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Pandaglueck

Pandaglueck

Titel: Pandaglueck
Autoren: Sophia Berg
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haben sicherlich Zeit uns morgen bei der Narkose von Norbert zu helfen?“ Ich starre ihn verdutzt an.
    „ Wir brauchen noch ein paar Leute“, sagt Joscha zu mir gewandt.
    „ Ja, sicher doch. Ich helfe gerne!“, antworte ich etwas zu enthusiastisch.
    „ Dann sehen wir uns morgen früh, Frau Berghausen.“ Er schenkt mir sein übliches Ich-bin-Tierarzt-und-sie-sind-bloß-Tierpflegerin-Lächeln und geht mit der Pflegerin von Norbert zum Verwaltungsgebäude. Somit hat sich mein Vorhaben, den Papierkram zu beenden, erledigt. Wenn Dr. Hulsenbeck sich im Gebäude aufhält, will ich dort mit Sicherheit nicht sein.
    „ Ich dachte, ihr zwei könnt nicht so gut miteinander?“, fragt Joscha auf einmal hinter mir.
    „ Das dachte ich auch“, antworte ich immer noch angespannt. „Er will mir wahrscheinlich nur mehr Arbeit machen. Aber ist schon okay, ich helfe euch gerne.“
    Joscha sieht erleichtert aus. „ Danke, deine Hilfe können wir gut gebrauchen.“ Er klopft mir freundschaftlich auf den Rücken. „Ich werde versuchen unseren dicken Freund da hinten zu beschäftigen. Er darf bis morgen nichts mehr essen.“
    Ich grinse ihn an. „ Viel Erfolg.“ Sobald er sich umgedreht hat, blicke ich auf mein Handy.
    17.28 Uhr.
    Noch eine halbe Stunde. 30 Minuten wertvolle Zeit, in der ich jede Menge Papierkram erledigen könnte. Ich will aber um nichts auf der Welt in der Nähe von diesem Arzt sein, wenn ich ihn morgen früh ertragen muss. Also habe ich keine andere Wahl, als über einen Plan B nachzugrübeln. Eine Alternative findet sich schneller als gedacht, Enten füttern.
    Ich hole mir eine Tü te getrockneter Maiskörner aus der Zooküche und setze mich an unseren Tümpel. Deprimiert schmeiße ich die Körner hinter die Absperrung zu den Vögeln. Die Enten freuen sich hinsichtlich der Extraration Futter und ich ziehe für die restlichen Minuten meines Arbeitstages eine Schnute. Dabei trauere ich meiner Traumhochzeit von heute Mittag hinterher.
     

2.      Kapitel
    Ich öffne die Haustür des alten Fachwerkhauses, in dem meine Wohnung liegt, und schiebe mein Fahrrad in den Eingangsbereich. Ich bin froh, dass ich nah am Zoo wohne und auf ein Auto verzichten kann. Den Verkehr in der Berliner Innenstadt will ich mir um keinen Panda der Welt täglich antun, zumal ich nicht die ruhigste und sicherste Autofahrerin bin. Schreckhaft und nervös trifft es da eher. Von daher umgehe ich jede Situation, in der ich mich an das Steuer setzen muss. Das Fahren der Zoomobile habe ich nach dem Zwischenfall mit Dr. Hulsenbeck mit sofortiger Wirkung aufgegeben. Dies ist angesichts der potentiellen Gefahr für Mitarbeiter, Besucher und Tiere, eine der sinnvollsten Entscheidungen meines Lebens gewesen.
    Sobald ich meine Wohnung betrete, wä re ich am liebsten wieder gegangen. Es sieht aus, als wäre ein Komet mit voller Wucht eingeschlagen und hätte alles verwüstet. Vom Ende des Flurs aus habe ich den perfekten Ausblick auf die Wohnküche, in der sich der Abwasch mittlerweile stapelt und das Wohnzimmer, in dem meine Klamotten überall wild verteilt liegen. Ich muss dringend Wäsche waschen. Dadurch, dass ich jeden Tag Arbeitskleidung trage, fällt es mir nicht auf, wenn sich der Bestand meines Kleiderschrankes drastisch senkt.
    Ich lasse meine Tasche im Flur auf den Boden fallen und ziehe meine Schuhe aus. Ich habe mich nach wie vor nicht daran gewö hnt, dass ich seit neun Wochen alleine wohne. Eigentlich leben meine ältere Schwester Miriam und ich hier in einer WG. Sie ist Architektin und hatte die Verantwortung für einen wichtigen Auftrag ihrer Firma in New York erhalten. Jetzt lebt sie für ein halbes Jahr dort und ich muss es schaffen, das Chaos in der Wohnung selbstständig in den Griff zu bekommen. Dazu bin ich offensichtlich nicht in der Lage. Ich brauche meine Schwester dringend wieder, der ein sauberes und aufgeräumtes Zuhause das Heiligste auf der ganzen Welt ist. Ich wünschte, ich hätte einen Teil ihrer Disziplin von meinen Eltern geerbt. Das Schlimmste an ihrer Abwesenheit ist, dass ich niemanden zum Reden habe. Ich stehe kurz davor mir einen Goldfisch zu kaufen, damit ich ihm mein Leid und meine Probleme klagen kann. Der arme Fisch wäre gezwungen, sich heute einen fünfstündigen Vortrag über mich, Dr. Hulsenbeck und mein Single-Dasein anzuhören. Falls er überhaupt irgendetwas in seiner Glaskugel verstände …
    Genervt stö hne ich auf und betrete die Küche. Abspülen ist keine Beschäftigung, der ich gerne
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