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Operation Cyborg

Operation Cyborg

Titel: Operation Cyborg
Autoren: Karl Riess
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Karte, damit wir hier so richtig neidisch werden«, griente Kantner in gespielter Abscheu. »Übrigens, Alfred weiß Bescheid. Ich war gerade bei ihm. Es reicht, wenn du ihm nachher die Karte gibst und dann deinen Otto unter den Wisch setzt. Hey, hast du gesehen, wir haben einen neuen Pförtner?«
    »Ja, ich hatte schon die Ehre. Rekrutiert ihr die Kerle mittlerweile von der Grundschule?«, lachte Krieger, dann fiel ihm noch etwas ein. »Bevor ich es vergesse: war Schwandtner gestern noch hier?«
    »Hab' ihn zwar nicht gesehen, aber seine Papiere sind unterzeichnet. Ich habe sie mir vorhin von seinem Schreibtisch geholt«, entgegnete Kantner. »Also, ja, um die Frage zu beantworten. Ich denke er war gestern hier. Du nicht?«
    »Hmm. Was? Nein. Ich hatte gestern Abend noch etwas zu erledigen«, antwortete Krieger nachdenklich.
    »Ja ja, eure Sauferei im Bäreneck«, sagte Kantner, aber Krieger antwortet nicht. »Ihr braucht nicht glauben, daß ich von soetwas nichts mitbekomme.«
    »Also ich war nicht da. Wie gesagt, ich hatte was zu erledigen«, betonte Krieger.
    »Wer's glaubt wird selig. Du hast immer noch ganz müde, rote Äuglein«, sagte Kantner augenzwinkernd und Krieger zuckte wieder mit den Schultern und setzte ein unschuldiges Gesicht auf. Wenn Kantner unbedingt glauben wollte, er wäre im Bäreneck gewesen – soll er doch.
    »Mach' nicht mehr so lange, sonst erwischt dich wirklich noch die Abrißbirne«, sprach Kantner schließlich und stand auf.
    Krieger lachte und stand auch auf. Beide Männer schüttelten sich noch einmal herzlich die Hände, dann ging Kantner zur Tür von Kriegers Büro. Dort blieb er nochmal stehen und dreht sich zu Krieger um.
    »Du meldest dich aber doch wirklich mal, oder?«, fragte er mit ernster Stimme.
    »Das werde ich. Versprochen«, antwortet Krieger.
    Als Kantner weg war, schaltete Krieger den Monitor seines Terminals an. Jemand mußte zwischenzeitlich seinen Rechner heruntergefahren und ausgeschaltet haben. Er startete ihn und wollte sich einloggen, doch sein Passwort war schon ungültig.
    Naja, die haben es ja eilig mich loszuwerden, dachte er ein wenig verärgert. Er schaltete seinen Rechner wieder aus und suchte seine Sachen zusammen und steckte sie in eine Plastiktüte. Viele Dinge waren es nicht. Das wichtigste waren die Unterlagen von Schwandtner zu den THOR Protokollen. Im ganzen nur 3 Blätter mit handschriftlichen Notizen. Die würde hier niemand vermissen. Krieger steckte sie ein. Dann verließ er sein Büro und lief ein letztes Mal in THORs Rechnerraum. Zwei Techniker waren bereits dabei, die Systeme zu deinstallieren. Zwei der schweren Festplattensysteme waren schon aus den Racks entfernt und auf einen Rollwagen geladen. Ein drittes Disk-Array war von einem Techniker aufgeschraubt worden. Scheinbar benötigten sie die Festplatten darin. Krieger sah es mit Entsetzen. Hätte er THOR nicht hier herausgeholt, würden diese Ignoranten ihn damit im mindesten beschädigt haben.
    THORs Kernroutinen waren zwar nicht auf den Disk-Arrays, aber wenn man bedachte, daß THOR bereits ein eigenes Bewußtsein besaß, dann käme das, was hier geschah, einer Lobotomisierung gleich – zumindest wenn THOR noch hier wäre!
    Einer der Techniker sah zu Krieger und nickte ihm respektlos zu, ohne sich weiter von seiner 'Arbeit' abbringen zu lassen. Krieger war das jetzt egal. Er verspürte grenzenlose Genugtuung und er war froh, daß er beim Migrieren gestern Abend THORs Core im PVS 'geshiftet' hatte. Hätte er das nicht getan, würde er einen Zwilling von THOR erschaffen haben, wie er jetzt wußte. Das 'Shiften' hatte dafür gesorgt, daß das System hier seit gestern mehr oder weniger nur noch ein leerer Kern war – im wahrsten Sinne des Wortes. Genaugenommen war es exakt diese Handlung gewesen, die seine Tat zum Akt der Sabotage machte – oder gemacht hätte, würde man THOR weiter betreiben wollen. Sicherlich, als Expertensystem würde sich die Heuristik auch so noch nutzen lassen. Sie konnte für verschiedene Szenarien Ergebnisse und Lösungen ausspucken. Aber THORs Persönlichkeit und damit der eigentliche Grund für seine Effizienz war nun in der Anlage Ehrenbreitenstein. Also genau dort wo Tom und Jazz gerade dem Killerroboter entgegentraten.
    *
    Das grelle Licht auf der Plattform blendete Dimitri nur für einen kurzen Moment. Es war mehr der Schrecken über den hellen Lichtschein, der ihn für eine Sekunde erstarren ließ. Er kniff die Augen zusammen und schielte zu dem Mann
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