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Operation Cyborg

Operation Cyborg

Titel: Operation Cyborg
Autoren: Karl Riess
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Tom stöhnte auf. Sein Pullover war eingerissen und sog das Blut auf, das aus der Wunde quoll.
    »Du hast Glück gehabt«, kommentierte Jazz nach kurzer Begutachtung der Wunde. »Ein Streifschuß.«
    »Wie Glück fühlt es sich aber gar nicht an«, entgegnete Tom wehleidig.
    »Warum bist du hierher gekommen?«
    Klang sie gerade wütend?
    »Es war ausgemacht, daß du draußen wartest«, fügte sie im gleichen Tonfall hinzu.
    »Naja, als dieser Typ auftauchte...«, setzte Tom an.
    »Mit dem wäre ich auch so fertig geworden, wie du gesehen hast«, unterbrach sie ihn und es klang immer noch tadelnd. Tom blickte zu dem Körper des Mannes. Er lag regungslos und in unnatürlicher Haltung auf dem Boden – verdreht wie eine Marionette, der man die Fäden abgeschnitten hatte.
    »Ich habe mir eben Sorgen um mein Robomädchen gemacht. Ist das verboten?«, meinte Tom und preßte, mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck, erneut seine Hand auf die Wunde. Endlich lächelte Jazz und auch Tom versuchte sich an einem Lächeln. Und so blieben die beiden noch einen kurzen Moment voreinander knien.
    In einem alten, ausgedienten Atombunker – im schwachen Schein einer Lampe – lächelten sich ein Cyborg und ein Mensch schweigend an.
     
    Ende Teil 2
     

Epilog
    Tom, Jazz und Werner Krieger standen in der heißen Nachmittagssonne am Freitag den 13. auf dem Parkplatz einer Pension vor dem alten schwarzen Golf. In dieser Pension, unweit des Stadtkerns wohnte Werner Krieger seit er vor einem Jahr seine Wohnung in Wallersheim gekündigt und sein Auto verkauft hatte. Ursprünglich wollte er sich eine Wohnung unweit des IT-Amts mieten, aber er war damals nicht auf Anhieb fündig geworden und so verlängerte sich sein Aufenthalt in der Pension Woche um Woche, dann Monat um Monat. Nach und nach hatte er sich an das Wohnen in dem kleinen Zimmer gewöhnt und darüber die Wohnungssuche irgendwann ganz vergessen – oft war er sowieso nicht hier.
    Tom trug einen dicken Verband an seinem rechten Arm, den er zusätzlich noch in einer Schlinge stützte. Man sah Tom die Anstrengungen der letzten Stunden deutlich an. Er wirkte erschöpft und müde. Seine Kleidung war dreckig und mit Blutflecken übersät. Seine Haare klebten unförmig an seinem Kopf. Trotzdem strahlte aus seinen Augen Zufriedenheit. Aber Werner Krieger wußte nur zu gut, daß die Schußwunde an Toms Arm ihn noch gehörig piesacken würde, sobald die Euphorie über die vergangenen Abenteuer abgeklungen wäre.
    Tom und der Cyborg hatten eine Höllenarbeit hinter sich gebracht, als sie die Spuren des Kampfes verschwinden lassen mußten. Der Mann, den Jazz an der Wand zerschmettert hatte, war tot, also kümmerten sie sich zunächst um die Reste des 'Drei-Achter'. Er war im riesigen Ventilator der Luftumwälzungsanlage förmlich geschreddert worden. Jazz kletterte in den Tunnel und barg alle größeren Teile des Cyborgs. Torso und Kopf waren weitestgehend intakt geblieben nur die Extremitäten waren ausgerissen. Tom befiel Ekel, als er sah, daß der Cyborg immer noch online war. Die auf bösartige Weise rot glühenden Augen starrten sie aus dem zerstörten Gesicht heraus an, bis Jazz ihm endlich die CPU entfernte und den Killerroboter damit endgültig abschaltete. Sie schnitt dazu in die Kopfhaut schräg über dem Ohr mit einem Messer auf und klappte sie hoch. Tom hatte würgen müssen, aber er nahm sich zusammen und zwang sich weiter zuzuschauen. Eine runde Klappe zeichnete sich auf dem Metallschädel ab: der CPU-Schacht des Cyborgs. Jazz hebelte die Klappe auf, drehte den CPU-Schlitten eine halbe Drehung nach links und zog ihn heraus. Sofort erloschen die rot glühenden Augen des Cyborgs. Jazz blickte einen flüchtigen Moment auf die CPU. Es war eine etwa 8 Zentimeter lange und drei Zentimeter breite Platine mit einem großen, schwarzen Siliziumbauteil darauf. Tom konnte die CPU nur kurz sehen, dann hatte sie Jazz auch schon in einer ihrer Taschen verschwinden lassen. Ihre Mine war die ganze Zeit über unbeweglich geblieben, aber Tom fragte sich unweigerlich, ob es ihr nicht doch etwas ausmachte, den anderen Cyborg auf diese Weise quasi getötet zu haben. Immerhin handelte es sich sozusagen um ihre eigene Spezies, die sie hier terminiert hatte.
    Nachdem sie alle größeren Teile des Cyborgs geborgen und auf einen Haufen gelegt hatten, nutzte Jazz den Feuerwehrschlauch der Brandschutzvorrichtung, die sich unterhalb der Plattform befand, um Blut und Gewebe von den Tunnelwänden und dem
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