Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pandaglueck

Pandaglueck

Titel: Pandaglueck
Autoren: Sophia Berg
Vom Netzwerk:
den Kopf der französischen Dogge. „Was macht dein Hund eigentlich hier?“ Ich nehme ihn von meinem Schreibtisch und setze ihn auf den Boden. Sofort läuft Fridoliene zu Greta und bettelt bei ihr um Aufmerksamkeit.
    „ Ihre jährliche Tollwutimpfung steht an und Dr. Hulsenbeck erklärte sich bereit, sie ihr zu verpassen. So spare ich mir den Gang in die Klinik und das Geld.“ Ich höre ihr zu und fülle mir eine eigene Tasse Kaffee. Dr. Hulsenbeck ist unser Zootierarzt und gewiss nicht mein Freund. Aus diesem Grund verzichte ich auf weitere Nachfragen zu dem Thema. Greta sieht von ihrem Klatschmagazin auf und blickt mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    „ Lara, ein kleiner Tipp. Du solltest vielleicht weniger von Hochzeiten träumen, sondern dir einen Kerl schnappen und das Ding durchziehen.“ Ich nehme einen Schluck Kaffee und seufze. Diesen Rat gibt mir die richtige Person. Greta, Mitte 40, etwas rundlich, fünfmal verheiratet und mittlerweile fünfmal geschieden.
    „ Ich gehe davon aus, dass ich im Schlaf gesprochen habe?“ Ihr Gekicher bestätigt meine Vermutung. „Bevor ich heiraten kann, brauche ich erst einen Mann, der das auch machen möchte, und zwar mit mir.“ Meine Kollegin hört auf zu lachen und streicht sich eine ihrer kurzen, graumelierten Haarsträhnen wieder hinter das Ohr.
    „ Na hör mal, du hast die volle Auswahl alleinerziehender Väter direkt hier im Zoo. Tagtäglich führen die Prachtexemplare da draußen ihre Kinder vor und für dich als Tierpflegerin ist es ein leichtes die Herzen der Kleinen zu gewinnen. Wenn du das schaffst, ist der Weg in das Herz des Vaters ein Kinderspiel.“
    „ Was soll ich mit einem alleinerziehenden Vater? Der war höchstwahrscheinlich bereits verheiratet, hat die Schattenseiten erlebt und will einfach nur noch seinen Spaß. Ich werde als alte Jungfer sterben.“ Ich vergrabe mein Gesicht in meiner freien Hand und stöhne leise auf.
    „ Jungfer?“, fragt Greta irritiert nach.
    „ Also nicht ‚Jungfer‘ im richtigen Sinne, eher so im übertragenen Sinne“, stöhne ich durch meine Finger hindurch.
    „ Da bin ich aber beruhigt“, erwidert sie und blättert in ihrem Magazin herum. Ich nehme meine Hand von dem Gesicht. Das hätte ich nicht tun sollen. Mein Blick fällt geradewegs auf die Berichte, die sich auf dem Schreibtisch türmen. Berichte, über Berichte, über Berichte. Ich rümpfe die Nase. Ich bin Tierpflegerin und keine Bürokraft! Eine Tierpflegerin ohne Freund, schießt es mir durch den Kopf. Wäre Bürokraft mit Freund besser? Ich zögere kurz. Nein, ich liebe meinen Beruf. Trotzdem wäre ein Freund eine sehr schöne Zugabe. Das Problem liegt darin begründet, dass ich bereits so lange Single bin und dadurch jegliches Flirten verlernt habe. Jedes Mal, wenn mich ein Kerl ansieht, laufe ich puterrot an. Geschweige denn, dass ich zwei ordentlich aneinandergereihte Sätze von mir geben könnte.
    Die Situation stü rzt mich in eine wahre Verzweiflung. Zudem ist meine tägliche Tätigkeit nicht die begehrteste auf dem Singlemarkt. Wäre ich ein Tierpfleger, statt einer Tierpflegerin, sähe die Sache ganz anders aus. Meine männlichen Kollegen beklagen sich nie über ein zu langes Single-Dasein. Frauen scheinen voll darauf zu stehen einen Freund zu haben, der sehr gut mit Tieren umgehen kann. Wohingegen Männer diese Qualität nicht zu schätzen wissen.
    „ Oh mein Gott! Hast du das mitbekommen?!“ Ich sehe erschrocken zu meiner Kollegin auf. „Diese Bejonse hat sich die Haare abgeschnitten!“ Greta und ihre Klatschzeitschriften.
    „ Die Frau heißt Beyoncé“, erwidere ich und betone das E.
    „ Ist mir doch egal, wie ihr Name ausgesprochen wird! Die hat auf einmal kurze Haare. Steht ihr aber gut. Schau!“
    Sie hä lt die Zeitung hoch und zeigt mir ein Foto. Mit einem Nicken nehme ich das Bild zur Kenntnis.
    „ So eine Frisur stünde dir auch sehr gut.“ Während sie das sagt, blickt sie immer wieder zwischen mir und der Zeitschrift hin und her. Ich ignoriere ihre Aussage. Ich mag meine Haare so, wie sie sind. Aufwendige Frisuren und pflegeintensive Schnitte passen nicht zu meiner täglichen Arbeit. Immerhin verhindert ein teurer Conditioner nicht, dass ich am Ende des Tages Stroh- oder Bambushalme aus meinem Haar fummeln darf. Von daher kann ich mit gutem Gewissen auf ein ausgiebiges morgendliches Haarstyling verzichten und erfreue mich an meinen schulterlangen, dunkelblonden Haaren, die ich wie immer zu einem Pferdeschwanz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher