wie kommt ein toter Seehund hierher?«
    »Draußen auf Lundy Island gibt es eine Seehundkolonie«, erklärte Crake.
    »Ich glaube, Sie haben Recht, Miss Grey. Das Ding da drüben sieht tatsächlich wie ein Seehund aus. Was geht hier bloß vor?«
    »Es ist fürchterlich«, sagte Paula. »Schauen Sie sich bloß den Strand an.
    Der glänzt richtiggehend von toten Fischen.«
    »Da muss etwas wirklich Schlimmes passiert sein«, sagte Tweed grimmig. »Etwas Diabolisches. Das riecht förmlich nach Dr. Goslar. Wir müssen sofort Wasserproben nehmen.«
    Buchanan wandte sich an seinen Assistenten Sergeant Warden, einen großen Mann, der mit versteinertem Gesicht hinter ihm stand, und gab ihm mit knappen Worten seine Anweisungen.
    »Warden, holen Sie ein paar Plastikbehälter aus dem Wagen und füllen Sie sie mit Meerwasser. Aber ziehen Sie sich Gummihandschuhe an. Ich komme mit und rufe währenddessen einen Krankenwagen. Vielleicht ist der Mann da unten am Strand ja doch noch am Leben…«
    »Wir brauchen auch ein paar Proben von den toten Fischen«, rief Tweed ihm hinterher. »Auch der Seehund sollte sichergestellt werden.«
    »Ein Meer des Todes«, flüsterte Paula.
    »Den Eindruck habe ich auch«, meinte Tweed. »Vor ein paar Minuten war mir übrigens, als hätte ich den Motor eines großen Bootes gehört, das aufs Meer hinausfährt.«
    »Stimmt. Das habe ich auch gehört«, sagte Paula.
    Es folgte eine kurze, beunruhigende Stille, in der nichts außer dem Brechen der
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