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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
Autoren: Magali Ségura
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Der Mann lag ausgestreckt auf einem fremden Bett. Er hatte Heimweh. Tiefe Atemzüge wölbten seine Brust. Die Angst davor, seine Ideale zu verlieren, ja, alles, was sein Leben ausm achte , erfüllte ihn. Denn er kannte die Gefahren der Zukunft.
    Während er blicklos die niedrigen Deckenbalken des stillen Zimmers anstarrte, dachte er an ein Buch, das er in Händen gehalten hatte. Ein kleines, aber großartiges Buch, das die Erinnerungen eines wahrhaft bemerkenswerten Königs barg. Dessen Worte hatten ihn so sehr verstört, dass er ganze Abschnitte fehlerlos rezitieren konnte. Aber welchen Nutzen konnte er aus diesem Wissen ziehen? Die gerundete, bedächtige Schrift des Bettlers, der zum Herrscher geworden war, erschien wieder vor seinem inneren Auge:
    Die Gottheiten haben gewiss schon ihren Kämpen erwählt. Schon vor seiner Geburt … Nach welchen Merkmalen? Das wüsste ich gern.
    Mein Gegner war ein Koloss von einem Mann, eiskalt und gefürchtet. Wenn er sein Schwert zog, erzitterte Pandema. Er hatte sich seine Stellung durch ein Blutbad erobert. Die Zahl seiner Verbrechen war unermesslich. Manchmal kann ich noch immer nicht glauben, dass ich es gewagt habe, ihm die Stirn zu bieten – und dass ich gewonnen habe!
    Wie wird wohl der nächste Jünger des Hexergeists Ibbak sein? Über welche Macht wird er verfügen, da sein Gebieter doch so viel von seiner Kraft verloren hat? Fragen über Fragen, Fragen ohne Antwort.
    Mein Schwert ist beim Tode meines Gegners erloschen. Es war im letzten Moment für meinen Kampf mit ihm entworfen worden. Die Feen hatten diese Waffe mit ihrer Macht und meinem Glauben geschmiedet. Als mein Gegner sich näherte, nahm das Schwert eine weiße Färbung an, um mich zu warnen, und es schien zu brennen, als ich gegen ihn kämpfte. Ich habe noch nie eine Waffe so sehr geliebt und bewundert. Doch ich glaube nicht, dass sie ihr Licht wiedererlangen wird. Die Feen werden beim nächsten Mal über andere Mittel verfügen, um ihre menschlichen Verbündeten zu schützen.
    Der Mann seufzte. Die Feen werden über andere Mittel verfügen. Welche denn? Das fragte er sich immer wieder. Mit Zaubermitteln hatten ihm die Feen noch nie geholfen!
    Er hätte sich gewünscht, ihre Schleier aus weißem Dunst erscheinen zu sehen, um sie fragen zu können, worin ihre Kraft bestand, welche Möglichkeiten sie hatten. Ihm gingen dieselben Fragen durch den Kopf wie Enkil. Auch die Sorgen und das Gefühl der Einsamkeit waren ihnen gemeinsam. Doch er war nicht so allein auf der Welt, wie der alte König es gewesen war. Seine Frau wartete unten mit dem Frühstück auf ihn. Er hatte sie ohnehin schon zu lange warten lassen. Wie sollte er mit anderen Menschen ein derart belastendes Geheimnis teilen? Wie konnte er verkünden, dass vielleicht das Ende der Welt drohte? Wie den Kämpen warnen? Denn er kannte ihn! Er wusste ganz genau, wer es war! Und dieses Buch, der Quell seiner Sorgen, zwang ihn, schwierige Entscheidungen zu fällen. Wie konnte er so stark wirken, wenn er sich doch so schwach fühlte? Die Rolle, die ihm zugefallen war, überforderte ihn.
    Er kratzte sich am Bart und stand auf. Er war hier, um zu handeln und dem Kämpen zu helfen– das war der einzig wahre Zweck seines Daseins.

Ein einfacher Umweg
    Diener waren geschäftig an den Backöfen zugange, Hunde bellten, als ihr Futter gebracht wurde, und ein Mann pfiff in den Wirtschaftsgebäuden lässig vor sich hin.
    Andin warf seine Haare zurück und gab sich gleichgültig und selbstsicher, als er den unteren Hof des Palasts überquerte. In den Stallungen der Adligen herrschte eine gewisse Unruhe. Hufschläge und Wiehern zogen Andins Aufmerksamkeit auf sich, während er geradewegs in die Richtung ging, aus der er den Lärm vernahm.
    Ein mit den Zügeln an einen Pfosten gebundenes Pferd mit wunderbar glänzendem Fell wehrte sich gegen jeden Annäherungsversuch eines jungen Stallburschen. Er wusste geschickt mit der Peitsche umzugehen und versuchte mit großem Mut, jedoch ohne Erfolg, die Mähne des widerspenstigen Tiers zu kämmen. Andin begriff plötzlich, dass seine Stute für all diesen Lärm verantwortlich war.
    » Nis!«, rief er ihr zu.
    Sie drehte sich um und war ganz verblüfft, auf frischer Tat bei ihren Flausen ertappt worden zu sein. In ihren schönen, pechschwarzen Augen schien ein unschuldiges Licht auf.
    Sie war nicht die Einzige, die überrascht war: Andins harscher Tonfall hatte dem jungen Knecht einen Schrecken eingejagt. Gewiss war er es gewohnt,
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