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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr
Autoren: Renee R. Picard
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Taylor: »Ma’am, man hat im Schlafzimmer
auf Sie geschossen, Sie haben eine Menge Blut verloren. Wir haben Fotos vom
Tatort, wenn Sie sich die gern ansehen...«
    Doch Santoro wehrte mit einer Handbewegung ab. »Nein,
das müssen wir Miss Walles jetzt nicht zumuten. Wenn sie keine genaue
Erinnerung hat, macht eine weitere Befragung zu diesem Zeitpunkt wenig Sinn.«
    Er erhob sich und bedeutete Taylor, ihm zu folgen. »Wir
möchten Sie heute nicht weiter belasten, Miss Walles. Wir kommen morgen wieder
und setzen dieses Gespräch fort, vielleicht fällt Ihnen bis dahin ja noch etwas
ein.« Er wollte gehen, da richtete ich mich ein Stück im Bett auf und rief ihm
leise hinterher: »Was ist mit Daniel? Wann kommt er wieder frei?«
    Doch Santoro drehte sich nicht einmal um.
     
    Schließlich konnten meine Eltern mich für einige
Minuten besuchen, die Besuchszeit war fast vorbei und ich war erstaunt, wie
sehr mich der kurze Termin mit den Polizisten erschöpft hatte.
    Meine Mutter setzte sich auf den Stuhl neben meinem
Bett, nahm meine Hand und hielt mich fest. »Mein kleines Mädchen, du hast uns
einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Kannst du dich erinnern, was genau
passiert ist?«
    Auch mein Vater kam zu uns und stellte sich hinter
meine Mutter, legte ihr beide Hände auf die Schultern und streichelte sie
beruhigend. So sehr die beiden sich manchmal auch stritten, sie waren dennoch
ein Ehepaar, dass sich von ganzem Herzen liebte. Als ich sah, wie sehr mein
Vater um uns alle, aber besonders um seine Frau, besorgt war, wurde mir warm
ums Herz und ich lächelte.
    Ganz tief in meinem Innern fragte ich mich, ob es mit
Daniel jemals möglich sein würde, so eine Beziehung zu führen. Manchmal war er
so zärtlich und liebevoll, dass ich mir eine gemeinsame Zukunft gut vorstellen
konnte, doch Daniel hielt noch immer einen großen Teil seiner Gedanken von mir
fern und vermied jedes Gespräch über seine Vergangenheit. Ich nahm an, dass er
Schlimmes erlebt hatte, aber auf gar keinen Fall mein Mitleid wollte. Doch
begriff er, dass in seiner Vergangenheit auch der Schlüssel zu seiner, zu unserer
Zukunft lag? Ich vermisste ihn in diesem Moment so sehr, dass es mir körperlich
wehtat.
     
    Als die Ärztin um Punkt sieben wieder in das Zimmer trat,
erhob sich meine Mutter langsam und mein Vater strich mir zärtlich besorgt über
die Wange. »Bis morgen, meine Kleine. Ruh dich jetzt aus. Wir wohnen im Ritzman
Hotel. Falls du irgendetwas brauchst, ruf einfach an oder sag den Bodyguards
Bescheid. Die bleiben ständig hier, zu deiner Sicherheit.«
    Meine Mutter strich mir noch einmal über die Haare. »Schlaf
schön, meine Süße.« Mit diesen Worten küsste sie sanft meine Stirn und ich
vermeinte, eine Träne in ihrem Augenwinkel zu erblicken. Doch sie drehte sich
rasch weg.
    Zuletzt verabschiedete sich Corinne von mir. Sie
wartete, bis meine Eltern den Raum verlassen hatten und stellte sich dann an
mein Bett. »Bis morgen, Schwesterherz. Träum nicht wieder solchen Mist
zusammen, du siehst immer noch ganz durcheinander aus.«
    »Weißt du, wo Daniel jetzt ist? Kannst du ihm sagen,
dass es mir gut geht?«, fragte ich kläglich.
    »Ich glaube es nicht! Wieso machst du dir um den solche
Sorgen? Du bist doch diejenige, die hier im Krankenhaus liegt, nicht er. Die
Polizei hat ihn gestern festgenommen, vor allem auf Drängen von Dad. Aber wenn
sie innerhalb von vierundzwanzig Stunden nichts gegen ihn gefunden haben, ist
er wohl wieder frei, nehme ich an.«
    Meine Erleichterung musste mir ins Gesicht geschrieben
sein, denn Corinne fuhr ungehalten fort: »Bist du sicher, dass er mit der
ganzen Sache nichts zu tun hat? Du warst total wütend auf ihn, als du abgereist
bist. Habt ihr das mit eurer Verlobung wenigstens vorher geklärt?«
    Ratlos zuckte ich die Schultern. »Ich kann mich nicht
erinnern, aber hoffentlich fällt mir alles bald wieder ein.«
    Hatten wir darüber gesprochen? Und wenn ja, mit welchem
Ergebnis?

Montag, 25. Juni 2012
     
    Ich erwachte von dem Gefühl, beobachtet zu werden. In
meinem Zimmer was es stockdunkel, nur die zahlreichen Geräte blinkten und piepsten.
Es dauerte einen Moment, bis ich mich orientiert hatte und wieder wusste, wo
ich mich befand.
    Atemlos lauschte ich in die Dunkelheit und versuchte
auszumachen, was mich geweckt hatte. Dann spürte ich, wie eine warme Hand über
meinen Unterarm strich. Vor Schreck stellten sich meine Härchen unwillkürlich
auf.
    »Juliet, Baby, bist du wach?«, wisperte
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