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0075 - Es geht um Kopf und Kragen

0075 - Es geht um Kopf und Kragen

Titel: 0075 - Es geht um Kopf und Kragen
Autoren: Es geht um Kopf und Kragen
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Wir brauchten Mark Coagan, weil er seinerzeit der Hehler der Millan-Gang gewesen war. Washington hatte uns deshalb ein Fahndungsersuchen geschickt.
    Die Millan-Bande hatte in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs den Personalmangel bei sämtlichen Wach- und Schließgesellschaften zu dreisten Einbrüchen in Warenhäuser und Speicher ausgenutzt. Gegen Personalmangel gibt es auch in der Kriminalistik kein Mittel. Deshalb war man zuerst reichlich machtlos gegen die Millan-Bande.
    Das änderte sich, als der Krieg vorbei war. Viele Soldaten kamen zurück und brauchten einen Job. Wie üblich in diesem Beruf meldeten sich viele ausgediente Soldaten und Berufsunteroffiziere, die nun endgültig die Pensionsgrenze erreicht hatten. Die Wach- und Schließgesellschaften wurden stärker, die Polizei bekam ebenfalls wieder neues Blut, um mit mehr Elan an ihre Aufgaben herangehen zu können - kurz, wenige Monate nach Kriegsende saß bereits die ganze Bande hinter Schloss und Riegel.
    Noch hatte die Millan-Bande keinen Mord begangen und also gab es weder ein lebenslänglich noch eine Todesstrafe im Prozess gegen die Gang-Mitglieder. Da sich die meisten vernünftig führten, wurden die ersten bereits 1949 wieder entlassen, die anderen folgten dann hübsch der Reihe nach, und der Boss selbst wurde im Frühjahr 1958 wieder auf freien Fuß gesetzt.
    Kurze Zeit später erhielt man gewisse Tipps, dass sich die Millan-Bande wieder neu organisiere. Ein paar Wochen darauf wurden auch schon die ersten Einbrüche gemeldet, die ganz in der Art der Millan-Bande waren. Also nahm man an, dass diese Burschen wirklich wieder arbeiteten und versuchte, an sie heranzukommen, was nicht ganz einfach war.
    Aber irgendwann stieß ein findiger Kopf auf die Tatsache, dass Mark Coagan in New York seinerzeit der beliebteste Hehler der Bande gewesen war. Wenn man diesen Mann auftreiben konnte, gab es vielleicht eine Möglichkeit über ihn an die Bande heranzukommen.
    Von nun an ging die Sache den üblichen Weg: FBI Washington sandte ein Fahndungsersuchen an FBI New York. Hier bekam es Mister High, unser Chef, in die Hände, sah den Dienstplan durch und entschied dann, dass sich Phil und ich um die Sache kümmern sollten.
    Sie sehen, es war ein ganz alltäglicher Anfang. Es war eine so alltägliche Routinearbeit, die da von uns verlangt wurde, dass Phil gähnte, als wir den Auftrag erhielten.
    Wenn wir Mark Coagan in diesem Acht-Millionen-Nest auftreiben wollten, mussten wir uns erst einmal über seine Person, seine Lebensgewohnheiten usw. informieren. Ich beauftragte also unseren alten Kontaktmann Neville, einen alten, vom Außendienst längst zurückgezogenen G-man, uns die Akten der Millan-Bande zu holen. Vielleicht konnte man daraus Näheres über Coagan erfahren.
    »Sicher!«, stöhnte Neville. »Die Akten! Meine Güte, heiliger Allah und seliger Lincoln! Dahin sind wir gekommen! Die G-men setzen sich ins Office und verlangen Akten! Papierkrieg! Als ob man mit der Schreibmaschine einen schießwütigen Gangster kaltstellen könnte! Himmel, nein, was für eine Schande, dass ich diesen Niedergang des FBI noch miterleben muss!«
    Wir grinsten nur, denn wir kannten unseren guten alten Neville schließlich. Er brummte weitere Verwünschungen in seine grauen Bartstoppeln, machte sich aber auf die Socken und tigerte ins Archiv. Nach zwanzig Minuten kam er mit einem Berg total verstaubter Akten zurück und knallte sie wütend auf meinen Schreibtisch.
    »Da!«, knurrte er bissig. »Lernt lesen oder was ihr sonst mit dem verfluchten Papierkram anfangen wollt! In meinen Augen seid ihr abgemeldet. G-men mit Akten und Papierkrieg! Dass die anderen schon alle lausige Bürokratenhengste geworden sind, damit habe ich mich langsam abgefunden. Aber dass ihr jetzt auch schon damit anfangt, das lässt mich an der Menschheit zweifeln!«
    Er marschierte empört wieder hinaus, nachdem er uns verkündet hatte, er werde jetzt sein zweites Frühstück einnehmen, und daran könnte ihn niemand hindern, jedenfalls nicht so ein paar dummköpfige, notorisch faule, imitierte G-men, wie wir es wären.
    »Er hat gestern Abend beim Poker verloren«, sagte Phil grinsend, nachdem Neville unser Office verlassen hatte. »Jedes Mal, wenn er abends beim Poker gewinnt, sind wir am nächsten Tag die besten, tapfersten, klügsten G-men, die es überhaupt gibt. Und wenn er verliert, möchte er am liebsten unser ganzes Districtgebäude mit einer mittleren Atombombe für den Hausgebrauch in die Luft
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