Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pandaglueck

Pandaglueck

Titel: Pandaglueck
Autoren: Sophia Berg
Vom Netzwerk:
nachgehe. Leider sind mir die Spülmaschinentabs ausgegangen und ich vergesse, jedes Mal neue zu kaufen. Ich denke gerade darüber nach meinen Nachbarn Maurice zu fragen, ob er mir mit einem Tab aushelfen kann, als das Telefon klingelt. Ich seufze und bewege mich zurück in den Flur, um den Anruf anzunehmen. Ich weiß, warum ich das Gerät in der Mitte des Wohnzimmers stehen haben möchte und nicht im Eingangsbereich. Miriam ist jedoch die dominante Person in unserer Schwesternbeziehung. Dies verwundert nicht, da sie die Ältere von uns beiden ist. Zudem bezahlt sie das Meiste für die Wohnung und erwirbt sich somit das Veto-Recht für meine Vorschläge. Obwohl die häufig richtig gut sind, lehnt sie die in der Regel ab. Ich verdiene nicht schlecht als Tierpflegerin, aber sie als angehende Star-Architekten hat die eine größere Ziffer auf ihrem Gehaltscheck.
    Ich reiß e den kabellosen Telefonhörer von der Station.
    „ Hallo?“, sage ich und hoffe, dass ich den das Gespräch rechtzeitig annehmen konnte, bevor der AB sich eingeschaltet hat.
    „ Schwesterherz!“, ertönt es aus dem Hörer.
    „ Miriam!“, quietsche ich vergnügt. „Was macht New York?“
    „ Ich habe heute endlich mein Apartment bezogen.“
    „ Erzähl! Wie ist es?“, fordere ich sie auf.
    „ Oh es ist super! Du musst mich unbedingt besuchen kommen.“ Sie kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. „Die Leute sind alle so nett. Es ist einfach fantastisch hier!“ Miriam hatte erst Bedenken, mich alleine in Berlin zurückzulassen. Immerhin hat sie ihr ganzes Leben auf mich aufgepasst. Ich musste sie mehr oder weniger zwingen, den Vorschlag ihres Chefs anzunehmen. Das Angebot ein Projekt in New York zu betreuen, bekommt man nicht jeden Tag und schon gar nicht als junge Architektin.
    „ Und du kommst zurecht?“, fragt sie besorgt nach.
    „ Ja, Miriam. Alles Tutti“, versuche ich sie zu beruhigen. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“ Am liebsten würde ich ihr das gesammelte Leid meines Tages klagen. Aber ich kenne sie zu gut, als dass ich ihr unbeschwert mein Herz ausschütte. Sobald sie Lunte riecht, dass bei mir irgendetwas nicht in Ordnung ist und ich alleine nicht zurechtkomme, sitzt sie im nächsten Flieger zurück nach Deutschland, und bevor ich Panda sagen kann, steht sie vor der Tür. Deswegen schlucke ich das Bedürfnis des Jammerns herunter und bin dankbar, als Miriam das Thema wechselt.
    „ Das freut mich“, sagt sie. „Weswegen ich eigentlich anrufe …“, sie macht eine kurze Pause. „Papas Geschenk zum Ruhestand …“ Sie braucht gar nicht weiter zu reden. Ich weiß sofort, was Sache ist.
    „ Lass mich raten – Mama hat dich angerufen?“
    „ Oh ja. Das hat sie getan.“
    „ Und lass mich weiterraten, wenn wir unserem Vater irgendetwas für sein Hobby schenken, wird sie uns enterben?“
    Meine Schwester kichert. „ Das trifft es im Kern.“
    Ich seufze. „ Was machen wir jetzt?“, frage ich sie, da sie für solche Situationen immer einen Masterplan parat hat. Immerhin kennt sie meine Eltern drei Jahre länger als ich.
    Miriam hö rt auf zu lachen. „Wir schenken es ihm trotzdem! Spätestens, wenn eine von uns heiratet und Mama kleine süße Enkelkinder schenkt, hat sie uns wieder lieb.“ Diesmal kichere ich los. Meine Mutter ist eine sehr durchschaubare Frau. Sie ist vor zwei Jahren in Pension gegangen und quengelt seitdem wöchentlich bei mir und meiner Schwester über diese Leere in ihrem Leben. Und ein oder zwei Enkelkinder würden diese Leere wunderbar füllen. Zumindest hat sie es geschafft, meinen Vater in den Ruhestand zu treiben. Meine Mutter freut sich auf Kreuzfahrten und mehr Zeit mit ihrem Ehemann. Dieser freut sich vor allem auf sein Hobby: das Angeln. Mein Vater angelt jedoch am liebsten alleine oder mit seinen Kumpels aus dem Angelverein. Miriam und ich haben uns überlegt ihm zum Ruhestand eine neue Angelrute zu schenken, die auch bereits bestellt ist.
    „ Ich kann sie sowieso nicht mehr abbestellen. Sie sollte Morgen bei ihm eintreffen.“
    „ Gut so!“, antwortet sie zufrieden. „Lass dich von Mama nicht unterkriegen. Die wird sich bestimmt bei dir melden.“
    „ Ich geh am besten gar nicht ans Telefon, bis Papa mir die übliche Mail schreibt, dass es wieder sicher ist abzunehmen.“ Ich nehme den Telefonhörer und gehe zurück in die Küche. Während ich mich mit meiner Schwester unterhalte, kann ich genauso gut mit dem Abspülen anfangen.
    „ Spülst du etwa?“, fragt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher