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Pandaglueck

Pandaglueck

Titel: Pandaglueck
Autoren: Sophia Berg
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ihrem Innengehege, damit wir die Pandakacke wegmachen können“, beantworte ich die Frage mit einem amüsierten Lächeln. „Wenn Sie hier rechts herum gehen, kommen Sie zum Eingang des Innengeheges.“ Ich drehe mich schnell um, ehe die Mutter mich ermahnt, weil ich vor ihrer Tochter das Wort ‚Kacke‘ benutzt habe.
    Bevor ich Joey helfe, betrete ich durch den Personaleingang das Pandahaus. Yun-Yun und Mao-Mao, die Stars des Berliner Zoos, sitzen in getrennten Ecken und versuchen sich an den Steinwänden abzukühlen. Ein Haufen Bambus liegt in der Mitte des Geheges. Wenigstens hat Greta es geschafft, die Pandabären ins Innengehege zu verfrachten und sie zu füttern. Einige Minuten später stehe ich neben Joey und helfe ihm die Häufchen unserer beiden großen Pandas im Zoo einzusammeln.
    „ Ich bin so dankbar, dass du da bist“, seufzt er. „Das ist die zweite Schubkarre, die ich hier fülle.“ Ich blicke belustigt zu ihm hinüber. Er hat seine blonden Stoppelhaare unter einer der Zookappen versteckt und wie immer reicht seine Hose nicht bis zu seinen Knöcheln. Aufgrund seiner Größe sind ihm die Arbeitshosen des Zoos zu kurz und lassen ihn schlaksiger wirken, als er eigentlich ist. Zumindest hat er es an den Füßen luftig, im Gegensatz zu mir und meinen Gummistiefeln.
    „ Beschwer dich beim nährstoffarmen Bambus“, kommentiere ich seine Äußerung. Er erwidert meinen Blick und rückt seine Brille zurecht. „Pandas müssen davon ca. zehn Kilo am Tag essen. Und das kommt dann auch alles wieder raus.“
    „ Kein Wunder, dass Greta nicht die geringste Lust verspürte, ihre Arbeit zu erledigen“, entgegnet er erschöpft und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
    Nachdem das Auß engehege der Pandabären von sämtlichem Kot befreit ist, dürfen die Stars des Berliner Zoos an die frische Luft und sich dort von den Besuchern bestaunen lassen. Obwohl ihnen die kühlen Wände des Innengeheges besser gefallen, marschieren sie raus und legen sich in ein schattiges Plätzchen. Es gleicht einem Wunder, dass sie sich zusammen hinlegen. Mao-Mao war lange Zeit der einzige Pandabär im Zoo gewesen. Nach einigen Verhandlungen mit der chinesischen Regierung bekam der Zoo die Zusage für Yun-Yun. Nach der anfänglichen Freude machte sich pure Ernüchterung unter dem Zoopersonal breit. Yun-Yun konnte Mao-Mao zunächst nicht ausstehen. Ein halbes Jahr dauerte es, bis sie sich an ihn gewöhnt hatte und mittlerweile will sie nicht mehr ohne ihren Pandamann sein.
    Ich kö nnte mich problemlos den ganzen Tag vor das Gehege setzen, um meinen Schützlingen beim Schlafen oder Essen zuzuschauen. Schweren Herzens löse ich den Blick von den beiden Bären und begebe mich zurück zum Verwaltungsgebäude. Der Papierkram wartet auf mich. Auf dem Weg dorthin passiere ich das Nashorngehege. Mehrere Tierpfleger und unser Zooarzt Dr. Hulsenbeck stehen vor dem Geländer und sprechen angeregt miteinander. Ich nähere mich der Gruppe.
    „ Alles in Ordnung mit den Nashörnern?“, frage ich Joscha, einen der Pfleger, der mir am nächsten steht.
    „ Ja, nichts Wildes. Norbert hat eine Augenentzündung.“ Ich versuche, um die Tierpfleger herumzuschauen und erhasche einen Blick auf unseren Nashornbullen. Er sucht sein Gehege verzweifelt nach Futter ab.
    „ Muss er betäubt werden?“, frage ich meinen Kollegen besorgt. Bevor dieser jedoch antworten kann, dreht sich Dr. Hulsenbeck um. Er wendet seinen Augen von dem Klemmbrett ab, das er in der Hand hält, und nimmt seine Lesebrille von der Nase.
    „ Frau Berghausen! Was für eine Überraschung! Wie geht es den Pandabären?“ Die Gruppe teilt sich und gibt dem Veterinär den Ausblick auf mich frei. Überrumpelt von der Aufmerksamkeit, die plötzlich auf meiner Person ruht, schweige ich und spüre, wie meine Wangen puterrot anlaufen. Dr. Hulsenbeck und ich sind alles andere als gute Freunde. An einem meiner ersten Arbeitstage im Zoo habe ich ihn fast mit einem der Zoomobile über den Haufen gefahren, ihm Kaffee auf die Kleidung gekippt und seine Lieblingstiere, die Schimpansen, vor ihm beleidigt. Seitdem wurde unsere Beziehung nicht besser.
    „ Den Pandas, denen geht es sehr gut“, bringe ich hervor, als ich meine Sprache wieder finde. Ich versuche krampfhaft auf seine graumelierten Haare zu blicken und nicht in seine Augen. Er lächelt mich an. Es ist kein nettes Lächeln. Es ist dieses richtig arrogante Lächeln wie Gott es nur Ärzten und Anwälten geschenkt hat.
    „ Sehr schön. Sie
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